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Homestory Ein Gardeleger für Salzwedel

Sechs Frauen und Männer kandidieren für das Landtags-Direktmandat im Wahlkreis (Salzwedel). Einer von ihnen ist Andreas Höppner (Die Linke).

Von Alexander Walter 24.02.2016, 00:01

Salzwedel l Wer zu Andreas Höppner kommt, dem fällt zuerst die malerische Kulisse auf. Das Haus des Landtagskandidaten der Linken für den Wahlkreis Salzwedel steht in Kloster Neuendorf (bei Gardelegen) direkt neben einer alten Klosteranlage. Ein Bodo Ramelow, der Linker und zugleich Christ ist, sei er aber nicht, wird Höppner später mit einem Lachen erzählen.

Dass er hier lebt, passt trotzdem zu ihm. Das historische Flair in der Altmark sei es, das ihn in der Region gehalten habe, erzählt er. Auch insgesamt lässt sich der Linken-Politiker kaum in Schubladen einordnen. Dass er als Gardeleger ausgerechnet für den Wahlkreis Salzwedel antritt, ist für ihn ebenso wenig problematisch, wie die Tatsache, dass er in einer Partei, der Soziales am Herzen liegt, vor allem die Wirtschaft im Blick hat. Wer also ist der Mensch hinter dem Landtagskandidaten Andreas Höppner?

Die Antwort ist vielschichtig. Höppner ist viel gereister Altmärker und Gewerkschafter mit Verständnis für Wirtschaftsanliegen. Doch in erster Linie ist er wohl Familienmensch.

Schon mit 19 Jahren heiratete er seine Frau. Bei einem der legendären Tanzabende im Dorfsaal in Kloster Neuendorf hatten er und seine Sylke sich in den 1980er Jahren kennengelernt, erzählt er auf dem Sessel im durchaus bürgerlich eingerichteten Kaminzimmer. Zur Familie gehören heute drei Kinder, zwei davon sind inzwischen erwachsen. „Am 28. März sind wir 29 Jahre verheiratet“, sagt Höppner nicht ohne Stolz. Die Familie, das gemeinsame Haus und Beagle-Dame Lucy sind dann auch Höppners Ruhepol.

Diesen Pol braucht der 47-jährige allerdings auch. Denn Höppner hat als Betriebsratsvorsitzender beim Backwarenhersteller Fricopan, als Gewerkschaftsvorstand sowie stellvertretender Landesvorsitzender der Linken nur wenig Freizeit. Dabei war es seine Arbeit, die ihn überhaupt erst in die Politik brachte.

„Weil wir die Bedingungen verbessern wollten, haben wir 2006 einen Betriebsrat bei Fricopan gegründet“, erzählt der gelernte Instandhaltungsmechaniker. Die Leute seien damals für 5,40 Euro die Stunde eingestellt worden. Es gab keine Mitbestimmung. „Das waren schwierige Verhältnisse.“

Der Anfang war hart: „Wir haben alles durch, inklusive Kündigungsdrohungen“, erinnert sich Höppner. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Die Gründung des Betriebsrates glückte.

Bei einer Demonstration vor den Werkstoren hätten er und Kollegen damals in kürzester Zeit 320 Kollegen für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) geworben, erzählt Höppner der heute Regionsvorstand der NGG ist.

Der Eintritt in die Linke 2008 lag da nahe. Nur ein Jahr später wurde Höppner in den Landesvorstand gewählt, 2011 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden. Vielen Altmärkern dürfte er allerdings noch von einem anderen Hintergrund bekannt sein: 2015 ließ Höppner sich als einziger Gegenkandidat von Michael Ziche (CDU) für die Landratswahl aufstellen. Mit 26 zu 74 Prozent verlor er damals gegen den Amtsinhaber zwar klar. Nicht nur aus seiner Sicht war das Ergebnis trotzdem ein Achtungserfolg.

Am Ende kommt Höppner dann aber doch wieder auf seine Basis. Auch als möglicher Landtagspolitiker will er Ortsbürgermeister in Kloster Neuendorf bleiben, sagt er. „Hier wird man geerdet.“ Obwohl kein Kirchgänger: Seine Familie und das Leben im Ort sind vielleicht so etwas wie Höppners ganz persönliche Kirche.