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Jubiläum Von der Arztpraxis zur Bibliothek

Die Stadt- und Kreisbibliothek feiert am Mittwoch mit geladenen Gästen ihr 20-jähriges Bestehen.

Von Arno Zähringer 11.05.2016, 15:29

Salzwedel l Den Festvortrag hält Friedrich Schorlemmer zum Thema „Wie wir durch Bücher unser Leben lesen lernen“. Zur Geschichte der Einrichtung hat die Bibliothek eine neue Broschüre aufgelegt.Jubiläen bieten meist auch die Gelegenheit, einmal einen Blick zurückzuwerfen, sich an das Früher zu erinnern, an die Anfänge. Das hat auch die Stadt- und Kreisbibliothek gemacht, die heute mit einer Festveranstaltung ihren 20. Geburtstag feiert. Dazu ist eine neue Broschüre konzipiert und umgesetzt worden, die einen sehr guten Überblick nicht nur über die Geschichte der Bibliothek, sondern auch die Historie der Freydank‘schen Villa, in der die Einrichtung untergebracht ist, bietet.

„Wir hatten so etwas bislang noch nicht“, sagt Leiterin Bettina Mühe, die den Text beigesteuert hat. Unterstützung und Information erhielt sie dabei von Stadtarchivar Steffen Langusch und Buchhändlerin Helga Weyhe. Anne Buch war für das Design zuständig, Heinrich Herbrügger für die Fotos. „Die Fotos aus der Zeit von Freydank mussten originalgetreu nachgestellt werden, weil keine mehr vorhanden waren“, erzählt Mühe. Die Produktion der Broschüre dauerte allerdings mehrere Monate. Die Zusammenarbeit sei sehr schön gewesen, weil Anne Buch und Heinrich Herbrügger immer wieder tolle Ideen für die Umsetzung hatten, berichtet Mühe zur Entstehungsgeschichte des 14 Seiten umfassenden Werkes. Dieses liegt von heute an unter dem Titel „Freydank‘sche Villa in Salzwedel. Ihre Geschichte und Geschichten“ vor.

Die Freydank‘sche Villa verdankt ihren Namen dem Brauereibesitzer Hermann Freydank. Der ließ 1904 für seine Familie und sich das Wohnhaus am Neuperver Tor bauen. Für die Bauplanung und -ausführung war der Königliche Baurat Hugo Prejawa verantwortlich. Das Gebäude weist die typischen Merkmale des Jugendtsils neben den Elementen der griechisch-römischen Kunst auf. Marmorsäulen, Stuckdecken, verzierte Treppengeländer, ornamentreiche Fußbodenfliesen ziehen im Inneren die Blicke der Besucher auf sich. Auffällig an dem Gebäude ist auch der dreieckige Erker mit seinen grün glasierten Turmschindeln.

Hermann Freydank starb am 13. Oktober 1919 im Alter von 73 Jahren. Das Haus wurde danach vermietet oder verkauft. Freydanks Sohn Walter hatte Salzwedel verlassen, um zu studieren und sich die Welt anzusehen. Als Internist kehrte er 1927 zurück. Zuerst praktizierte er am Chüdenwall, bis er 1931 in die Villa Vor dem Neuperver Tor 2 einzog. Während des Zweiten Weltkrieges wurde 1943 in den Räumen der Villa ein Reservelazarett eingerichtet. Nach 30 Jahren schloss die Hausarztpraxis des Dr. Freydank. Walter Freydank starb am 6. Oktober 1961, seine Frau verkaufte das Haus und siedelte nach Hamburg um.

Der Kreis kaufte die Villa, die laut Wunsch Freydanks für soziale Zwecke genutzt werden sollte. In den ersten Jahren fungierte sie als Kinderheim und wurde 1965 zur Kinderkrippe umgestaltet. Auch Erzieherinnen wurden ausgebildet. 1979 kaufte die Hansestadt Salzwedel das Haus, doch aufgrund der DDR-Mangelwirtschaft verfielen das Innere und Äußere zusehends. 1991 erhielt die Villa den Status eines Baudenkmals. Ein Jahr später wurde die Projektierung der Bibliothek beschlossen, mit dem Umbau im Herbst 1994 begonnen. Am Sonnabend, 11. Mai 1996, schließlich wurde die Bibliothek eröffnet. Und am Montag darauf „stürmten“ die Bibliotheksbesucher die neue Einrichtung.