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Rolling-Stones Uli Schröders große Schatzkiste

Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood zeigte sich gegenüber dem Lüchower Band-Museum äußerst spendabel.

Von Björn Vogt 31.08.2015, 23:01

Lüchow l Diese Geschichte beginnt mit einem Telefon-Anruf aus den USA. Ein Manager von Rolling-Stones-Gitarrist Ronnie Wood fragt an, ob Ulrich Schröder, Stones-Museumsbetreiber aus Lüchow, Wendland, Germany, Lust habe, eine Sammlung von Kunstwerken und Gitarren der Rolling Stones zu bekommen. Natürlich will Schröder. Wie teuer das denn werde, so in etwa? „Gar nichts“, lautet die Antwort. Es ist ein Geschenk. Lediglich die Luftfracht und die Zollgebühren müssten beglichen werden. Schröder willigt sofort ein. „Okay, bei einer 174 kg schweren Kiste ist auch das schon eine Hausnummer“, sagt der Stones-Fan lachend. Als er aber später die solide verschraubte Schatzkiste auspackt, ist der Empfänger sprachlos – und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Ron Wood hat gerade sein 40-Jähriges bei den Rolling Stones gefeiert. Bevor er Gitarrist wurde, hat der heute 68-jährige Grafikdesign studiert.

Gemalt hat „Ronnie“, der einer armen Roma-Familie entstammt, immer schon. Anfangs eher nebenbei, inzwischen enthusiastisch. Auch der Kunstmarkt honoriert seine Arbeit seit einigen Jahren, Wood ist ein gefragter Grafiker. Für seine großformatigen Gemälde erzielte der Stones-Gitarrist bis zu einer Million Dollar. Ronnie hat Schröder nicht nur fünf wertvolle E-Gitarren der Stones in die Kiste gepackt, sondern auch einen ganzen Stapel an Kunstwerken. Darunter teure Grafiken, aber auch eine Reihe kostbarer Zeichnungen und Unikate. Skizzen auf Hotelbriefbögen, auf Bierdeckeln, auf Schmierpapier sind auch dabei. Arbeiten aus den vergangenen 30 Jahren. Selbst erotische Skizzen seiner Ex-Frau Josephine – ebenfalls eine ganze Reihe, entstanden über drei Jahrzehnte. Josephine Wood hat sich vor kurzem nach 35 Jahren Ehe scheiden lassen. Das Leben an der Seite eines Rolling Stone ist wohl nicht immer nur einfach.

Auch einige Kunst-Fotografien von seinem Bandkollegen Bill Wyman sind Bestandteil des Geschenks. Wyman, der den Bass bei den Stones von 1962 bis 1993 gezupft hat, ist inzwischen ebenfalls ein in der Kunstszene anerkannter, hoch gehandelter Fotograf.

Jede der Zeichnungen, Grafiken und Fotografien ist sorgfältig geschützt und mit einer exakten englischen Beschreibung versehen: Wann und wo und in welchem Kontext das jeweilige Exponat entstanden ist. Die Wyman-Fotografien zeigen Ron Wood in seinem Atelier bei der Arbeit – unter anderem an einem großformatigen Gemälde „I like painting“, was als Vorlage für ein Seidenkleid der Firma „Liberty of London“ verwendet wurde. „Was für ein Zufall“, lächelt Schröder und holt das Kleid aus einem Schrank in seinem Fundus, ungetragen, mit original Label. „Wie teuer?“ „Sehr teuer“, lächelt Schröder, „ist halt ein Designerstück, Seide, kleine Auflage“.

Die Gitarrenauswahl ist ebenfalls spektakulär: Darunter rare Promo-Stücke. Die knallrote Bud-Gitarre etwa war auf der Nordamerika-Tour dabei. Budweiser hat 50 Exemplare bauen lassen, Ronnie hat Schröder sein persönliches Exemplar überlassen.

Die giftgrüne Eggle ist von Ron Wood und Keith Richards handsigniert. Eine dunkelbraune Fender Strat ist mit goldenem Schriftzug verziert: „Well you‘re a crazy Mama, with your Ball and Chains...“, dem ersten Song, dessen Riff Ron Wood für die Stones geschrieben hat – auf seinem ersten Stones-Album, „Black and Blue“ von 1976.

Besonders stolz ist Schröder auf ein eher unspektakuläres Stück, einen verwaschenen Kimono. Aber für den größten Stones-Fan aller Zeiten ist dieser Kimono so etwas wie die Blaue Mauritius: Keith Richards hat ihn während einer Tournee getragen, Abend für Abend. „Und es gibt nur diesen einen“, freut sich Schröder, Betreiber des weltweit ersten privaten Stones-Museums, und zum Sammel-Ritter geschlagen von Ron Wood.