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Willkommen Wohnort Sylt – Geburtsort Salzwedel

Mare, Mart und Mads Freund wachsen auf der Insel Sylt auf. In ihren Ausweisen wird jedoch Salzwedel als Geburtsort stehen.

Von Uta Elste 07.08.2015, 03:00

Thüritz l Mads kuschelt sich etwas schlaftrunken in die Arme seiner Mama Susann. Am vierten Tag nach seiner Geburt trat der jüngste Sprössling von Sebastian und Susann Freund seine erste große Reise an: 380 Kilometer vom altmärkischen Thüritz, wo ihn Großeltern und Urgoßeltern willkommen hießen, nach Westerland auf Sylt. Dort lebt die junge Familie, zu der auch noch Mads Geschwister Mare (9) und Mart (3) sowie Dalmatinerdame Lola gehören.

Susann Freund, geboren in Salzwedel, wie ihre drei Kinder, und aufgewachsen in Thüritz, kam vor Jahren mit ihren Eltern im Urlaub zum ersten Mal nach Sylt. Nach ihrer Ausbildung zur Kosmetikerin klappt es dort nicht nur mit einer Arbeitsstelle, sondern auch mit der großen Liebe.

Sebastian Freund, eigentlich gebürtiger Berliner, zog im Alter von sechs Jahren mit Eltern und Bruder auf die Nordseeinsel, die in erster Linie als Feriendomizil der Reichen und Schönen bekannt ist. „Dort leben aber auch Menschen mit ganz normalen Einkommensverhältnissen, und inzwischen auch 400 Flüchtlinge“, sagt Sebastian Freund, der auf der Insel im öffentlichen Dienst tätig ist.

Doch für die Geburt ihrer drei Kinder kam die Familie jedes Mal zurück in die Altmark. Denn auf Sylt gibt es kein Krankenhaus. „Und die Geburtenstation, die noch existierte, als unsere älteste Tochter geboren wurde, ist inzwischen geschlossen. Auf Sylt kommen einfach zu wenig Kinder zur Welt“, erzählt Susann Freund. Zwar kümmern sich drei Hebammen um Schwangere, „doch eine davon ist gerade im Urlaub, die andere tritt ihn jetzt an. Und die dritte Hebamme, die aus Altersgründen nicht mehr so viel arbeiten wollte, ist derzeit krank“, beschreibt sie die Situation. Für spezielle Untersuchungen müssen Schwangere ohnehin zur Untersuchung aufs Festland. „Und wenn es in der Schwangerschaft zu Problemen kommt, muss der Helikopter kommen. Der nimmt allerdings nur die Schwangere mit, nicht den Partner. „Und bei Sturm fliegt der Heli natürlich nicht“, fügt Sebastian Freund hinzu. Sollten in der Nacht die Wehen einsetzen - der letzte Autozug fährt um 21.30 Uhr. Aber nur im Sommer. „Es wird auf Sylt soviel für den Tourismus getan, aber wenig für die Menschen, die sich um die Touristen kümmern“, sagt Susann Freund bedauernd.

Also richteten Susann und Sebastian Freund zu Hause alles für das Baby her, packten die Koffer und fuhren am 20. Juli, dem ersten Ferientag und knapp eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin, dem 25. Juli, in die Altmark. Allerdings ließ Mads seine Eltern ein paar Tage warten, ebenso wie seine großen Geschwister vor ihm. Um die Vorstellung im Krankenhaus und vieles mehr kümmere sich Gynäkologe Dr. Stefan Bender. Die Gewissheit, im Salzwedeler Krankenhaus gut betreut zu werden und im Notfall eine Ausweichmöglichkeit in Gardelegen zu haben, sei beruhigend, so Sebastian Freund, dessen Urlaubskonto in den zurückliegenden Tagen erheblich zusammenschmolz.

Erklärungsbedarf, wenn die Kinder nach ihrem Geburtsort gefragt werden, bestehe übrigens nicht mehr. „In der Klasse unserer Tochter wissen alle über Salzwedel und Thüritz Bescheid“, sagt Susann Freund schmunzelnd.