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Karneval Dähre Prinzessin hat „Katze im Sack“ gekauft

Prinz Heiko I. (Höft) und ihre Lieblichkeit Anika (Vierke) regieren derzeit die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 54 Dähre.

Von Anke Pelczarski 24.01.2016, 02:00

Dähre l „Wenn ich mal Prinz mache, dann möchte ich eine Polizeiprinzessin“: Das hat Heiko Höft mal laut gesagt. Und die Prinzenbeschaffer haben sich diese Äußerung gut gemerkt. Denn sie haben schon mehrfach bei dem Winkelstedter angeklopft, der seit gut einem Vierteljahrhundert Mitglied bei den Dährer Karnevalisten ist und seit 15 Jahren als Kommandeur der Karnevalspolizei vorsteht.

Im Vorjahr war es dann erneut soweit. Die Prinzenbeschaffer standen wieder vor seiner Tür. „Da konnte ich nicht mehr Nein sagen", merkt der 50-Jährige schmunzelnd an. Nun durfte er sich eine Lieblichkeit wünschen. Und die sollte aus der Karnevalspolizei kommen. Seine Wahl fiel auf Anika Vierke. Auch wenn es für Heiko Höft ein Wechselbad der Gefühle war: Schließlich arbeitet er als Lackierer in der Firma von Enrico Vierke, dem Ehemann der Auserwählten.

Also machten sich die Prinzenbeschaffer auf den Weg nach Dähre. Sie verrieten der 34-Jährigen, die seit gut zehn Jahren zu den Karnevalisten gehört, dass ein Prinz sie auserkoren habe. „Ich habe versucht zu erraten, wer es ist. Die beiden haben mich ganz schön in die Irre geführt“, erzählt die junge Frau. Schließlich habe sie Ja gesagt, „auch wenn ich die Katze im Sack gekauft habe“. Dann sei das Geheimnis gelüftet worden. Die Regentschaft mit Heini, wie Heiko Höft von allen genannt wird, sei völlig in Ordnung, merkt die Dährerin an. „Weil wir uns durch den Verein schon kennen“, fügt sie hinzu.

„Ich habe mich riesig gefreut, mal Prinzessin sein zu dürfen“, schildert Anika Vierke. Für einen Abend habe sie das Amt schon einmal übernommen, im Februar 2012, als ihr Mann Enrico der Prinz gewesen sei. „Tina Lerche, die damalige Prinzessin, ist am Rosenmontag krank geworden. Den Umzug hat sie gerade noch mitmachen können. Dann ging es nicht mehr“, erinnert sie sich. Doch ein Prinz ohne Prinzessin im Rampenlicht der Festsitzung? Das hätte nicht gut ausgesehen. Deshalb sprang Anika Vierke als Ersatz kurzerhand ein.

„Ich fand es schade für Tina, dass sie den Karneval nicht durchziehen konnte“, beschreibt sie und fühlte sich nicht so richtig wohl in ihrer Haut. Und da war noch ein anderer Gedanke: „Ich habe für einen Abend dort oben gesessen. Da dachte ich, dass ich als Prinzessin bereits ausgemustert bin.“ Doch es dauerte gerade mal gut drei Jahre, als die Prinzenbeschaffer bei ihr klingelten...

Die Anspannung zum Start in die 62. Saison sei riesig gewesen, sagt die junge Frau und fügt hinzu: „Der Dährer Karneval ist so perfekt geworden. Da waren wir froh, als alles funktioniert hat.“

Am schlimmsten sei das Schweigen im Vorfeld gewesen, um ja nicht zu verraten, wer die Regentschaft übernimmt. „Eine Woche vorm Karnevalsauftakt bin ich mit Arbeitskollegen zur Messe Agritechnica nach Hannover gefahren. Dort lief mir Sigurd Schulze aus Bonese über den Weg, der selbst mal Prinz war. Er begrüßte mich mit den Worten ,Na, Prinzessin, was machst du denn hier?‘“, erinnert sich die 34-Jährige. Sie habe einen flotten Spruch zurückgegeben, sich aber nicht verraten.

Als Erkennungsmelodie hat sich das aktuelle Prinzenpaar das Lied „Was wollen wir trinken“ ausgewählt. „Das ist ein Gassenhauer, den jeder kennt und auch mitsingen kann“, sagt Heiko Höft.

Und das Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann“ sei nicht verräterisch, sondern eher ein versteckter Hinweis darauf, dass einer endlich Ja zum Prinz-Sein gesagt hat, der schon lange auf der Liste steht, fügt Anika Vierke hinzu.

Sonst hat jeder der Karnevalspolizisten seine Aufgaben, die er erledigen muss. „Da fühle ich mich am wohlsten“, sagt der erste Prinz aus Winkelstedt. Doch diesmal wird es anders sein. „Es ist schon ein schönes Gefühl, auch mal im Mittelpunkt zu stehen“, denkt Anika Vierke laut nach. Bis dahin dürfen die beiden die Mitglieder des Elferrates während der Vorbereitungssitzungen noch bestrafen. „Das ist irgendwie echt cool und sorgt für jede Menge Spaß“, erzählt die Dährerin mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Die Kauffrau im Groß- und Einzelhandel hat den Schritt, Vereinsmitglied zu werden, nicht bereut. „Der Karneval in Dähre ist generationsübergreifend. Leute ab vier Jahren bis ins hohe Rentenalter gehen respektvoll miteinander um. Es gibt keine Nachwuchssorgen. Und das Wichtigste dabei ist der Zusammenhalt im Dorf“, urteilt sie.

„Wer einmal mitgemacht hat weiß, was für Arbeit dahinter steckt“, ergänzt Heiko Höft. Das Dorf schmücken, das Gestalten der Turnhalle, Ideen fürs Programm, für Kleidung und Utensilien... All das fordert, schweißt aber auch zusammen. „Wir können in diesem Jahr mal genießen, weil wir als Prinzenpaar bei der Organisation außen vor sind“, sagt Anika Vierke. Und sie müssen beim Rosenmontagsumzug nicht laufen, verweisen sie auf einen weiteren Vorteil. Ob Skadi, die Tochter der Prinzessin, auch in der Kutsche mitfahren wird, ist noch offen. Die Sechsjährige befürchtet nämlich, dass es ihre Omi nicht schaffe, alle Bonbons aufzuheben, erzählt die Mutti lächelnd.

Der Winkelstedter, der in seiner Freizeit gern Musik hört, puzzelt („unter 1000 Teilen fange ich nicht an“), aber auch mit Haus und Hof genug zu tun hat, und die Dährerin, die gern näht und mit Ständen auf Flohmärkten steht, freuen sich auf die Faschingszeit im Februar. Sie haben sich etwas besonderes einfallen lassen. Was es ist, dieses Geheimnis wird erst in der Dährer Turnhalle gelüftet.