Arendsee 1200 Jahre Arendsee: Mythen und Sagen sind nicht in Vergessenheit geraten
Wissenschaftliche Entwicklungen, archäologische Entdeckungen und informative Veranstaltungen: Mit dem Arendsee sind belegbare Fakten verbunden. Der Ausblick auf das Jubiläum – der Erdfall von 822 jährt sich 2022 zum 1200. Mal – macht aber auch einen Rückblick auf Sagen interessant.

Arendsee - West-Ost-Ausdehnung 3,3 Kilometer und Nord-Süd-Ausdehnung 2 Kilometer: Dies sind Arendsee-Details, die sich genau ermitteln lassen. Bei Sagen ist es wesentlich schwieriger, jeder Einzelheit exakt auf den Grund zu gehen. Trotzdem beschäftigten sich Menschen auch mit diesen Dingen. Und das bereits seit Jahrhunderten. Besonders häufig spielt dabei die versunkene Mühle eine Rolle. Die damit verknüpfte Sage, ein Müller Arend sei Besitzer gewesen und dies in den Zusammenhang mit dem Namen des Gewässers bringt, ist im Alltag allgegenwärtig. So gibt es einen Müller-Arend-Weg, aus dem See geborgene Mühlsteine (1983 und 2000) stehen im Klosterareal und auf der Internetseite www.stadt-arendsee.de wird das Thema mit einem vom Filmcamp erstellten Video aufgegriffen. Den Kern bildet ein vom Amtmann Albrecht Ludwig Walter niedergeschriebener Seeeinbruch vom 24. November 1685.
Ein Windmühlenberg samt Windmühle sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen stürzten in die Blaue Perle. Dieses Ereignis regte zu der Sage an, das bildlich auf einem Kasten der Avacon an der Molkereistraße dargestellt wurde.
Eine größere Verbreitung in Buchform konnte vermutlich mit der Sage vom Arendseer Schloss erreicht werden. Allerdings gibt es direkt im Luftkurort darauf derzeit öffentlich keinen Hinweis. Die weltberühmten Brüder Grimm veröffentlichten 1816/18 in zwei Teilen das Werk „Deutsche Sagen“. Und dort ist der Arendsee, genauso wie beispielsweise der Rattenfänger von Hameln, erwähnt. An der Stelle der Blauen Perle soll sich einst ein großes Schloss befunden haben. Dies ging demnach urplötzlich unter. Nur eine Frau und ein Mann seien davon gekommen. Sie habe bei der Flucht gerufen: „Arend, see!“. Arend soll der Name des Mannes gewesen sein. Vieles beruht natürlich auf Spekulation, genauso wie der weitere Verlauf der Sage. Denn die Stadt Arendsee soll nach dem Mann aus dem Schloss benannt sein.
Zettel mit einer besonderen Warnung
In dem Buch steht noch mehr dazu. So hätten einst Wagemutige vorgehabt, den Seegrund mit einem Seil zu erreichen. Als sie es wieder hochzogen, befand sich dort ein Zettel, auf dem gestanden haben soll: „Lasset ab von eurem Unternehmen, sonst wird euerm Ort widerfahren, was diesem geschehen ist.“ Als Quelle für die Sage wird im Buch eine mündliche Überlieferung angegeben. Die Geschichte wurde wohl einst, besonders vor der Buch-Veröffentlichung der Brüder Grimm, von Generation zu Generation weiter gegeben und besteht auch aus dem Hinweis: Bei besonders hellem Sonnenschein lassen sich angeblich im Wasser alte Mauerreste entdecken. Diese Sage zeigt, wie besondere Ereignisse die Fantasie anregen können. Und es gibt passend dazu auch einen kurzen Text, der einst auf Postkarten gedruckt wurde und in dem auch von einem Arendseer Königskind die Rede ist.
Wissenschaftler setzen hingegen auf Fakten. Bei Archäologen wecken aber ebenfalls Mauerreste, die entdeckt wurden, das Interesse. Der Seegrund wird diesem Jahr bekanntlich weiter erforscht. Dabei könnte geklärt werden, ob es neben der Mühle weitere Bauwerke gab, die im See, vielleicht beim Erdfall 822, versunken sind. Dem Mythos einer fränkischen Warte, die einst auf der heutigen Wasserfläche gestanden haben soll, wird nachgegangen. Die Ergebnisse sind offen, über mögliche Erkenntnisse soll die breite Öffentlichkeit aber im Jubiläumsjahr 2022 informiert werden. Dies hatte der Archäologe Dr. Sven Thomas im Gespräch mit der Volksstimme erklärt. Auch die Einheitsgemeinde, das Landesamt für Bergbau und Geologie sowie die Arbeitsgemeinschaft „Der Arendsee“ wollen sich mit einbringen. Zudem läuft derzeit ein Ideenaufruf, der im Internet unter der Adresse www.stadt-arendsee.de einsehbar ist.
