Salzwedels Herz steht zum Verkauf

Salzwedel l Er ist das architektonische Herz Salzwedels, Touristen machen hier ihre Fotos. Und wenn Altmärker von Salzwedel reden, denken viele zuallererst an ihn: Die Rede ist vom Schwarzen Adler.

Jetzt steht das einstige Hotel zum Verkauf. Glatt 1,3 Millionen verlangt das Hamburger Unternehmen Concept-Immobilien auf seiner Internetseite für das Gebäude. Das bestätigte gestern Andreas Köhler vom Unternehmen.

Die Verkaufsanzeige sei allerdings nicht neu, erklärte Köhler. Etwa ein halbes Jahr sei die Immobilie bereits im Angebot. Das Interesse blieb sehr überschaubar. Wie viele potenzielle Käufer sich genau für das Gebäude interessierten, ließ der Makler offen.

Der Schwarze Adler gehört einer Gesellschaft privater Eigentümer mit Wohnsitz außerhalb Salzwedels. Mit einem Café der Baumkuchen GmbH, dem Restaurant Amadeus und der Touristinformation des KulTour-Betriebs ist das 1208 Quadratmeter zählende, dreietagige Gebäude derzeit voll vermietet. Warum die Besitzer das Objekt verkaufen wollen, ist unklar.

Grund für das mangelnde Interesse potenzieller Käufer könnte indes neben dem hohen Preis die Tatsache sein, dass sich der Rathausturm im Besitz der Stadt befindet. Ein Käufer würde also mit dem gültigen Angebot nur das Gebäude, nicht aber den Turm erwerben.

Offen ist zudem die Frage, wie lange der KulTour-Betrieb Mieter im Schwarzen Adler bleibt. In einem vergangene Woche öffentlich gewordenen Liquiditätskonzept schlägt die Stadt die Auflösung der Einrichtung als städtischer Eigenbetrieb und die Eingliederung in die Verwaltung vor. Unabhängig davon war bis zum vergangenen Sommer der Umzug der Touristinformation vom Schwarzen Adler ins neu eröffnete Salzwedeler Kunsthaus geplant. Wegen der Finanzlage der Stadt hatte der KulTour-Betrieb diesen bis auf Weiteres verschoben. Eine angekündigte Kosten-, Nutzenrechnung des Betriebs liegt bis heute nicht vor.

Der Schwarze Adler ist ein ehemaliger Teil des Neustädter Rathauses, dessen gotisches Obergeschoss 1801 abgetragen wurde. Der Turmbau kennzeichnet vermutlich das Ende damaliger Umbauten am Rathaus. Der Turm wird in alten Akten und auf dem Stadtplan von 1753 als „Kellerturm“ bezeichnet.

Seit 1820 ist das Gebäude selbst nicht mehr in Besitz der Stadt. Der Magistrat verkaufte es – übrigens zur Deckung von Schulden aus napoleonischer Zeit – für 2010 Taler an Stadtmusikus Lentz, der eine Gastwirtschaft einrichtete. Der Turm selbst blieb im Besitz der Stadt und ist noch heute eine Attraktion für Touristen.