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Tarifstreit Die Signale stehen bei Glunz auf Streik

Weil die Glunz AG am Austritt aus der Tarifbindung festhält, hat die Gewerkschaft die Urabstimmung zum Dauerstreik eingeleitet.

Von Walter Mogk 10.05.2016, 21:00

Nettgau l Trotz eines neuen Verhandlungsangebots des Arbeitgebers stehen die Signale im Nettgauer Glunz-Werk auf Streik. Nachdem das von der IG Metall gesetzte Ultimatum, den von Glunz erklärten Austritt aus der Tarifbindung rückgängig zu machen, am 4. Mai verstrichen ist, hat die Gewerkschaft das Scheitern der Verhandlungen erklärt und die Urabstimmung eingeleitet. Sie sollte nach einer Betriebsversammlung Dienstag anlaufen und wird wegen des Schichtbetriebs bis Donnerstagabend dauern. „Freitag werden die Stimmen dann in Wolfsburg ausgezählt und das Ergebnis bekannt gegeben“, teilte Anita Pöhlig, Pressesprecherin der IG Metall Wolfsburg, mit.

Wenn mindestens 75 Prozent der in der IG Metall organisierten Mitarbeiter zustimmen, wird der unbefristete Arbeitskampf eingeleitet. „Das geschieht dann relativ zeitnah“, kündigte IG-Metall-Verhandlungsführer Wilfried Hartmann auf Anfrage der Volksstimme an. Zuvor hatte die Glunz AG der Gewerkschaft am Montagabend ein neues Angebot vorgelegt, das für jedes der fünf Werke individuell gestaltet ist. Im Falle Nettgaus sieht der Vorschlag nach Auskunft von Glunz-Sprecherin Diane Langnickel unter anderem eine mehrstufige prozentuale Erhöhung der Gehälter bis zum Jahr 2020 vor. „Ebenso können Mitarbeiter mit höherer Qualifikation und der Bereitschaft zu mehr Flexibilität mit finanziellen Vorteilen rechnen. Demgegenüber steht die geplante Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit um eine Stunde, umgerechnet zwölf Minuten am Tag“, erklärte sie.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Glunz AG, Jan Bergmann, hofft, „dass wir mit diesem Angebot die Voraussetzung für eine Lösung des Konfliktes am Verhandlungstisch schaffen und weitere Arbeitskampfmaßnahmen mit negativem Einfluss auf die Zukunft unserer Standorte vermeiden können“. Die Geschäftsleitung bedauere die Eskalation des Tarifstreits, der aus ihrer Sicht „weder mitarbeiter- noch kundenorientiert geführt wird“. Bergmann sieht die Verhandlungsmittel „noch längst nicht ausgeschöpft“ und warnte davor, dass ein Streik „die Geschäftsbeziehungen zu bestehenden Kunden nachhaltig schwächt, was insgesamt zu einer schlechteren Situation für alle Beteiligten führt“.

Die IG Metall wies die Glunz-Offerte gestern umgehend zurück. „Das ist keine Verhandlungsgrundlage“, betonte Wilfried Hartmann. Vielmehr handele es sich um „psychologische Spielchen, mit denen die Urabstimmung torpediert werden soll“.

Die angebotene Lohnerhöhung laufe auf ein Plus von 2,5 Prozent nach drei Jahren hinaus, das aber durch finanzielle Einbußen aufgrund der geforderten 40 Stunden Mehrarbeit im Jahr ohne Lohnausgleich wieder aufgezehrt wird. „Am Ende steht ein Minus für die Beschäftigten und das nehmen wir nicht hin“, erklärte Hartmann auch mit Verweis auf Einschnitte, die der Arbeitgeber etwa bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld plant. Forderung der Gewerkschaft bleibe die Rückkehr zur Tarifvertragsbindung. Doch dem erteilte die Glunz AG auch gestern eine Absage. Es bleibe bei der Planung einer Haustarifregelung, lediglich über die Ausgestaltung der Konditionen könne man reden.