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Arendsee Mit Salz in eine goldene Zukunft

Obwohl der Arendsee ein beliebtes Erholungsziel ist, blieb der große Boom bislang aus. Ein neues Projekt soll jetzt die Wende bringen.

Von Marco Heide 01.04.2016, 01:01

Arendsee l Mit 6,8 Tonnen Salz pro Jahr will die Stadt Arendsee all ihre Probleme einfach wegwürzen. Stadtverwaltung und Luftkurort Arendsee GmbH gaben gestern den Startschuss für die Umwandlung des Süßwassersees in ein Salzgewässer.

„Wir schlagen auf diese Weise zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Blaualgenproblem – die Alge kann nicht in Meeren überleben – löst sich quasi in Salz auf und wir schaffen mit diesem künstlichen Mini-Meer ein enormes touristisches Potenzial“, erklärt Arendsees Bürgermeister Norman Klebe im Gespräch mit der Volksstimme.

Tourismus-Chef Michael Meyer präzisiert die Pläne. „Im Arendsee sollen Seefische wie Makrele, Hering und Scholle ausgesetzt werden. Damit wollen wir Angler anlocken, die derzeit noch zur Ostsee fahren“, erläutert Meyer. Vor allem für Freizeitfischer aus Mitteldeutschland könnte das Angebot interessant werden. Denn sie sparen bis zu 200 Kilometer, wenn sie statt vor Wismar oder Warnemünde ihre Köder im Arendsee auswerfen.

Und Michael Meyer plant schon weiter: „Wenn die Hochseeangelei gut ankommt, könnten wir vielleicht sogar einen Wal aussetzen und zusätzlich Beobachtungstouren anbieten“, blickt der Tourismus-Chef voraus.

Die jährlichen Investitionen halten sich indes in Grenzen. Nach Berechnungen des Meeresforschers Prof. Dr. Orsch von der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg genügen jährlich 6,8 Tonnen Salz, um einen Salzgehalt wie in der Ostsee zu erreichen. Bei einem Streusalz-Preis von etwas mehr als 200 Euro pro Tonne ergeben sich daraus Kosten in Höhe von nicht einmal 1500 Euro jährlich.

Ein Problem stellen allerdings die Süßwasserfische dar, die bisher den Arendsee bewohnen. „Maräne, Hecht und Co. haben fristgemäß zum 31. Dezember 2015 die Kündigung erhalten, mit der Aufforderung, bis zum 31. März den See zu verlassen. Wer dem nicht nachgekommen ist, wird ab heute zwangsgeräumt und auf umliegende Gewässer verteilt“, erklärt Bürgermeister Norman Klebe. „Außerdem versuchen wir in einem Pilotprojekt in Kooperation mit Fischer Kagel anpassungswillige Tiere von Süß- auf Salzwasser umzugewöhnen“, erläutert das Stadtoberhaupt.

Norman Klebe und Michael Meyer sind jedenfalls optimistisch, dass die Stadt mithilfe der zu erwartenden Touristen sich aus der finanzielle Krise befördert und perspektivisch sogar das Waldheim wiederöffnet werden kann. Neben Übernachtungsplätzen soll es, wie nach der Wende geplant, Tagungsräume beinhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Aqualinguistik hat signalisiert, dass sie regelmäßig mehrwöchige Sprachkurse in Angler-Latein in Arendsee organisieren möchte.

Und der Verein der seekranken Hochseefischer will künftig nur noch Ausflüge auf dem See anbieten. „Aufgrund starker Übelkeit kommen unsere Mitglieder auf offener See kaum zum Angeln, da sie öfter die Spucktüte, als die Rute in der Hand halten.

Das kann ihnen auf dem Arendsee mit seinen meist niedrigen Wellen nicht passieren“, freut sich Vereinsvorsitzender Klaus Kübel und verspricht, künftig Stammgast in der Altmark zu sein.