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Wohnungsmangel Quartiere für Flüchtlinge fehlen

Im Altmarkkreis fehlen laut einer Studie 440 Wohnungen für Flüchtlinge. Die Behörde widerspricht.

27.10.2015, 10:47

Salzwedel (ap) l Für die Flüchtlinge, die in diesem Jahr ankommen, werden im Altmarkkreis Salzwedel rund 440 Wohnungen zusätzlich gebraucht. Das besagt eine Untersuchung des Pestel-Institutes in Hannover, die von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau sowie dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure in Auftrag gegeben wurde. Daher sei es notwendig, dass das Sanieren von leerstehenden Wohnungen vorangetrieben werden müsse, lautet die Schlussfolgerung des Institutes. Aber auch beim Neubau von Wohnungen müsse mehr getan werden. „Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren im Altmarkkreis Salzwedel lediglich rund 110 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt“, ist laut Pressemitteilung bei der Untersuchung festgestellt worden.

Pestel-Institutsleiter Matthias Günther verweist darauf, dass in den nächsten Jahren noch mehr Wohnungen im Altmarkkreis gebraucht werden, wenn es bei dem starken Flüchtlingszuzug bleibt. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass in der Region bezahlbare Wohnungen für Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, Einkommensschwache und Flüchtlinge fehlen würden. „Um die für Asylbewerber zusätzlichen Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die in den Altmarkkreis kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen“, merkt Matthias Günther an.

Diesem Schlüssel widerspricht Kreis-Sprecherin Birgit Eurich: Für 100 Asylbewerber würden maximal 25 Wohnungen benötigt. Zudem verweist sie darauf, dass auch wieder Wohnungen leer gezogen werden, wenn Asylbewerber wegziehen dürfen oder wieder nach Hause fahren.

„Nach aktuellsten Prognosen rechnet der Altmarkkreis Salzwedel mit 1700 Flüchtlingen in diesem Jahr“, teilt sie mit. Im Jahr 2013 waren es 121, im Vorjahr 380, nennt sie Vergleichszahlen. Die Kreissprecherin verweist aber auch darauf, dass „aufgrund des demografischen Wandels und des Stadtumbaus Ost für die Kommunen im ländlichen Raum vor kurzer Zeit ein Rückbaugebot erforderlich“ gewesen sei. Deshalb verfolge der Kreis die Strategie, die Hilfesuchenden erst einmal in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen.

Birgit Eurich verweist darauf, dass es notwendig werde, dass die Wohnungswirtschaft vohandene nicht genutzte Wohnungen wieder aktiviert. „Das ist aber kein kurzfristiger Prozess“, betont sie. Dabei müsse man die soziale Integration und Eingliederung der Migranten im Blick haben. „Niemand kann heute sagen, ob Flüchtlinge, die aus Großstädten wie Aleppo kommen, in einer ländlich geprägten Region bleiben“, gibt sie zu bedenken. Es solle nur für Menschen mit echter Bleibeperspektive dauerhaft geplant werden.