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Bauernmarkt „Unüberbrückbare Differenzen“

Ein Konflikt belastet seit Monaten den Salzwedeler Bauernmarkt. Es geht um Geld und Konkurrenz, aber auch um den richtigen Ton.

Von Alexander Walter 09.10.2015, 12:05

Salzwedel l Letztlich war es die Drohung mit einem Konkurrenz-Markt, die zum Zerwürfnis führte. Das sagt Doreen Lyga-Schuchhardt, Betreiberin des Salzwedeler Bauernmarktes, gestern Vormittag an ihrem Tisch in der Markthalle. Nach einem Bericht der Volksstimme vom Dienstag sieht die Betreiberin ihren Bauernmarkt in ein schlechtes Licht gerückt. Zwischen Händlern und Kunden herrsche große Harmonie, betont sie. Allein: Unter den Händlern habe es einen „Querulanten“ gegeben.

Der gemeinte Peter Flechtner ist inzwischen gekündigt und verkauft auch gestern, wie an jedem Donnerstag seit März, seine Backwaren draußen vom Nachbargrundstück aus. Mit seinem Umsatz ist er zufrieden ‑ und damit könnte diese Geschichte auch beendet sein.

Doch Tatsache ist: Sie ist es nicht. Denn während sich die Betreiberin zunehmend über die unerwünschte Konkurrenz außerhalb der Markthalle ärgert, beklagt Peter Flechtner wiederholte Rufschädigung aus der Halle per Mikrofon und droht jetzt sogar zu klagen. Beide Seiten stehen sich, so scheint es, unvereinbarer denn je gegenüber.

Beim Erzählen davon, wie es zu alldem kam, legt jede der Parteien dann auch Wert auf Details. Peter Flechtner berichtet, als die Marktbetreiberin im November 2014 die Gebühren um 40 Prozent anheben wollte, habe er sich im Namen mehrere Händler an Lyga-Schuchhardt gewandt. Die Betreiberin wiederum räumt zwar ein, dass es eine „ordentliche Erhöhung“ unter anderem wegen gestiegener Nebenkosten gegeben habe. Doch unzufrieden gewesen sei niemand bis auf Flechtner. Schon gar nicht habe dieser für weitere Händler gesprochen. „Wir besprechen solche Dinge vorher in einer Sitzung gemeinsam“, bestätigt auch Kathrin Kratschke-Lyga, Schwester der Betreiberin und Sprecherin der Händler, die gestern ebenfalls anwesend ist.

So viel zumindest ist sicher: Das Gespräch zwischen Flechtner und Lyga-Schuchhardt gab es. Als dabei aber klar wurde, dass ein Händler wegen der Gebührenerhöhung bereits Kontakt zur Besitzerin des Nachbargrundstücks Carolin Hornkohl zwecks Verhandlungen für einen Händlerstand außerhalb des Bauernmarktes aufgenommen hatte, kam es zum Streit.

Peter Flechtner bekräftigte gestern, von den Verhandlungen nichts gewusst zu haben. Die Mutter Lyga-Schuchhardts habe ihn im Gespräch plötzlich verbal angegriffen und vorgeworfen, den Bauernmarkt zerstören zu wollen, sagt er. Doreen Lyga-Schuchhardt wiederum sieht die Schuld bei Peter Flechtner. Dieser habe ihre Mutter so attackiert, dass sie sich einfach wehren musste, erklärt sie.

Wie auch immer: Am 19. Dezember bekam Peter Flechtner die Kündigung wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ (Schreiben liegt der Redaktion vor). Doreen Lyga-Schuchhardt bestätigt das gestern. Ein versprochenes Telefonat, bei dem eine mögliche Rückkehr von Flechtner auf den Markt verhandelt werden sollte, kam danach nicht mehr zustande. Sie habe ihn und seine Frau bei jedem Versuch, sie zu erreichen, weggedrückt. Die Betreiberin sagte gestern dazu: „Ich hatte zu tun, Herr Flechtner muss auch akzeptieren, dass ich mal nicht erreichbar bin.“

Seit 5. März steht Peter Flechtner nun also auf der Wiese von Carolin Hornkohl neben dem Bauernmarkt. Er ist gewerblich angemeldet und zahlt mit 25 Euro je Markttag weiter den Gebührensatz, den er vor der Gebühren-Erhöhung auch im Bauernmarkt entrichtete. „Wir wollten Frau Lyga-Schuchhardt nicht verärgern, aber wir sind ein Unternehmen und müssen Geld verdienen“, sagt Flechtners Schwiegersohn Oliver Spurgat.

Dass diese den Bäckerstand jetzt aber per Mikrofon als „Trittbrettfahrer“ beschimpfe und Kunden rate, nur im Bauernmarkt zu kaufen, sei Rufschädigung. „Deshalb habe ich jetzt auch einen Rechtsanwalt hinzugezogen“, sagt Peter Flechtner. Drinnen in der Halle ärgert Doreen Lyga-Schuchhardt unterdessen, dass der Bäcker und weitere Händler direkt neben dem Bauernmarktgelände und dann auch noch ausgerechnet am Markttag Donnerstag ihre Waren anbieten.

„Sie profitieren von unserer Werbung und die Händler haben Umsatzeinbußen“, sagt Lyga-Schuchhardt. Dass sie Kunden abgeraten habe, bei Peter Flechtner zu kaufen, bestreitet die Marktbetreibern gestern und fügt hinzu: „Aber ich werde weiter durchsagen, dass das Trittbrettfahrer sind, denn das sind sie.“