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Einkaufen Burgstraße soll attraktiver werden

Die Burgstraße in Salzwedel verfügt über viel Geschichte und historische Gebäude, ihr fehlen aber die Eigenschaften einer Shoppingmeile.

Von Arno Zähringer 25.05.2016, 01:01

Salzwedel l Zahlreiche Gebäude sind in der Salzwedeler Burgstraße zu finden, die als Baudenkmäler ausgewiesen sind. Freunde historischer Gebäude und Architektur finden dort reiches Anschauungsmaterial. Doch nicht alle Häuser befinden sich in einem Zustand, der zu einem gelungenen Stadtbild beiträgt. Manche Besitzer lassen ihre Immobilie mehr oder weniger vor sich hingammeln, kümmern sich nicht um den Gesamteindruck des Gebäudes.

Besonders deutlich wird dies bei leerstehenden, ebenerdigen Ladengeschäften. Da werden die Fenster mit Werbung einfach zugeklebt oder mit Packpapier zugehängt. Einladend sieht anders aus. Zwar gibt es immer wieder Ansätze, diese unrühmliche Situation zu ändern, doch oft haben auswärtige Immobilienbesitzer kein Interesse daran, auch nur einen Cent in die Hand zu nehmen, um den Leerstand so zu kaschieren, dass er nicht jedem Besucher sofort ins Auge sticht.

Dabei gibt es einfache Möglichkeiten, um die Situation zu verbessern. Die Schaufenster könnten Künstlern aller Bereiche zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre Skulpturen oder Gemälde ausstellen können. Der Aufwand, dieses Vorhaben umzusetzen, ist relativ überschaubar, der daraus entstehende Nutzen allerdings groß. Doch meist scheitern derartige Ideen bereits an der Bereitschaft der Besitzer.

Immer wieder schließen Geschäfte, neue dagegen machen nicht auf. Zwei Beispiele: Vor Kurzem hat ein Optiker seine Pforten geschlossen, auch der Bürgermeisterhof dümpelt seit seiner Schließung Anfang Januar vor sich hin und wartet auf einen neuen Pächter. Schräg gegenüber war mal eine Cocktailbar beheimatet, in der allerdings seit Langem nichts mehr ausgeschenkt wird. Vielmehr steht das Gebäude – ein renovierter Klinkerbau – seit knapp fünf Jahren in der Burgstraße 11 zum Verkauf – für 190 000 Euro.

Dabei wäre es nach Meinung von Udo Schulz vom Schuhhaus Düster, das seit 1930 in der Burgstraße ansässig ist, wichtig, dass es wieder ein Café gibt, um „die Leute herzuholen“. Zwar seien diverse Lokalitäten vorhanden, doch deren Öffnungszeiten seien zu unterschiedlich. Er bedauert, dass bislang noch kein neuer Betreiber für den Bürgermeisterhof gefunden werden konnte. „Das ist eine echte Sehenswürdigkeit in Salzwedel“, sagt Schulz.

Dass die Burgstraße von den Touristen oder Einheimischen abgehängt ist, das sieht Schulz nicht. „Um das Baby zum Laufen zu bringen“, regt Schulz unter anderem eine sogenannte Fashion-Week an, die in Zusammenarbeit mit anderen Selbstständigen umgesetzt werden könnte. Ein weiterer Aspekt: „Die Leute sind da, aber sie wollen sich auch mal hinsetzen und ausruhen“. Deshalb plädiert er, mehr Sitzbänke aufzustellen. Davon würden Salzwedeler und Besucher profitieren.

Ein Blick in die Burgstraße zeigt: Bislang können Besucher der Hansestadt lediglich beim Puparschbrunnen, der an die Tradition des Bierbrauens in Salzwedel erinnern soll, zur Ruhe kommen. Das reicht allerdings nicht aus, denn bei warmer Witterung ist die Bank, die lediglich wenigen Menschen einen Platz bietet, meist schnell besetzt.

Ähnlich argumentiert Rainer Neitzel vom LeseLand. Ein Café und weitere Sitzgelegenheiten: „Das wäre nicht schlecht“, sagt Neitzel. Dringend notwendig seien allerdings auch öffentliche Toiletten. Die seien ja im Burggarten vorhanden. Deshalb sieht Neitzel in diesem Bereich die Hansestadt Salzwedel in der Pflicht. „Die Händler können schließlich nicht die Aufgaben der Stadt übernehmen.“ Allerdings könne er sich unter gewissen Umständen auch eine Beteiligung der Einzelhändler an der Finanzierung der öffentlichen Toiletten vorstellen. Auch ein Sponsoring von Sitzbänken durch Selbstständige hält Neitzel für eine Möglichkeit, die umgesetzt werden könnte.

Ein schönes Café, um die Frequenz der Besucher zu erhöhen“ – für Lutz Winkelmann, Betreiber von Lutzes Butze, ist das eine Möglichkeit, die Attraktivität der Burgstraße zu erhöhen. Schließlich belebe die Vielfalt das Geschäft. Er setze auch in Zukunft weiter auf eigene Veranstaltungen, um Gäste in die Burgstraße zu ziehen. Beispielsweise mit Public Viewing aus Anlass der Fußball-Europameisterschaft. Auch ihm sind die zugehängten Schaufenster ein Dorn im Auge. „Wenn darin Künstler beispielsweise ihre Gemälde ausstellen könnten, dann wäre dies doch ein echter Hingucker“, ist Winkelmann überzeugt.

Seit mehr als 13 Jahren ist Otto Wüstemann mit seinem Betrieb in der Burgstraße ansässig. Seiner Meinung nach ist es auch eine „politische Aufgabe, den Stadtkern zu erhalten“. Viele Gedanken über die Zukunft der Burgstraße mache sich auch die Werbegemeinschaft Salzwedel. Die Analyse Wüstemanns zum Kaufverhalten fällt eindeutig aus: Er fordert deshalb ein generelles Umdenken der Kunden, die sich zwar gerne vor Ort im Fachgeschäft beraten ließen, dann aber doch im Internet einkaufen. Dadurch würde es für junge Menschen, die überlegen, sich mit einem Geschäft selbstständig zu machen, sehr schwierig, überhaupt finanziell überleben zu können.