Adventsausstellung Leben vor 100 Jahren

Der Arbeitskreis Salzwedeler Altstadt (ASA) entführte Gäste am 2. Advent auf eine Zeitreise ins 19. und zum Anfang des 20. Jahrhunderts.

Von Alexander Rekow 10.12.2018, 16:05

Salzwedel l Im historischen Fachwerkhaus in Salzwedels Altperverstraße 26-28 ist die Zeit scheinbar stehen geblieben. Schon beim Betreten des Hauses fällt der alte gepflasterte Boden auf, die vielen Werkzeuge an der Wand und Schränke, die an Ur-Großmutters Zeiten erinnern. Und das hat seinen Grund. Die ASA hat es sich auf die Fahnen geschrieben, historisches und regionales Kulturgut, Handwerk und das Leben vor mehr als 100 Jahren wieder sichtbar zu machen. Und ja, das ist ihnen gelungen, mit viel Liebe zum Detail.

Schritte in dem hunderte Jahre alten Anwesen werden stets durch ein Knatschen begleitet. Über eine alte Holztreppe geht es ins obere Stockwerk, wo Torsten Hesse von der ASA die Gäste mit traditionellen Weihnachtslieder empfängt. Dort angekommen, gelangt der Gast in zahlreiche Räume. Hier eine hundert Jahre alte Schulbank, dort ein altes Schlafzimmer. Natürlich mit Bett inklusive Bettpfannen, alten Leuchtern und Kleidern. Als wäre der Raum gerade verlassen worden. In einem weiteren Raum ist die Zunft der Weber wiederbelebt. Alte Webstühle und Stoffe prägen das Bild. Nicht anders sieht es im Zimmer des Schumachers aus, dessen Handwerksausrüstung nur auf Benutzung wartet. Auch die Tischler und Schreiner haben ihr Abteil, welches wie aus der Zeit gefallen wirkt. Hobel und Abziehbank inklusive.

Natürlich darf in Salzwedel auch das Handwerk der Schneider nicht unter die alten Eichtische fallen, denn auch hier hat die ASA reichlich Material zusammengetragen. Damit die Besucher auch wissen, wie seinerzeit gearbeitet wurde, wird gehäkelt, gestrickt, geklöppelt und gestickt was das Zeug hält. Abgerundet wird der Rundgang mit einer Ausstellung im Erdgeschoss, die viele historische Öfen bereit hält.

Apropos Ofen, einer davon steht auf dem Hof und ist in Betrieb. Davor steht Ofenbauer Erwin Müller, welcher Kassler für die Besucher zubereitet. Er hat übrigens auch den Ofen selbst gebaut. „Als nächstes kommt der Schornstein vom Haus dran“, erzählt er. Der alte war brüchig und musste abgetragen werden.

Etwa 50 Mitglieder zählt die ASA, wovon zehn bis zwölf aktiv im Vereinsleben mitwirken, verrät Heidrun Dreyer. Doch damit kommt der Verein nicht hin. Neben weiteren fleißigen Händen wird Material aus der jeweiligen Zeit benötigt, sagt sie. Zudem scheitern Projekte auch am Geld. Denn der Verein ist neben Spenden auch auf Gelder vom Denkmalschutz angewiesen, schließlich werde auch Kulturgut erhalten. Daher hofft Heidrun Dreyer, dass sie finanzielle Mittel von Stadt und Denkmalschutz bekommt. „Sonst verfallen diese Häuser“, macht sie deutlich. Dass das Haus es dringend benötigt, zeigte ein Blick in Richtung Dach. „Dass muss gemacht werden“, weiß Dreyer.

So unendlich lang die Aufgabenliste bei der ASA scheint: Ihre Ausstellung bleibt ein Hingucker. Nicht verwunderlich, dass schon vor dem eigentlich Beginn, die Gäste kommen. Diese schwärmen von der Einrichtung und fühlen sich wieder zurück in die Kindheit versetzt. Kinder wiederum dürfen sich wie im Museum fühlen. Mit unzähligen Zeugnissen der Salzwedeler Geschichte und ihrer Zünfte.