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Wolfsichtung Schnappschüsse am Morgen

Seit sieben Jahren hat Thomas Musche eine Wildkamera im Revier Neukirchen, jetzt hielt sie zum ersten Mal Wölfe fest.

Von Karina Hoppe 03.03.2017, 23:01

Wische l Gehofft hat Thomas Musche es schon, irgendwie darauf gewartet, denn Sichtungen von Wölfen gibt es etliche in der Wische. Als der Jäger aber vor ein paar Tagen wie gewohnt im Neukirchener Wald den Kamerachip anschaute, gab das doch einen Ruck. „Ich war richtig erschrocken, hab mich instinktiv erstmal umgeschaut.“ Aber da war kein Wolf mehr, also nochmal zurückspulen. Die Bilder, die Musches Wildkamera aufgenommen hat, zeigen an einem Morgen kurz nach 7 Uhr zunächst vorbeihuschendes Damwild. Und dann, Sekunden später, einen Wolf, zwei Wölfe. Tatsächlich.

Welches Geschlecht? Wie alt? Vom Wolfskompetenzzentrum Iden und weiteren dahinterstehenden Fachleuten erhofft sich Musche ein paar nähere Angaben. Aber nur so vom Foto... schwierig bis unmöglich. Dr. Martin Trost, Biologe beim Landesumweltamt in Halle, hält sich mit Einordnungen zurück. Er horcht aber auf, als er erfährt, dass gleich zwei Wölfe unterwegs waren. Es könnte sich um Tiere handeln, die gemeinsam von einem Rudel abgewandert sind – oder gar noch zu einem Rudel gehören. Aber die nächsten Rudel nach aktuellem Stand befinden sich in den Zichtauer Bergen, der Klietzer Heide und im Gartower Raum. „Das ist ja schon ein Stück.“ Einmal mehr heißt es deswegen: „Es besteht auch die Möglichkeit, dass es Wolfsrudel gibt, von denen wir nichts wissen.“ Trost bringt den Seehäuser Forst ins Spiel, der im so genannten Monitoringbericht, für den Trost mit verantwortlich zeichnet, als Verdachtsgebiet eingestuft wird. „Allerdings gab es von dort in letzter Zeit keine Meldungen mehr.“ Mit diesen Meldungen sei es ohnehin so eine Sache. Längst nicht jede Sichtung erreicht das Amt und sei sie noch so spektakulär. „Und dann gibt es auch eine Reihe von unseriösen Meldungen.“ Wölfe, die ganz woanders aufgenommen wurden, werden hier verortet. Dann gibt es auch noch freilaufende Wolfshunde.„Da ist gar nicht immer so einfach, zu unterscheiden.“

Was die Bilder aus Musches Wildkamera betrifft, ist Trost an detaillierteren Daten interessiert. „Wir müssen genau wissen, wo das war.“ Denn grundsätzlich seien Wildkameras eine super Datenquelle. Die Männer wollen sich nun austauschen. „Dabei wird der Datenschutz sehr ernst genommen“, so Trost. Aus Angst vor Diebstahl oder Vandalismus ist Musche natürlich daran gelegen, dass der Ort geheim bleibt. Die Kamera, die der Jäger hauptsächlich zur Kontrolle des Schwarzwild-Bestandes aufgehängt hat, habe ihm schon gute Dienste erwiesen.

Musche selbst würde seine Haltung gegenüber dem Wolf in der Mitte verorten. Weder malt er angesichts des neuen Räubers den Teufel an die Wand, noch fällt er dem Wolf um den Hals. Dem Jäger tue es nicht um das Scharzwild oder die Rehe leid, die der Wolf reißt – „davon haben wir genug“. Eher habe der Neukirchener Mitleid mit den Nutzviehhaltern. Der Wolf unterscheide nun mal nicht zwischen Reh und Schaf. Wenn er aber irgendwann ins Jagdrecht aufgenommen wird und „ab und an eine auf den Pelz bekommt“, lerne der Wolf vermutlich den Respekt vorm Menschen – „jetzt hat er ja null Respekt.“

 

Bei Fragen und Hinweisen rund um den Wolf bitte beim Wolfskompetenzzentrum melden, Telefon 039390/64 80(-64 81) oder 0162/3 13 39 49.