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Volksstimme-Talk Heutig: „Bulle ist keine Beleidigung“

Die Premiere des Volksstimme-Talks brachte ernste Gesprächsthemen und lustige Anekdoten aus dem Leben der Gesprächspartner ans Licht.

Von Marco Heide 22.10.2016, 01:01

Salzwedel l Ein uriges Ambiente, etwas Musik und zwei redegewandte Gesprächsgäste, die Einblicke in ihr Privatleben zuließen und einige interessante Gedanken zu unser Region preisgaben – diese Zutaten machten den ersten Volksstimme-Talk am Donnerstagabend in Lutzes Butze zu einem Erfolg.

Sebastian Heutig, Leiter des Polizeirevieres Altmarkkreis Salzwedel, stellte sich als Erster den Fragen von Volksstimme-Redakteur Arno Zähringer, der an dem Abend die Rolle des Talk-Masters inne hatte. „Sind Sie ein Bulle?“, fragte er den Polizeichef frech, der ziemlich schnell über die Frage schmunzeln musste und erklärte: „Bulle ist keine Beleidigung. Sie müssen schon `dummer Bulle´ sagen.“ Während des ganzen Gespräches machte der 36-Jährige einen lockeren und sympathischen Eindruck und gab auch zu, dass er eine Schwäche für Schokolade habe und schonmal geblitzt worden sei.

Vom Privaten kam das Gespräch dann schließlich aufs Dienstliche. Sebastian Heutig versprach, dass er länger als seine Vorgänger den Revierleiter-Posten bekleiden wolle. Aber: „Ich habe mich bewusst für den gehobenen Dienst entschieden und habe noch Ziele. Immerhin liegen 24 Berufsjahre noch vor mir.“

Doch zunächst möchte er dabei helfen, das Polizeirevier Salzwedel weiter gut für die Zukunft aufzustellen. Der Verjüngungsprozess habe bereits begonnen. „Das hat der eine oder andere wahrscheinlich schon bemerkt, weil er öfter angehalten wurde“, erklärt Sebastian Heutig. Eine radikale Verjüngungskur ist für ihn aber keine Option. Vielmehr komme es darauf an, eine gute Mischung zu schaffen. Es heißt nicht umsonst: „Die Jungen sind schneller, die Alten kennen die Abkürzung“, sagt Sebastian Heutig.

Generell gebe es aus Sicht des Revierleiters kein Kriminalitätsproblem im Altmarkkreis Salzwedel. Die Polizei schaffe es in der Regel, innerhalb von 20 Minuten am Einsatzort zu sein. Damit die Polizei trotz Standortschließungen weiter in der Fläche präsent ist, führte das Land die Regionalbereichsbeamten ein. Dazu konnte Heutig auch eine Anekdote erzählen. „Als die Regionalbereichsbeamten eingeführt wurden, haben wir Anrufe erhalten, bei denen Anwohner gefragt haben, was in ihrem Ort los sei. Nichts, die Beamten waren nur vor Ort“, erklärte Heutig und fügte scherzhaft hinzu: „Diesdorf halt.“

Übrigens: Den Polizeichef und der zweite Gast des Abends, SCM-Solar-Geschäftsführer Stefan Korneck, eint eine Sache. Beide nannten als einen ihrer größten Fehler, Russisch im Abitur belegt zu haben. Der Unternehmer aus Pretzier gesellte sich völlig entspannt zu der Runde. Und diese Ruhe hatte auch einen Grund. „Schalke führt gerade 1:0“, erklärte der Geschäftsführer, der Anhänger der Königsblauen ist.

Arno Zähringer wollte von ihm wissen, wie ein Altmärker zu Schalke 04 kommt. „Ich habe als Kind von Schalke gehört und habe ewig lange auf einer Karte nach diesem Ort mit dem großen Stadion und den vielen Fans gesucht. Es hat gedauert, bis ich bemerkt habe, dass der Verein aus Gelsenkirchen kommt“, gesteht Stefan Korneck.

Der Unternehmer sprach im weiteren Verlauf viel über die wirtschaftlichen Chancen und strukturellen Defizite der Region. „Mir ist es wichtig, dass die Leute Spaß haben. Mit Spaß steigt die Produktivität in jeder Lebenslage“, ist sich Stefan Korneck sicher. Für ihn ist auch der Fachkräftemangel ein großes Thema. Seine Firma bildet seit dem 1. Oktober einen jungen Mann aus Madrid aus. Salzwedel war für den Spanier erstmal ein Kulturschock. Aber Korneck hilft ihm bei der Inte- gration und versucht, dem Lehrling etwas zu bieten. Da seien auch die Arbeitgeber gefordert, meint der Pretzierer. Salzwedel habe nicht das Scheinwerfer-Dasein wie die Großstädte, könne aber mit anderen Vorteilen wuchern, mit denen man werben müsse. „Hier können sie ein Haus bauen, das wäre in Berlin oder Hamburg nicht möglich.“