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Windpark Was wird aus Kollateralschäden?

Wenn demnächst der Windpark Gagel in Betrieb geht, fangen die Probleme für viele der Anlieger erst richtig an.

Von Ralf Franke 07.12.2016, 00:01

Dewitz l Die 16 Windräder, die sich bald zwischen Dewitz, Gagel sowie Lückstedt drehen sollen, sind fast fertig montiert. Die wochenlange Belastung durch den Schwerlastverkehr, der sich von der B 189 über die L 12 durch kleine Dörfer und über enge Straßen zwängte, weil der Landkreis Salzwedel die Fahrten über die B 190 boykottierte (wir berichteten), ist damit erst einmal Geschichte.

Zur Erinnerung: Bei dem Typ Windräder, die Investor Procon aufbauen ließ, bestehen die fast 150 Meter hohen Türme nicht aus Stahlröhren, sondern aus vielen Beton-Halbschalen-Segmenten, die vor Ort montiert werden. Das erklärt die massenhaften Transporte.

Nach dem Aufatmen, das vor allem mit dem Ende der nächtlichen Lärmbelästigung eingesetzt haben dürfte, beginnt jetzt das Wunden lecken. Denn die Kollateralschäden, die viele Anlieger befürchten oder schon angezeigt haben, sind oft noch größer als ohnehin befürchtet.

Insbesondere für die Häuser dicht an den Kopfsteinpflasterstraßen in Drüsedau und Dewitz waren wahrscheinlich nicht einmal die beladenen Schwerlaster das Problem, sondern die leeren Fahrzeuge auf ihrer Rücktour. Dann sorgten die schwingenden Achsen der Sattelauflieger für Erschütterungen, die von den Straßen auf die Häuser übertragen wurden. Einige Immobilien bekamen Rissen, in anderen fielen die Fliesen von den Wänden.

Als die ersten Proteste laut wurden, hatte Höhe-Bürgermeister Bernd Prange montiert, dass bei einer Investition von fast 100 Millionen Euro die Geschädigten nicht im Regen stehen dürfen. Procon hatte sich zwar nicht zu Entschädigungen verpflichtet, aber zugesagt, Schadensfälle zu prüfen. Prange will das Prozedere jetzt beschleunigen und fordert Hauseigentümer auf, neben den Fällen, die bereits bekannt sind, ihm noch in dieser Woche weitere mögliche Schäden zuzuarbeiten.

Was aus den Straßen wird, vermag das Gemeindeoberhaupt nicht zu sagen. Bemühungen bei der Landesverwaltung, die Route für den Schwerlastverkehrs zu überdenken und Hilferufe an den Landkreis Stendal verliefen offenbar im Sande. Vielmehr wurde immer wieder betont, dass sich alle Verantwortlichen an geltendes Recht gehalten hätten und die Lkw mit ihrer schweren Fracht schließlich nicht fliegen könnten.

Die Landesstraßenbaubehörde hatte schon bei der Einwohnerversammlung im Sommer durchblicken lassen, dass das Budget für den Straßenunterhalt kaum den normalen Jahresbetrieb reiche. Und Straßenzustandserfassungen hat es vor der Dauerbelastung offenbar auch nicht gegeben. Vor allem Dewitzer beklagen, dass sich das große Kopfsteinpflaster der Ortsdurchfahrt in den vergangen Wochen aufgerichtet habe. Ob das bewiesen und den Schwertransporten zugesprochen werden kann, ist allerdings fraglich.