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Alte Freunde Ein Wiedersehen nach 61 Jahren

Günter Kruppa und Berndt Furcht sind Schulfreunde, verloren sich aber aus den Augen. Jetzt trafen sie sich in Zießau wieder.

Von Helga Räßler 25.06.2017, 03:00

Zießau l Nur durch einen Zufall und weil er sich für den Naturschutz interessiert, fand Berndt Furcht (73) aus Jena seinen einstigen Schulfreund Günter Kruppa (72) aus Peine wieder: Er surfte im Internet und fand auf der Seite des Naturschutzbundes (NABU) das Projekt des Austernfischers, einer besonderen Vogelart. Deren Schutz hat sich Kruppa seit langem verschrieben.

„Da habe ich ihn entdeckt und war überwältigt“, beschreibt Furcht beim Wiedersehenstreffen in Zießau. „Ich habe ihn sofort angerufen“, erzählt er im Gespräch mit der Volksstimme vorm Hotel Zur Wildgans. Dort haben beide Männer Quartier bezogen. Aber bis es zu dem Treffen kam, haben beide drei Jahre lang sehr oft miteinander telefoniert.

„Es ist, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren und erst gestern gesehen“, betont Günter Kruppa. Er stammt eigentlich aus Peine und wurde von seinem Vater mit zwei Jahren, also 1947, über die sogenannte grüne Grenze vom Westen Deutschlands in den Osten nach Stapel in die Altmark gebracht. „Hier wuchs ich bei meinen Großeltern auf“, so Kruppa. Oft war er bei seinem Freund, mit dem er später auch in Stapel, Wohlenberg und Lückstedt zur Schule ging, zu Besuch. Dessen Vater brachte ihm das Schwimmen bei.

Aber mit 12 Jahren war alles zu Ende – denn die Familie des Freundes zog plötzlich nach Jena. Und als 1959 Berndt Furcht zurückkam zur Beerdigung seines Opas, war Günter Kruppa nicht mehr da. Er war zum Eingewöhnen bei seinem Vater in Peine. Dort blieb er dann auch, zumal 1961 die Grenze dicht war und die Mauer stand.

„Ich durfte niemandem erzählen, dass und wie ich aus der DDR kam“, so Kruppa. Dass sein Vater in der Deutschen Kommunistischen Partei war und vielleicht darin die Ursache des problemlosen Reisens von West nach Ost zu sehen war, erfuhr er erst viel später. Nach einer Lehre als Betriebsschlosser und Montagearbeit wurde er Schulhausmeister am Gymnasium. Das Leben zog dahin.

Ebenso bei Berndt Furcht, der nach der Schule Glasapparatebläser wurde und sich 1987 selbständig machte. Als 1992 niemand mehr die Produkte wollte, heuerte er in einer Firma zur Kristallzucht an. Das hat er so erfüllend gefunden, dass er bis zum 67. Lebensjahr dort arbeitete.

Das alles und noch viel mehr erzählten sich die Männer nun beim Wiedersehen, auch von ihren Familien und Hobbys. „Wir sind Freunde wie am ersten Tag“, stellten beide lächelnd übereinstimmend fest.