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Verhandlung Afrikaner mit Tritten malträtiert

Zwei Männer, die einen Afrikaner zusammengeschlagen haben müssen sich vor dem Salzwedeler Amtsgericht verantworten.

Von Antonius Wollmann 07.11.2015, 14:25

Salzwedel l Gefasst wirkten die beiden Angeklagten Julian P. und David R. (Namen geändert) vor Verlesung der Anklageschrift. Doch die hatte es in sich: Die Staatsanwaltschaft legt ihnen zur Last, in den frühen Morgenstunden des 19. April 2014 einen aus Afrika stammenden Mann vor der Diskothek Speicher brutal zusammengeschlagen zu haben. Deshalb mussten sie sich gestern wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung vor dem Amtsgericht Salzwedel verantworten.

Dabei hätten die Angeklagten den Mann, nachdem er die Disko betreten hatte, sofort ins Freie gezerrt, ihn mit Schlägen und Tritten ins Gesicht malträtiert und gegen ein Taxi geworfen. Das Opfer rettete sich schließlich ins Auto. Erst als Zeugen die Polizei verständigten, hätten die Angeklagten von dem Mann abgelassen. Ärz- te stellten später ein Schädel-Hirn-Trauma bei dem Opfer fest.

Das Pikante daran: Nur drei Tage vorher hatte der Afrikaner vor dem Schwarzen Adler einen Bekannten des Angeklagten Julian P. mit einem Messer attackiert. Dafür war er im März rechtskräftig verurteilt worden.

Julian P. und David R. schilderten den Verlauf jedoch ganz anders. David R. sagte, er habe sich den ganzen Abend in der Alten Kantine (einem Teilbereich der Diskothek) aufgehalten und das Opfer nicht einmal gesehen. Julian P. gab an, auf dem sogenannten Main-Floor des Speichers in eine kurze Auseinandersetzung mit dem Mann verwickelt gewesen zu sein und ihm dabei einen spitzen Gegenstand, einem Messer ähnlich, aus der Hand geschlagen zu haben. Daraufhin hätte das Sicherheitspersonal das spätere Opfer aus der Disko geworfen. Nach dem Vorfall sei er noch zwei Stunden geblieben, hätte aber nichts Auffälliges bemerkt, sagte Julian P. Allein, ein spitzer Gegenstand wurde im Nachgang nicht gefunden. Was aus Sicht der Angeklagten aber noch schwerer wiegt: Das Opfer sagte aus, er könne David R. zweifelsfrei als Täter identifizieren. Zudem belastete eine Zeugin die beiden vermeintlichen Täter schwer: „Als wir den Speicher verließen, bemerkten wir Trubel. Wir sahen, wie mehrere Männer auf das Opfer einschlugen und eintraten. Die beiden Angeklagten waren auf jeden Fall dabei.“

Julian P., mit dem sie in der Vergangenheit gemeinsam zur Schule gegangen war, sei der Aggressivste gewesen und hätte den Afrikaner gegen das Taxi geschubst. Versuche, die Situation zu beruhigen, wären fehlgeschlagen. Der in der Tatnacht ebenfalls anwesende Bruder der Zeugin bestätigte deren Aussage. Er war es, der die Polizei alarmiert hatte.

Zweifelhaft blieb das Verhalten des Sicherheitsdienstes. Laut Zeugen hatten die Türsteher nichts unternommen, um dem Opfer zu helfen. Die Hauptbelastungszeugin sprach von Einschüchterungsversuchen von Seiten eines Sicherheitsmannes. Julian P. werden zudem Kontakte ins Rocker-Milieu nachgesagt.

Das Urteil wird nach der zweiten Verhandlung unter Vorsitz von Richter Klaus Hüttermann am kommenden Mittwoch erwartet.