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Heimaträtsel Erinnerung an rustikalen Tabakladen

Die Resonanz auf die neue Volksstimme-Aktion Heimaträtsel war groß. Viele Leser wussten die richtige Antwort.

Von Dan Tebel 09.04.2016, 03:00

Salzwedel l Die Volksstimme fragte ihre Leser: Kennen Sie ihre Heimat? Die einfachste aber logischste Antwort darauf gab wohl Bodo Habermann: „Ich bin Salzwedeler. Da kennt man doch jedes Haus der Stadt!“, sagte er am Telefon.

Auch die Salzwedelerin Ines Dähnhardt kannte die richtige Lösung. „Das Bild stellt das ehemalige Haus an der Ecke Burgstraße/Altperverstraße dar. Der Fotograf stand auf dem Vorplatz des damaligen Kreisgerichtes Salzwedel. Dort habe ich meine Lehre absolviert“, berichtete sie per Mail und fügte hinzu: „Die Schieferplatten, mit dem das Haus verkleidet war, fielen Stück für Stück ab. Und dieses Grau sah einfach nur gruselig aus.“

„Vor der Wende war dort im unteren Bereich der Tabak-, Zigarren- und Spirituosenladen Brauns ansässig“, erzählt die Salzwedelerin Angela Krämer. Die 87-jährige Jutta Neuschulz schilderte: „Mein Vater kaufte dort Zigaretten und Tabak ein. Manchmal begleitete ich ihn dabei als junges Mädchen. Dort war es schön drin.“

An die Inneneinrichtung des Einzelhändlers erinnert sich Michael Katke genauer: „Dieser alte Kolonialwarenladen war richtig rustikal eingerichtet. Es gab dort dunkle Eichenholzregale“, weiß der Salzwedeler. „Ich habe dort Rohtabak hingebracht und für ein Kilogramm rund 500 Zigaretten bekommen“, schwelgt Werner Müller in Erinnerungen an die damaligen Tabakpreise. Dabei schien der Ladenbesitzer mit der Zeit zu wechseln, denn Rotraud Karweil meint: „Das Geschäft wurde von einem Herrn Rabius geleitet.“

Das erzählt auch Petra Steigemann, die mit dem Geschäft aber eigentlich eine andere schöne Erinnerung verbindet. „Dort haben wir als Kinder die leeren Zigarrenschachteln aus Holz geschenkt bekommen. Diese konnte man zum Beispiel zum Ablegen von Buntstiften oder als Schubladen benutzen“, berichtet sie. „Die Auslagen und auch das schieferverkleidete Haus weckten immer wieder mein Interesse. Ich erinnere mich auch noch, dass der Bürgersteig an der Ecke sehr schmal war und meine Oma mich immer fest an der Hand hielt“, schreibt Cornelia Kußmaul aus Salzwedel.

Weit weniger gute Erinnerungen, zumindest was den Gebäudezustand betrifft, hat Ulrich Werner, der oft als Kunde dort zu Gast war. „Die oberen Wohnungen waren damals unzumutbar. Das Gebäude war sehr marode“, erzählt er am Telefon.

Im Nebengebäude, das ebenfalls als Wohn- und Geschäftsgebäude diente, wohnte Brigitte Kühn jahrelang. „Mein Vater Gustav Müller hatte dort, Burgstraße 79, sein Fahrradgeschäft. Wir wohnten darüber“, erzählt die gebürtige Salzwedelerin, die bis 1967 dort Zuhause war. Der 52-jährige Jens Wittneben kann sich noch gut an den Laden erinnern: „Mein Vater hat in dem Fahrradgeschäft seine Lehre gemacht.“ Anfang der 1970er Jahre hatte dann Rolf Schulz Laden und Werkstatt übernommen“, schreibt Gottfried Przybylski per E-Mail. Das Gebäude und seine Bewohner kannte auch Barbara Boos, die mittlerweile im thüringischen Ilmenau wohnt und am Telefon von einer Freundin erzählt, die dort wohnte und die sie besuchte. Daher sei ihr das Haus in Erinnerung geblieben.

Vera Neumann aus Salzwedel vermutet, dass es sich bei der Passantin auf dem Bild um Frau Augusti handeln könnte, die gleich um die Ecke gewohnt hat.

„Das abgebildete Haus steht schon lange nicht mehr und wurde nach der Wende durch einen modernen Wohn-/Gewerbekomplex ersetzt“, schreibt der gebürtige Salzwedeler Stefan Wicht aus dem schleswig-holsteinischen Norderstedt per E-Mail. „Die Stadt hat die vorher privatisierte Gebäudereihe nach der Wende aufgekauft, abgerissen und dann neu aufgebaut“, weiß Brigitte Kühne.

Viele Ratefüchse schilderten auch, dass sich im neuen Gebäudekomplex der Fernseh- und Rundfunkladen von Roland Wolter und die Sparkasse den unteren Gewerbekomplex teilten. „Unter dem Dach hatte auch die Volksstimme ihre Räume“, weiß der Salzwedeler Peter Behrens. Heute sind im Gebäude auch Arztpraxen ansässig.

Viele Leser erkannten das Motiv anhand der Blickrichtung in die Altperverstraße und dem „Bücherfreund“, der auf der rechten Bildseite erkennbar ist. „Der Bücherfreund war ja damals fast der einzige Buchladen in Salzwedel“, erzählt Angela Krämer, die zu DDR-Zeiten dort öfter zugegen war.

Auch Inge Stenzel verbindet mit dem Laden eine schöne Zeit. „Mein Vater war einige Jahre der Besitzer“, erklärt die Salzwedelerin. An den „Bücherfreund“ kann sich auch Erwin Müller erinnern. „Ich war damals Wohnbezirksvorsitzender und unweit des Ladens zu Hause“, erzählt er im Volksstimme-Gespräch.

„Dort gab es Hochsitze für Kinder, um die Schuhe besser anprobieren zu können“, ergänzt Angela Krämer noch, die als Kind dort ihre Schuhe kaufte. Interessantes zur Altperverstraße weiß auch Dennis Burmeister zu berichten: „Die Altperverstraße war damals noch beidseitig befahrbar“, weiß der Salzwedeler. „Und sie war auch sehr belebt und nicht so still wie heute“, ergänzt die 59-jährige Kornelia Krahn.

Ingeborg Hoffmann aus Salzwedel findet es schade, dass die Altperverstraße heute so verwahrlost sei. Sie wünscht sich, dass diese Einkaufsstraße wieder belebt werde, vielleicht als „Künstlermeile“.

Die richtige Antwort wussten außerdem noch: Detlef Schulz aus Siedenlangenbeck, Paul Thurm aus Duisburg, Lieselotte Birkholz, Ursula Tegtmeier, Helmut Wernstedt, Andrea Leonhardt, Liane Bulgus, Angelika Fricke, Ute Janko, I. Winkler, Philipp Simon, Angelika Koller, Marlies Bluhm, Doreen Heinecke, Herr oder Frau Fehse, Ingeborg Greck, Gerd Meiburg, Edeltraud Riehn, Doreen Neumann, Regina Bruns, Bernd Vetter, Ingeborg Binde, Otto Hilgenfeld, Roswitha Widlitzki und Siegrid Jelinek.

Gewonnen hat Inge Stenzel aus Salzwedel. Sie erhält eine kleine Überraschung von der Volksstimme.