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Personennahverkehr Nordfriesen fahren auf Rufbus ab

Warum alles neu erfinden, wenn es bereits gute Konzept gibt? Das dachte sich offensichtlich auch der Kreis Nordfriesland.

Von Arno Zähringer 02.03.2016, 20:31

Husum/Salzwedel l Es war nicht das erste Mal, dass Ronald Lehnecke von der Personennahverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel, kurz PVGS, über die Strategie und Organisation der PVGS informierte. Dresden, Leipzig, Berlin oder auch das badische Freiburg im Breisgau waren bereits Stationen, bei denen die Salzwedeler Verkehrskonzeption im Personennahverkehr weit über die Grenzen des Landes Sachsen-Anhalt hinaus bekannt gemacht wurde.

So war der Geschäftsführer kürzlich gemeinsam mit Diana Woll, Managerin für Netzplanung und Service-Entwicklung im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV), mal wieder auf Reisen. Und die führte ihn ins Husumer Kreishaus.

Dort tagte der Wirtschaftsausschuss des Kreises Nordfriesland, der momentan mit dem Nachbarkreis Schleswig-Flensburg und der Stadt Flensburg an einem gemeinsamen Regionalen Nahverkehrkehrsplan (RNVP) strickt, berichten die Husumer Nachrichten. Der Blick zum Altmarkkreis macht für die Nordfriesen durchaus Sinn. Denn der nach dem Landkreis Prignitz in Brandenburg am wenigsten besiedelte Landkreis in Deutschland ist mit seinen 2293 Quadratkilometern nur „unwesentlich größer“ (Lehnecke) als Nordfriesland (2049 Quadratkilomter) – und weist dabei nur rund halb so viele Einwohner auf (86 312).

„Wir werden immer wieder gefragt, was kostet das Verkehrskonzept? Ich hake dann nach und will wissen: Was ist Ihnen denn der Öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Bereich wert?“, berichtete Lehnecke auf Anfrage der Volksstimme.

Denn das Verkehrskonzept – das im August 2008 auf der Grundlage des ÖPNV-Planes des Landes Sachsen-Anhalt und auf der Grundlage des Nahverkehrsplanes des Altmarkkreises Salzwedel neu eingeführt wurde – funktioniert zwar im ländlich strukturierten Altmarkkreis Salzwedel, lässt sich aber auf andere Gebiete nicht eins zu eins übertragen.

Kernstück ist das flächendeckende und untereinander vertaktete Fahrplanangebot. Es besteht an allen Wochentagen im Zwei-Stunden-Takt und verfügt über rund 1100 Haltestellen. Ein „echtes Pfund“ stellt laut Lehnecke dabei der Rufbus dar, der überwiegend als Zubringer zu den Hauptlinien eingesetzt wird. Die Zahlen unterstreichen diese Einschätzung. Nutzten 2007 jährlich noch 2880 Fahrgäste das Angebot, waren es zuletzt rund 80 000.

Die Nordfriesen waren beeindruckt, wenngleich Lehnecke deutlich machte: „Abgesehen von der unterschiedlichen räumlichen Struktur gibt es in Nordfriesland einen deutlich größeren Wettbewerb. Bei sechs bis sieben Anbietern bestmögliche Auslastung und Betriebsabläufe zu erzielen, ist ein schwieriges Unterfangen.“ Alles in allem enthalte das Konzept der PVGS aber viele „wünschenswerte Standards“, hieß es in Husum. Allerdings bleibe die Frage der Finanzierung eines ähnlichen Angebots.