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Perver Friedhof Gräberfeld für Muslime

Salzwedel richtet auf dem Perver Friedhof eine Gräberfläche für verstorbene Muslime her. Bedarf gibt es aktuell nicht.

Von Alexander Walter 09.02.2016, 00:01

Salzwedel l Die Stadt Salzwedel bereitet auf dem Perver Friedhof ein Gräberfeld für Menschen muslimischen Glaubens vor. Es soll 250 bis 300 Quadratmeter groß werden und befindet sich östlich neben dem Hauptgräberfeld des Friedhofs auf einem bislang als Wirtschaftsfläche genutzten Areal. Wie Stadtsprecher Andreas Köhler informierte, wurden in den vergangenen Tagen Abraum, Bäume und Sträucher beseitigt und die Erde geglättet. In den nächsten Wochen soll das Feld eine Einfriedung und eigene Wege erhalten, bevor es im Frühling zur Verfügung steht. Einen Bedarf gibt es noch nicht, sagte Köhler weiter. „Aber wir wollen vorbereitet sein.“

Vorbild für die Anlage sei ein Gräberfeld in Stendal. „Wir haben uns das vor Ort angeschaut“, sagte Andreas Köhler.

Die Stadt trägt mit dem Schritt der zunehmenden Zahl muslimischer Flüchtlinge und Zuwanderer Rechnung. Nach Angaben des Altmarkkreises kamen im vergangenen Jahr mehr als 1000 Flüchtlinge in die Region, viele von ihnen sind Anhänger des Islam. Zugleich setzt die Verwaltung das seit 2002 geltende Bestattungsgesetz des Landes um, nach dem jeder Mensch entsprechend seinem Willen beigesetzt werden muss, soweit damit nicht „gegen Belange der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung verstoßen wird“.

Bestattungen nach muslimischem Ritus sehen eine Grablegung mit dem Gesicht nach Mekka und auf der rechten Körperseite liegend vor. Statt ihre Verstorbenen in einen Sarg zu betten, hüllen Muslime diese in ein Leinentuch. Das allerdings ist in Sachsen-Anhalt untersagt. Ein Antrag von Grünen und Linken, das Bestattungsgesetz weniger strikt zu gestalten, war erst im Sommer vergangenen Jahres gescheitert.

In Magdeburg, wo es seit 2004 einen muslimischen Friedhof gibt, hat die Sargpflicht dazu geführt, dass nur ein Teil der Muslime sich am Ort bestatten lässt. „Wir hatten in den vergangenen Jahren 16 Verstorbene“, berichtet Moawia Al-Hamid, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde der Landeshauptstadt, auf Nachfrage der Volksstimme.

In knapp der Hälfte der Fälle hätten Angehörige ihre Verstorbenen mit hohem Aufwand zur Bestattung in andere Bundesländer oder gar nach Ägypten bringen lassen. Die Sargpflicht dient aus seiner Sicht in erster Linie den Bestattungsinstituten. Da nicht wenige Muslime Flüchtlinge oder Sozialhilfe-Empfänger sind, erwartet Al-Hamid, dass das Land Sachsen-Anhalt in vielen Fällen für die Bestattungskosten aufkommen muss. „Wenn das Land Kosten sparen will, wieso schafft es dann die Sargpflicht nicht wie andere Bundesländer ab“, fragt Al-Hamid.

Handlungsbedarf sieht Al-Hamid zudem beim Zeitraum zwischen Tod und Beerdigung. Im Islam sollte die Bestattung so schnell wie möglich erfolgen, möglichst am selben Tag, sagt er. Davon sei man in Sachsen-Anhalt weit entfernt. „Wir wünschen uns, dass das schneller geht.“