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Grabungen Spektakuläre Entdeckung

Der Archäologe Andreas Neubert entdeckte die Überreste des Fundamentes des Neuen Tores.

Von Antonius Wollmann 24.07.2015, 01:01

Salzwedel l Als erfahrener Archäologe hatte Andreas Neubert bereits eine Vorahnung. Die Bauarbeiten in der Neutorstraße, so sein Gefühl, könnten einige interessante Funde zu Tage fördern. Am Mittwochmorgen war es endlich so weit: Zwischen der Gaststätte „Eisen Carl“ und der Comeniusschule legten die Bauarbeiter in zwei Metern Tiefe Teile des Fundamentes des im Jahre 1867 abgerissenen Neuen Tores frei.

„Es war relativ klar, dass wir früher oder später Reste des Stadttores entdecken, weil die Baustelle sich immer mehr seinem ursprünglichen Standort genähert hat“, sagt der Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie und Denkmalschutz. Er begleitet seit Anfang Juni den Straßenbau wissenschaftlich. Umso wachsamer hätte er die Bauarbeiten verfolgt.

„Am Mittwoch habe ich dann bemerkt, dass der Bagger auf eine sensible Stelle gestoßen ist“, beschreibt Andreas Neubert den Moment der Entdeckung. Sofort habe er den Fund in Augenschein genommen. Viel Zeit blieb dem Archäologen nicht, um das alte Mauerwerk zu analysieren. Schließlich mussten die Arbeiten weitergehen. Mittlerweile ist die Stelle wieder geschlossen. Von der großen Bedeutung des freigelegten Fundamentes ist Andreas Neubert überzeugt. „Der Fundort spricht sehr dafür, dass es sich um Überreste des Stadttores handelt“, sagt Andreas Neubert. Allerdings sind nur noch Fragmente erhalten. Die rege Bautätigkeit der vergangenen Jahrzehnte hatte auf das alte Mauerwerk keine Rücksicht genommen. Deutlich sichtbar mussten die Grundmauern etwa Rohrleitungen weichen. Dennoch liefern die Überreste einige Erkenntnisse. Sie bestätigen die Annahme, dass in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Ausbau der städtischen Befestigungsanlagen vorgenommen wurde.

So besteht das freigelegte Fundament offensichtlich aus zwei Teilen. Den ersten bilden massive Feldsteine. Als zweite Schicht schließen sich Ziegelsteine im sogenannten Klosterformat an. „Die Feldsteine weisen auf ein erstes Gebäude hin, das später vergrößert wurde“, sagt Andreas Neubert. Lothar Mittag vom Danneil-Museum bestätigt diese These: „Das Neue Tor wurde im Jahre 1341 zum ersten Mal erwähnt. Um das Jahr 1450 wurde es dann ausgebaut. In dieser Phase entstand ein Backsteinbau“, bemerkt Lothar Mittag. Es ähnelte dabei dem Neuperver Tor, das im Jahr 1477 ausgebaut wurde.

Das Neue Tor war ein wichtiger Bestandteil der städtischen Befestigungsanlagen. Komplettiert wurde es von einem vorgelagerten Einlasspunkt, der sich etwa auf der Höhe der heutigen Comeniusschule befand, und einer Zugbrücke. „Die Stadttore sollten ja vor allem ungebetenen Gästen den Weg in den Ort versperren. Mit Hilfe eines Vorpostens konnte der Zugang in die Stadt viel besser kontrolliert werden“, erläutert Neubert im Gespräch mit der Volksstimme.

Allerdings ist nicht bekannt, wann genau das ursprüngliche Neue Tor errichtet wurde. Von der ersten Erwähnung einmal abgesehen, liegt die Entstehungsgeschichte weitgehend im Dunkeln. An dieser Stelle kann die neueste Ausgrabung nicht weiterhelfen. „Wir haben leider kein Material gefunden, mit dem man eine genaue Datierung hätte vornehmen können“, erklärt Andreas Neubert.

Fest steht hingegen, dass die Befestigungsanlage im Laufe der Jahrhunderte Stück für Stück reduziert wurde. Die Zugbrücke wurde im Jahre 1653 abgebaut, das Vortor im 18. Jahrhundert abgerissen. Das Neue Tor musste im Zuge der Ausdehnung Salzwedels im späten 19. Jahrhundert weichen. Einzig die 1803 errichtete Torwache ist bis heute erhalten geblieben.

Die archäologischen Ausgrabungen werden noch bis in den Herbst fortgesetzt. „Nach dem Ende der Arbeiten werden die Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorgestellt“, sagt Andres Neubert. Wahrscheinlich wird dies im Rahmen eines Vortrages im Danneil-Museum geschehen.