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Projekt Blinde können Kissen lesen

Über eine Spendensammlung im Internet möchte die sehbehinderte Anke Dübler Geld sammeln, um Kissen für Blinde zu fertigen.

Von Marco Heide 25.01.2016, 02:00

Depekolk l Sehende Menschen halten die weißen Knubbel, die Anke Düpler auf Kissen näht vielleicht für eine eigenwillige Dekoration. Doch hinter den Pünktchen verbirgt sich etwas ganz anderes. Es handelt sich nämlich um Blindenschrift, welche die Depekolkerin auf die Polster aufbringt.

Anke Düpler hat vor drei Jahren durch eine Krankheit ein Großteil ihres Sehvermögens verloren. „Mein Visus liegt bei zwei Prozent. Auf einem Auge sehe ich gar nichts mehr“, erklärt sie. Vor ihrer Sehbehinderung hat die Altmärkerin viel mit Textilien gearbeitet, beispielsweise Kleidung genäht. Nun möchte sie wieder anfangen, in diesem Bereich zu arbeiten und im Berufsleben Fuß zu fassen, auch wenn das mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. „Pauschal schätze ich, dass ich doppelt so lange für Arbeiten benötige, als früher. Außerdem ergeben sich neue Arbeitsschritte, die nur durch die Behinderung nötig sind“, erläutert die Frau aus Depekolk. Weil sie auf einem Auge gar nichts sieht, kann sie nicht räumlich sehen und gerade Schnitte setzen. Das Problem konnte Anke Dübler mittlerweile lösen.

Neben einer neuen beruflichen Perspektive, hofft Dübler, dass sich viele Blinde an den Kissen erfreuen können. Auch wenn auf einem Kissen nur Platz für elf Buchstaben ist, versucht Anke Dübler positive Botschaften oder Worte auf die Stücke zu bringen - beispielsweise "Alles ist gut".

Um das Projekt umsetzen zu können, ist die Depekolkerin einen für sie neuen Weg gegangen. Über Crowdfounding ‑ eine Spendensammlung über das Internet ‑ möchte sie bis zum 31. Januar 4000 Euro zusammen bekommen. Sechs Tage vor Schluss fehlen nur noch ein paar Euro. „Ich bin bei etwa 90 Prozent der Gesamtsumme“, überschlägt Anke Dübler und ergänzt. „Wenn aber der Rest nicht bis zum Monatsende dazukommt, erhalte ich nichts und das Geld geht an die Spender zurück.“ Doch die Handarbeiterin ist optimistisch, dass die Summe erreicht wird.

Und Anke Dübler nennt einen für sie weiteren positiven Aspekt des Crowdfoundings: „Ich empfinde durch die Spendensammlung Solidarität in unserer Gesellschaft, die man ansonsten so nicht wahrnimmt.“ Neben Freunden und Bekannten, die auf der Spendenliste auftauchen, sind auch Unbekannte dabei. „Als das erste Mal ein Name auf der Liste stand, den ich nicht kannte, war das ein Gefühl zwischen Erleichterung und Unsicherheit. Ich möchte nach dem Ende der Spendenaktion versuchen, mit allen Unterstützern Kontakt aufzunehmen“, erklärt Anke Dübler.

Wer Anke Dübler unterstützen möchte, kann unter www.visionbakery.com/blindeStiche-AnkeDuebler für das Projekt spenden.