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Altmark-Besuch Berliner schnuppern Landluft

Türkischstämmige Mädchen schnupperten Landluft in Diesdorf und Umgebung. Sie waren zu Gast bei altmärkischen Jugendlichen.

Von Anke Pelczarski 03.09.2017, 03:00

Diesdorf l „Wir haben mit dem Projekt mehr erreicht, als ich gedacht habe. Denn die jungen Leute haben den Wunsch, sich wiederzusehen“: Diesdorfs Jugendklub-Leiter Torsten Neumann, der die Idee für „Andere Kulturen entdecken“ hatte und dieses in enger Kooperation mit der Sekundarschule Dähre umsetzte, ist sehr zufrieden.

Im April haben die altmärkischen Jugendlichen das Jugendzentrum Naunynritze in Berlin-Kreuzberg besucht und mit den jungen Leuten einen tollen Tag verlebt. Am Donnerstag gab es den Gegenbesuch. „Bei uns sind noch bis zum Wochenende Ferien“, begründete Pia Kölsch, sozialpädagogische Mitarbeiterin im Berliner Jugendzentrum, den Besuch mitten in der Woche. Dähres Schulleiterin Ines Kausch stellte die Schüler ihrer Bildungsstätte, die sich aktiv ins Projekt mit einbringen, frei, bedankt sich Torsten Neumann.

So konnten die Altmärker den Besuch am Bahnhof Schnega in Empfang nehmen. Zuerst ging es zum Agrarbetrieb von Familie Lahmann nach Schadeberg. Der Geruch schreckte die Großstadt-Mädchen, die anfangs schüchtern waren, ab. Doch dann tauten sie auf. Denn eine Kuh sehen und sogar ein Kälbchen, das erst wenige Stunden alt war, das beeindruckte schon. „Das Kälbchen hat an den Fingern gesaugt. Ein Erlebnis, das die Großstädter wohl nicht vergessen werden“, erzählte Torsten Neumann und fügte lächelnd hinzu: „Erst wollten sie nicht in den Stall und dann nicht wieder raus.“ Auch das Frühstück mit selbst gemachter Marmelade kam bei den Besuchern gut an. Zum Abschied gab es noch eine Kanne mit frischer Milch.

Nächste Station war das Freilichtmuseum in Diesdorf. Museumsmitarbeiterin Anke Gruß lud die Jugendlichen dazu ein, selbst Butter zu machen. Dazu wird Sahne in einem Glas so lange geschüttelt, bis sich die Fett-Bestandteile verbunden haben. „Aber bitte nicht wie ein Barkeeper, da funktioniert es nicht“, beschrieb Anke Gruß. Und tatsächlich: Jeder der jungen Leute und auch ihre Betreuer hatten Erfolg. Die Kostprobe auf Brot schmeckte.

Die Museumsmitarbeiterin führte die interessierten Gäste übers Areal. Sie berichtete, dass früher der Knecht über den Tieren geschlafen habe und unterm Dach die Würste durch den Rauch haltbar gemacht wurden. Anke Gruß erinnerte auch an die Ursprünge des Museums, das der Landarzt Dr. Georg Schulze gegründet hatte. Und dass Jugendliche in den 1970er Jahren dem damaligen Museumsleiter Peter Fischer geholfen hätten, weitere historische Häuser aufzubauen.

Der Jugendliche Heiko Oeser erklärte beim Spaziergang durch Diesdorf, was es hier alles gibt. Derweil hatte Werner Henkensiefken Hähnchen mit Salat und Brot zubereitet, das alle genossen.

„Das Buttern hat mir am besten gefallen“, erzählte die 13-jährige Dilara aus Berlin. Das Dorf sei so, wie sie es sich vorgestellt habe. Das kenne sie aus der Türkei, der Heimat ihrer Eltern. „Meine Tante hat auch fünf Kühe“, fügte sie hinzu. Im Museum war die Neugier der Gäste geweckt: Sie wollten alles genau erkunden.

„Wir haben uns ins Zeug gelegt, dass die Jugendlichen unsere ländliche Kultur kennen lernen“, sagte Heiko Oeser, dem am besten die Stippvisite in der Biogasanlage in Schadeberg gefiel. Die Schülerin Jana Morwinski war am meisten davon beeindruckt, wie das Kälbchen an ihrem Finger gesaugt habe.

Für die jungen Leute steht fest, dass sie sich gern wiedersehen wollen. „Ich finde das Projekt gut“, meinte auch Pia Kölsch. Für ihre Schützlinge sei Berlin Deutschland. Was darüber hinaus ginge, sei Ausland. „Solch ein Zusammenkommen trägt auch dazu bei, Vorurteile abzubauen“, meinte sie.

Torsten Neumann ist den vielen Unterstützern dankbar, die die Begegnung möglich machten: dem Kinderhof Merzen Abbendorf und der Gemeinde Diesdorf fürs Bereitstellen von Fahrzeugen für den Transport, der Seniorenresidenz Diesdorf für das Freistellen ihres Kochs sowie dem Jugendforum für die finanzielle Unterstützung aus dem Bundesprogramm Demokratie Leben.