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Konzert Die Neunte fulminant umgesetzt

Einen besseren Abschluss hätten die Altmark Festspiele nicht haben können als mit Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie.

Von Arno Zähringer 17.10.2016, 03:00

Salzwedel l Der Rahmen passte. Die Marienkirche in Salzwedel bot das richtige Ambiente für eine Aufführung, wie sie im klassischen Bereich schon lange nicht mehr in Salzwedel zu hören war. Beethovens 9. Sinfonie – das weltberühmte und zeitlose Meisterwerk übersteigt mit der Größe des Orchesters und der Vielfalt seiner Instrumente die Dimensionen einer klassischen Sinfonie. Mit der Aufführungsdauer von rund 70 Minuten sprengte das im Jahr 1824 uraufgeführte Meisterwerk deutlich den üblichen Rahmen. Und im Finalsatz setzte Beethoven zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten und einen gemischten Chor ein. Als Text wählte „der Rocker der klassischen Musik“ die Ode „An die Freude“ von Friedrich Schiller. Die Verbindung von Orchester, Chor und Solisten revolutionierte die Musikgeschichte.

Unter der Leitung von Festspielintendant Reinhard Seehafer wurden die INSO Philharmonie Lviv und der mehrfach preisgekrönte ukrainische Chor „Dudaryk“ aus Lviv mit den Solisten Steffi Lehmann (Sopran), Marie-Luise Dreßen (Alt), Martin Lattke (Tenor) und Szymon Chojnacki (Bass) dem Meisterwerk mehr als gerecht. Keine leichte Aufgabe, denn im ersten Satz wird das Orchester laut und wieder leise, dann spielt es sanft und steigert sich langsam wieder zu einem harten Klang. Ständig werden die Rhythmen gewechselt.

Die Geigen stehen im zweiten Satz im Mittelpunkt. Ganz anders der dritte Satz, in dem die Trommler weitgehend schweigen, die Melodie besteht aus lang gezogenen Tönen, die Klänge fließen in einander über. Und im triumphalen vierten Satz zeigten die jungen Musiker unter dem immer souverän führenden Dirigenten Seehafer, dass sie ausgezeichnete Instrumentalisten sind, die jede musikalische Tücke der Beethoven- Komposition meistern. Mit viel Gefühl und Nuancenreichtum ausgestattet, beherrschten sie die leisen Töne. Dass das Orchester allerdings auch wild und entschlossen sein kann, wurde im Finalsatz eindrucksvoll den zahlreichen Musikfreunden in der Marienkirche vorgeführt – die Akustik trug das ihre dazu bei, dass es dem einen oder anderen Zuhörer wohlig kalt über den Rücken lief. Und dann der Chor, der ausschließlich aus Männern und Jungen bestand. Er meisterte jede Klippe, war den vier hervorragenden Solisten ein ebenbürtiger Partner, der sowohl stimmgewaltig, aber auch in den ruhigeren Momenten stets sicher war.

Insgesamt bot Dirigent Seehafer eine fulminante Interpretation der 9. Sinfonie, die es so in Salzwedel sicher noch nicht gegeben hat. Fazit: Danke, Reinhard Seehafer, Chor, Orchester und Solisten. Danke, Ludwig van Beethoven.