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Windpark Planungen liegen auf Eis

Bürgerinitiative informiert über den Stand ihres Protestes gegen die geplanten Windkraftanlagen nahe Siedenlangenbeck bei Salzwedel.

Von Fabian Laaß 13.02.2017, 00:01

Siedenlangenbeck l Schon bei der Ankunft am Siedenlangenbecker Dorfgemeinschaftshaus wurde am Freitagabend ersichtlich, dass der geplante Windpark der Firma Enercon die Gemüter in und um den Ort erhitzt. Für die zahlreichen Fahrzeuge der Gäste war kaum noch ein Parkplatz zu finden, im Inneren reichten die Stühle gerade noch aus. „Ich freue mich, dass die Resonanz auf unsere Informationsveranstaltung so groß ist“, erklärte Enrico Lehnemann, Chef der Bürgerinitiative (BI) „Pro Jeetzetal“.

Er und seine Mitstreiter hatten umfangreiches Material mitgebracht, das im Rahmen von drei Vorträgen präsentiert wurde.

Zunächst informierte Enrico Lehnemann über aktuelle Zahlen und Fakten zur Windenergie. „Der Anteil der Windenergie am Gesamtverbrauch beträgt derzeit 2,4 Prozent. Wenn man also Kernkraft und fossile Brennstoffe nicht mehr zur Energiegewinnung einsetzen will, muss man die Landschaft noch deutlich mehr verspargeln“, sagte er.

Auch die Speicherung der erzeugten Energie sei über mehrere Tage oder sogar Wochen notwendig. Warum, das zeigte Lehnemann anhand einer Grafik. „Allein im Dezember 2016 hat es zwei Mal mehrere Tage am Stück gegeben, an denen es weder Wind noch Sonne gab. Dort hätte es eine riesige Versorgungslücke gegeben“, so der BI-Chef.

Da die Betreiber der deutschlandweit rund 27 000 Windkraftanlagen für Tage, an denen die Räder stillstehen, weil entweder kein Wind vorherrscht oder aber der produzierte Strom nicht benötigt beziehungsweise abtransportiert werden kann, Entschädigungszahlungen erhalten, „sind allein im Dezember 2016 20 Millionen Euro dafür gezahlt worden“, berichtete Lehnemann. Im Vergleich zu 2014 habe sich diese „Ausfallarbeit“ fast verdreifacht. Das sei ein wichtiger Grund dafür, warum Deutschland europaweit die zweithöchsten Strompreise habe.

„Wird die Landschaft weiter mit Windkraftanlagen zugepflastert, geht der Freilandversuch, wie Schall und Mikroschall auf den Menschen wirken, weiter. Die Grundstücke werden an Wert und damit die Besitzer ihre Altersvorsorge verlieren“, skizzierte Enrico Lehnemann ein düsteres Zukunftsszenario.

Sein Mitstreiter Jörn Thaute informierte die Anwesenden danach über den aktuellen Stand der Dinge, den Windpark Siedenlangenbeck betreffend. „2015 sollten sich die Windräder bereits drehen. Jetzt steht das Projekt dank unserer Arbeit auf der Kippe. Das Genehmigungsverfahren ruht aktuell, da der Investor noch nicht alle Unterlagen eingereicht hat“, so Jörn Thaute.

Kritik übte er an Kuhfeldes Bürgermeister Frank Leskien, der schlichtweg „vergessen“ habe, über die Windpark-Pläne von Enercon zu informieren. „Dabei ist er Sachbearbeiter in der Regionalen Planungsgemeinschaft. Das ist ein unglaubliches Verhalten“, so das BI-Mitglied.

Der ehrenamtliche Ornithologe Dirk Schäffer stellte die aktuellen Vogelzahlen der Region um Siedenlangenbeck vor. „Wir haben insgesamt 133 verschiedene Vogelarten beobachtet. Davon sind 72 Sing- und 61 Nichtsingvögel“, sagte Dirk Schäffer. Die vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen des Windparkbetreibers sieht der Vogelkundler als „Baukastendenken“ an. „Die Vögel müssen ein neues Biotop erst einmal finden und annehmen. Bis das funktioniert, dauert es Jahre. Ob die Vögel dann noch da sind, ist fraglich.“

Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking betonte, dass „der größte Teil der Energiewende noch vor uns liegt“. Bei der Ausweisung von Windvorranggebieten müssten die Bürger stärker einbezogen werden, forderte sie. Andreas Höppner, Landtagsabgeordneter für Die Linke, kritisierte, dass nur Windkraftgegner bei der Veranstaltung zu Wort kommen würden. „Ich bedauere auch, dass kein Landtagsabgeordneter von SPD und CDU hier ist. Sie haben diese Politik gemacht und setzen sie um.“

Hannes Loth, der für die AfD im Landtag Sachsen-Anhalts sitzt, sprach sich für einen ausgewogenen Mix der Energien aus. „Die Energiewende wird zu schnell und nicht durchdacht umgesetzt. Die Menschen leiden darunter“, sagte er. Er sprach sich zudem dafür aus, Ausfallzahlungen zu stoppen.