1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Ein Herz für Amtsgarten und Darre

Auszeichnung Ein Herz für Amtsgarten und Darre

Sie packt in Diesdorf ehrenamtlich an, weil es ihr Spaß macht: Elisabeth Thom bekam deshalb den Blumenstrauß des Monats Oktober.

Von Anke Pelczarski 10.10.2015, 03:01

Diesdorf l „Die alte Darre ist mein zweites Zuhause“, gibt Elisabeth Thom ohne zu zögern zu und erklärt: „Ich bin ein Mensch, der sowas braucht, wo man sich reinhängen kann. Ich bin froh, dass ich mich im Ruhestand mit einbringen kann.“

Das geschichtsträchtige Gebäude, das wohl im Jahr 1306 erbaut wurde, hat es der heute 67-Jährigen schon seit vielen Jahrzehnten angetan. Vor 40 Jahren zog sie mit dem damaligen Volkskunstzirkel in das Haus. „Wir hatten hier richtig schöne Räume. Es gab Ausstellungen und Lesungen“, erinnert sie sich. Es wurde geknüpft. Zudem entstanden Holzbrenn- und Emaillearbeiten. „Das waren Sachen, die man zu Hause nicht machen konnte, weil die Technik fehlte“, plaudert Elisabeth Thom.

Nach der Wende sei der Heimatverein wiederbelebt worden. „Die Initiative ging vom damaligen Museumsleiter Peter Fischer aus“, blickt sie zurück. 1991, als einer als Vorsitzender gebraucht wurde, habe sie Ja gesagt, „obwohl ich damals schon wusste, dass ich Schulleiterin werde“. Viele Abende sei an der Satzung gearbeitet worden. „Mir war es wichtig, dass sich auch Diesdorfer mit einbringen. Ich habe viele Einladungen an sie geschrieben. Und einige haben diese auch angenommen“, schildert Elisabeth Thom. Nach sechs Jahren habe sie den Vorsitz abgegeben, sich aber weiter engagiert.

Im November 2007 habe sich der Förderverein Alte Darre gegründet, auf Initiative von Bürgermeister Fritz Kloß. Elisabeth Thom gehörte zu den Gründungsmitgliedern. „Wir haben dies in die Wege geleitet, um Fördergelder einwerben zu können. Denn ohne diese kann das Haus nicht erhalten werden“, ist sich die Diesdorferin sicher. Sie ist auch heute noch im Vorstand aktiv.

Als nach den ersten Baumaßnahmen endlich der Weg zum einstigen Darrbereich frei war, weckte dies die Neugier von Elisabeth Thom. „Ich war so begeistert, dass vieles erhalten geblieben ist. Da wollte ich mehr über die Arbeitsweise einer Kiefernsamendarre wissen“, sagt sie. Entstanden ist eine Dauerausstellung, die in der Darre über die Schritte vom reifen Zapfen bis zum Samen erzählt. Sie selbst habe im Winter Zapfen gepflückt und im März die Samen ausgesät. „Da sind kleine Puschel daraus gewachsen“, erzählt die einstige Lehrerin begeistert.

Da wird wohl wieder der „grüne Daumen“ dafür verantwortlich sein, der Elisabeth Thom nachgesagt wird. Denn sie hat den Amts- und Klostergarten neben der Darre aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Im Jahr 2012 sei dort nur Wiese gewesen. „Das Umgraben hätte ich nicht geschafft. Da haben mir einige Männer geholfen.“ Dann habe sie Pflanzen in die Erde gesetzt, die sie selbst gezogen hatte. Im nächsten Jahr habe sie das Areal richtig bestellt. Heute wachsen dort auch Pflanzen, die zu Omas Zeiten populär waren: Pastinaken, dicke Bohnen, Rote Gartenmelde, nennt sie einige Beispiele. Auf einer Tafel können Besucher nachlesen, wofür die Kräuter verwendet werden können. „Auch Alant ist zu finden, eine ziemlich hohe Pflanze, von der man die Wurzeln verwendet. Darüber ist schon im Kräuterbuch von Hildegard von Bingen zu lesen“, schildert sie.

Wildkräuter wie Brennnessel, Beifuß, Spitzwegerich und mehr hätten ebenfalls ihre Daseinsberechtigung. Auf tönernen Schildern sind die Namen der Pflanzen zu lesen. „Ich muss in Sachen Unkrautjäten dran bleiben. Denn es schauen viele Besucher vorbei“, formuliert sie ihren Anspruch. Elisabeth Thom führt Neugierige gern durch die Darre, lenkt das Interesse auf den Klostergarten. Aber auch bei Führungen durch die Klosterkirche vermittelt sie Geschichtliches. „Mit meinen Grundschülern war ich oft her“, sagt sie.

Ihr Einsatz im Stillen kommt gut an. „Besucher loben die Erhaltung der alten Darre, den wunderschönen Garten sowie das Gesamtensemble“, sind sich der Förderverein Alte Darre und die Ortsgruppe der Volkssolidarität Diesdorf einig. Deshalb haben sie Elisabeth Thom für den Blumenstrauß des Monats vorgeschlagen. Denn sie habe unzählige Ausstellungen aufgebaut oder begleitet ebenso wie Veranstaltungen in und an der Darre. Bei kaum einem Arbeitsseinsatz habe sie gefehlt. „Und sie hat für Spender eine Spendenwand und einen speziellen Taler entworfen“, fügten die Vereinsmitglieder hinzu.