1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Zum Freitagsgebet nach Lüchow

Integration Zum Freitagsgebet nach Lüchow

Mit den Flüchtlingen sind viele Muslime in den Altmarkkreis Salzwedel gekommen. Ein Gebetsraum fehlt bislang aber.

Von Alexander Walter 12.02.2016, 00:01

Salzwedel l 1000 Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr in den Altmarkkreis gekommen, viele von ihnen Anhänger des Islam. Gläubigen Muslimen ist es wichtig, ihre Religion auszuüben. Ein fester Ort für das zentrale Freitagsgebet fehlt bislang. Doch wer ist zuständig?

Für den Altmarkkreis als Behörde stellt sich die Frage nach Gebetsräumen aufgrund der Trennung von Staat und Kirche nicht, sagt Birgit Eurich, Sprecherin des Altmarkkreises zum Thema.

Solange Flüchtlinge in den Notunterkünften des Kreises untergebracht seien, würden die religösen Belange der Menschen berücksichtigt. Dies beziehe sich in erster Linie aber auf Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Dort, wo es räumlich möglich ist, würden zudem Rückzugsmöglichkeiten auch für Gebete geschaffen. In Gardelegen und auf dem Salzwedeler Fuchsberg habe es solche Angebote zumindest zeitweise gegeben. Beim Kirchenkreis Salzwedel ist das Thema schon eher im Gespräch. „Wir haben die Frage aufgeworfen“, sagt Superintendent Matthias Heinrich auf Anfrage. Die Informationsgrundlage sei aber dürftig.

„Bislang haben wir keine Bedarfsanfrage, ich weiß nicht einmal wie viele Christen und Muslime unter den Flüchtlingen sind.“

Dass es einen steigenden Bedarf gibt, bestätigt unterdessen Subhi Yassin von der Islamischen Gemeinde Salzwedel mit Sitz in Lüchow. Mit dem Anstieg der Flüchtlingszahl seien in den vergangenen Monaten viele Muslime in die Kreisstadt und in die Region gekommen. Gebete hätten in Salzwedel dennoch nur unregelmäßig und in provisorischen Räumen stattgefunden. „Wir haben zwar über die Anmietung eines Raumes in der Altmark-Passage Salzwedel nachgedacht“, sagt Yassin. Doch weil viele Flüchtlinge schon nach kurzer Zeit wieder gehen, habe sich die Idee zerschlagen. „Wir müssten die Miete ja selbst tragen.“ Die aktuelle Lösung: Muslime aus Salzwedel fahren derzeit regelmäßig zum Freitagsgebet nach Lüchow. „Zuletzt waren wir meist 30 bis 50 Männer“, berichtet der gebürtige Syrer der in Salzwedel eine Zahnarztpraxis betreibt.

Da die Gemeinde in Lüchow den Plan verfolge, die dort vorhandene Gebetshalle zu vergrößern, werde man vorerst weiter ins Wendland fahren. Gespräche mit einem Busunternehmen, über den Transport von Gläubigen zum Gottesdienst und zurück habe es bereits gegeben.

Weil stabile Kontakte fehlen, wissen örtliche Einrichtungen und Muslime wenig voneinander. Kreissprecherin Birgit Eurich erklärte: „Wenn eine muslimische Gemeinde aktiv wird, kann der Landkreis Unterstützung geben.“ Eine entsprechende Anfrage habe es bislang aber nicht gegeben.

Auf der anderen Seite zeigt sich Subhi Yassin überrascht. „Über solche Hilfe würden wir uns sehr freuen“, sagt er. Auf die Idee gekommen, aktiv auf Behörden zuzugehen, ist die Islamische Gemeinde bislang aber ebenfalls nicht.

Im Nachbarlandkreis ist man weiter. In Stendal Stadtsee richten dortige Muslime derzeit eine ehemalige Gaststätte als Gebetsraum her. Wenn von behördlicher Seite alle Auflagen erfüllt sind, wolle die Gemeinde das Gotteshaus im April, spätestens aber im Mai eröffnen, sagte Mohamed Abolagsem Msaik von der Islamischen Gemeinde Stendal.

In der Rolandstadt gibt es laut Msaik derzeit rund 1000 Menschen muslimischen Glaubens. Wenn weiter so viele Flüchtlinge kommen wie in den vergangenen Monaten, werde aber auch der neue Gebetsraum in Stadtsee nicht ausreichen, sagt er. „In diesem Fall kommen weitere Gebäude im Stadtgebiet in Frage.“