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Ortstermin Viel Kritik vor Flüchtlingsankunft

Die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien war Thema im Ortsrat Liesten. Viele Einwohner stehen den Plänen skeptisch gegenüber.

Von Alexander Walter 04.11.2015, 00:01

Liesten/Salzwedel l Zunächst die Fakten: Der Altmarkkreis hat im Wohnblock an der Liestener Dorfstraße 39 und 40 insgesamt vier Wohnungen für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet. Einziehen sollen ausschließlich Familien, erklärte Kreissprecherin Birgit Eurich gestern. Der Einzugstermin steht noch nicht fest.

Wie bei der Unterbringung von Flüchtlingen üblich, informierte am Montagabend Eckhardt Gnodtke vom zuständigen Altmarkkreis die Einwohner über die Pläne. Dem stellvertretenden Landrat schlug dabei auch grundsätzliche Kritik entgegen:

„Wo kommt das ganze Geld plötzlich her“, wollte etwa Einwohner Sigmar Pätzold wissen. „Hier sitzen Rentner, die kommen mit dem Rufbus nicht aus dem Dorf“, sagte er. „Wir haben täglich zu kämpfen, aber den Flüchtlingen wird vorgespielt, Deutschland wäre ein Schlaraffenland.“

Auch Anwohner Harald Bresch kritisierte die Flüchtlingspolitik: „Das Problem ist, dass die Leute verklappst werden“, sagte er. „Am Ende sind wir es doch, die die Rechnung bezahlen.“

Eckhardt Gnodtke verwies auf Zuständigkeiten. „Für diese Art von Kritik sind wir nicht der Ansprechpartner“, sagte er. Die Flüchtlingsaufnahme sei von der Politik beschlossen worden. „Wir vollziehen sie.“ Zuvor hatte der stellvertretende Landrat über die Entwicklung der Flüchtlingszahlen informiert. 2015 werden demnach je nach Szenario zwischen 1290 und 1720 Asylbewerber im Altmarkkreis erwartet. Ein im Vergleich zu den Vorjahren erheblicher Anstieg.

Um die Unterbringung zu gewährleisten, setze der Altmarkkreis inzwischen auf eine Doppelstrategie, sagte Gnodtke: Während alleinreisende junge Männer – nach Angaben des Altmarkkreises 70 Prozent der Flüchtlinge – in den Gemeinschaftsunterkünften Salzwedel und Gardelegen untergebracht werden, habe die Behörde für Familien rund 170 Wohnungen angemietet.

Wegen der weiter steigenden Zahlen rückten dabei neben den Standorten Salzwedel, Gardelegen, Kalbe, Mieste und Pretzier zunehmend auch kleinere Orte in den Fokus. Die Richtlinien des Innenministeriums, die eigentlich das Vorhandensein von Arzt, Schule und Einkaufsmöglichkeiten vorsehen, könnten dabei nicht mehr in jedem Fall eingehalten werden, räumte Gnodtke ein.

Erfahrungen mit Spätaussiedlern aus Russland während der 1990er Jahre zeigten aber, dass voraussichtlich weniger als ein Drittel der Flüchtlinge langfristig in der Altmark bleiben dürfte, versuchte Gnodtke zu beruhigen.

Erst am Ende wandte sich der stellvetretende Landrat auch an mögliche Fürsprecher der Neuankömmlinge. Für die Betreuung der in Liesten unterzubringenden Familien habe sich eine junge Frau gemeldet, sagte er. „Weitere Unterstützung ist aber sehr willkommen.“