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Nächstenliebe Rahmanullah findet ein Zuhause

Seit 29. Dezember hat der 16-jährige Rahmanullah aus Pakistan beim Pfarrerehepaar Holst in Fleetmark ein neues Zuhause.

Von Helga Räßler 11.02.2016, 02:00

Fleetmark l Auf die Frage, ob es ihm im Hause Holst gefalle, kommt ein eindeutiges „Ja“ und ein strahlendes Lächeln von dem 16 Jahre jungen Rahmanullah. Er kommt aus Pakistan, lebte in Peschawar nahe der afghanischen Grenze. Drei Monate lang floh er vor Übergriffen über den Iran und dann auf der Balkanroute über Griechenland, bevor er im bayerischen Rosenheim ankam.

Wie er von dort nach Fleetmark in der Altmark kam, erzählen Pfarrer Rainer Holst und seine Frau Andrea, die als Lehrerin am Salzwedeler Jahn-Gymnasium arbeitet.

„Nach dem Aufruf vom Oktober 2015 in der Volksstimme, in dem Pflegeeltern für allein reisende minderjährige Flüchtlingskinder gesucht wurden, haben wir uns beim Jugendamt in Salzwedel gemeldet“, erinnert sich Andrea Holst. Dann seien Formalitäten zu erledigen gewesen, ehe Ende Dezember der Anruf kam: Ein pakistanischer Junge sei auf dem Weg nach Salzwedel.

Am Nachmittag des 29. Dezember kam Rahmanullah dann an und gleich bei dieser ersten Begegnung schlossen die beiden Fleetmarker ihn in ihr Herz. „Wir tun einfach das Notwendige“, erklärt Rainer Holst. Da sei ein Mensch in Not, der Hilfe brauche. „Und wir können ihm diese Hilfe geben“, betont er. Das bedeute Nächstenliebe.

Das Haus sei groß, die Kinder erwachsen. Im Zimmer des 21-jährigen Sohnes, der in Halle studiert, wohne jetzt Rahmanullah. Die 26-jährige Tochter arbeite als OP-Schwester in Mühlheim am Main. „Wenn beide nach Haus kommen, haben sie trotzdem im Dachgeschoss genug Platz“, so Holst.

Sie haben ihrem Pflegesohn ein Smartphone geschenkt, über das er Kontakt zu seinen Freunden aus der Heimat hat. So haben sie auch Fotos sehen können. „Aber viel wissen wir nicht über ihn, seine Familie und die Umstände der Flucht“, schätzt er ein. Kontakt zu Landsleuten habe man in Salzwedel im Exchance-Laden an der Altperverstraße 7 geknüpft.

Es komme aber nun darauf an, dass der Junge die deutsche Sprache lerne. Das sei Voraussetzung für den Schulbesuch. Deshalb erteile er ihm täglich eine Stunde Unterricht. „Er ist offen, schnell aufnahmefähig und beobachtet alles genau“, beschreibt Holst seinen Schützling. Die Verständigung funktioniere ohne Probleme - mit Gesten, Pantomime und den ersten verstandenen Worten.

So bringen sie ihm auch ihren christlichen Glauben nahe, ohne ihn missionieren zu wollen. Denn Rahmanullah ist Moslem. Er betet täglich in seinem Zimmer auf einem Teppich Richtung Osten, mit allen dazu gehörenden Ritualen. „Da stören wir ihn natürlich nicht“, macht Andrea Holst deutlich.

Auch beim Essen haben sie ein Zugeständnis gemacht: Es kommt kein Schweinefleich mehr auf den Tisch. „Aber sonst isst er alles, probiert auch von allem, hat keine Vorbehalte“, sagt sie.

Und um ihm das Eingewöhnen in Deutschland zu erleichtern und ihn auf das Leben vorzubereiten, nehmen Holsts Rahmanullah überall mit hin – zum Einkaufen, in den Urlaub, zu Gemeindetreffen oder zu Familienbesuchen in Arendsee.