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Ärztemangel Salzwedel fehlen die Hausärzte

Junge Ärzte machen einen großen Bogen um die Hansestadt. Dabei werden sie dringend gebraucht.

Von Antonius Wollmann 21.07.2017, 01:01

Salzwedel l In der vergangenen Woche war es so weit. Mit einer Anzeige in der Volksstimme kündigten Ulrich und Constanze Pomrenke an, ihre Hausarztpraxis am Chüdenwall aus persönlichen Gründen zu schließen. Am 30. September ist Schluss. Ob es einen Nachfolger gibt, wollte Ulrich Pomrenke auf Nachfrage nicht beantworten.

Übernimmt niemand die Praxis, könnte dies zu einem Engpass in der hausärztlichen Versorgung in der Hansestadt führen. Dann würden noch 13 Hausärzte in Salzwedel (inklusive der Ortsteile Pretzier und Henningen) praktizieren. Aussagekräftiger als die Zahl der Mediziner ist in diesem Zusammenhang aber das Arzt-Patientenverhältnis in der Hansestadt.

Denn findet sich kein Nachfolger für die Praxis Pomrenke, kämen auf jeden Hausarzt 1914 Einwohner, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt. Die Bedarfsplanung der KV geht indes von einer angemessenen Versorgung aus, wenn ein Hausarzt 1671 Einwohner versorgt.

Bernd Franke, Pressesprecher der KV, bemüht sich also gar nicht erst, die Lage schönzureden: „Bereits jetzt ist die Versorgungssituation im Gebiet Salzwedel angespannt.“

Nimmt man die Altersstruktur der derzeit praktizierenden Ärzte in den Blick, wird klar: In kommenden Jahren wird es eher schlimmer als besser. „Anhand der Altersverteilung ist es denkbar, dass in den nächsten drei Jahren drei Ärzte in den Ruhestand gehen könnten“, sagt Bernd Franke. Andererseits sei es schwierig, genaue Prognosen zu stellen, weil freiberufliche Ärzte selbst entscheiden, wann sie in den Ruhestand gehen. Die Pflicht, einen Nachfolger zu finden, besteht nicht. Die KV rät dazu, zwei Jahre vor Aufgabe der Praxis mit der Suche zu beginnen, indem man sich in eine Praxisbörse einträgt.

Dass Patienten in naher Zukunft in Salzwedel keinen Hausarzt mehr finden, ist dennoch keineswegs ein unrealistisches Szenario. Zwar darf ein zugelassener Vertragsarzt die Versorgung gesetzlich versicherter Patienten nur unter Ausnahmebedingungen ablehnen. Jedoch fällt die Überlastung eines Arztes in diese Kategorie.

Eine Lösung für das Problem drängt sich nicht auf. Offenbar ist die Hansestadt für junge Ärzte nur ein bedingt attraktives Ziel. Die Möglichkeit, sich hier niederzulassen, besteht auf jeden Fall. Wahrgenommen wird sie nicht. Dabei wäre die Gelegenheit günstig. „In dem für die hausärztliche Versorgung relevanten Planungsbereich könnten sofort Hausärzte im Umfang von 8,5 Stellen zugelassen werden“, sagt der KV-Presseprecher.

Um den ärztlichen Nachwuchs in die Provinz zu locken, bietet die KV verschiedene Stipendien an. Sie fördert etwa diejenigen finanziell, die sich während ihres Studiums an den Universitäten in Magdeburg und Halle frühzeitig auf eine Tätigkeit als Allgemeinmediziner festlegen und bereit sind, nach dem Abschluss in strukturschwachen Regionen in den Beruf zu starten.

Unter derselben Bedingung wird jährlich vier Studenten die Ausbildung an der privaten Universität Witten-Herdecke (Nordrhein-Westfalen) finanziert. Ob jene Ärzte dann aber in der Altmark landen, ist fraglich. Eine Region wird im Vorfeld nicht festgelegt.