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Tasse Kaffee Von Maputo nach Stendal: Ein Leben

Antonio Malulene erzählt über seine Arbeit mit Kindern und sein Faible für Fußball.

Von Anne Toss 24.10.2015, 02:00

Stendal l „Die Arbeit mit Kindern, das ist mein Ding“, sagt Antonio Malulene gleich zu Beginn des Gesprächs. Und diese Leidenschaft zieht sich auch wie ein roter Faden durch sein Leben. Geboren und aufgewachsen in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, sei er als das älteste von acht Kindern recht bald in den Haushalt eingebunden worden.

In einem 20-Liter-Eimer habe er damals Wasser auf seinem Kopf rund sechs Kilometer bis nach Hause getragen. Erst dann durfte er seinem großen Hobby nachgehen, dem Fußballspielen. „Meistens hatte ich beim Fußball meine kleine Schwester mit dabei – auf dem Rücken“, berichtet Malulene und lacht. „Das war unser Kinderwagen – ein Naturkinderwagen.“

Als er als Jugendlicher keinen Ausbildungsplatz in Afrika finden konnte, trat Malulene 1987 seine Reise in die damalige DDR an. Hier in Stendal absolvierte er als Vertragsarbeiter beim Reichsbahn-Ausbesserungswerk (Raw) eine vierjährige Ausbildung zum Lokschlosser.

„Aber nach der Wende wusste niemand, was passiert“, erinnert sich der 51-Jährige. Er hätte in dieser Zeit eine Abfindung annehmen können, dies wäre jedoch zwangsläufig mit seiner Ausreise verbunden gewesen. „Ich habe aber bei Lok Stendal Fußball gespielt und in dieser Zeit meine damalige Frau kennengelernt“, berichtet Antonio Malulene. Er schlug also die Abfindung aus und blieb in Stendal – bis heute habe er diese Entscheidung nicht bereut.

Zurzeit ist er als Bundesfreiwilligendienstler im Jugendfreizeitzentrum (JFZ) Mitte in Stendal angestellt. „Ich kenne die ganzen Kinder, die zu uns kommen, und am liebsten würde ich hierbleiben“, sagt er. Doch sein Vertrag läuft nur noch bis Februar nächsten Jahres. Dann müsse er sehen, wie es weitergeht.

Für Antonio Malulene ist dies allerdings kein Grund, sich hängen zu lassen. Denn es gibt ja auch gute Nachrichten: Malulene hat seinen Einbürgerungstest bestanden und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Beim Warten auf die Papiere wird es ihm sicherlich nicht langweilig – immerhin kickt er jeden Mittwoch zusammen mit Flüchtlingskindern und ist auch selbst noch als Spieler bei den Alten Herren in Kläden aktiv.