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Amtsgericht Mit 2,37 Promille durch die Hansestadt

Ein 52-Jähriger steht erneut wegen Trunkenheit vor dem Salzwedeler Amtsgericht. Richter Klaus Hüttermann zweifelt an seiner Reue.

Von Alexander Rekow 16.10.2018, 15:46

Salzwedel l „Ich glaube wir kennen uns – Sie kommen mir bekannt vor“, sagt Richter Klaus Hüttermann eingangs am Salzwedeler Amtsgericht, beugt sich über seinen Tisch und schaut dem Angeklagten tief in die Augen. Dem 52-jährigen ist die Situation sichtlich unangenehm – aber nicht fremd. Mehrfach musste der Salzwedeler wegen Trunkenheit im Straßenverkehr widerwillig auf der Anklagebank Platz nehmen. Nun also wieder. Da der Mann nicht im vollen Umfang geschäftsfähig ist, sitzt seine Betreuerin neben ihm.

An diesem Tage muss er sich abermals für eine Alkoholfahrt verantworten. Das zumindest wirft ihm die Vertreterin der Staatsanwaltschaft vor. Mit 2,37 Promille soll der Salzwedeler im April von der Polizei aufgegriffen worden sein.

Der Angeklagte gibt sich von Beginn an reumütig, scheint mit seiner eigenen Situation mehr als unzufrieden zu sein. „Ich will das nicht mehr“, sagt er mehrfach, „ich will wieder mein eigenes Leben.“ Freunde würden ihn soweit treiben, ihn dazu verleiten. Damit soll jetzt aber Schluss sein, sagt er. „Ich habe immer Fehler gemacht – daraus lerne ich!“ Daraufhin wird Richter Hüttermann skeptisch, immerhin war das nicht die erste Alkoholfahrt. Also bohrt der Richter nach: „sind Sie Alkoholiker?“ Keine Antwort. „Noch einmal, sind Sie Alkoholiker?“, fragt er mit Nachdruck. Ebenso nachdrücklich kommt Klaus Hüttermann das Nein des Angeklagten entgegen. Vielmehr führt der 52-Jährige seine Radtouren unter Alkohol auf seine Arbeitslosigkeit zurück. Davor will er dafür nämlich keine Zeit gehabt haben, schließlich musste er seinerzeit noch früh aufstehen und zur Arbeit. „Wenn du keine Arbeit hast, bist du wie vom Erdboden verschluckt“, bringt er seine Gemütslage auf den Punkt. „Ich will wieder arbeiten!“, macht der 52-Jährige dem Gericht deutlich.

Derweil wirft die Staatsanwaltschaft einen Blick in die Strafakte. Dreimal musste sich der Salzwedeler schon für vorherige Alkoholfahrten – immer mit dem Fahrrad – verantworten. Dies ist die vierte Sache. Zwei weitere hat die Vertreterin der Staatsanwaltschaft noch auf ihrem Tisch. Die letzte vor wenigen Tagen. „Wie lang soll das denn so weitergehen“, fragt Richter Hüttermann: „wollen Sie ins Gefängnis?“ Der Angeklagte senkt sein Haupt und blickt in den Schoß. Er schüttelt den Kopf. „Oder sollen wir Ihnen das Fahrrad wegnehmen?“, fragt Klaus Hüttermann und blickt in Richtung Betreuerin: „Sie könnten es abschließen.“ „Meinetwegen, dann laufe ich zu Fuß zur Arbeit.“, sagt der Angeklagte. Derzeit leistet der Salzwedeler für seine Vergehen Sozialstunden. Seine Betreuerin sieht darin kein Mittel. „Dann organisiert er sich ein Neues.“ Außerdem würde er ein Rad benötigen, um, im Falle eines Jobs, zur Arbeit radeln.„Sie dürfen Trinken, aber nicht Radfahren. Sie dürfen Radfahren, aber nicht Trinken“, macht es die Staatsanwaltschaft kurz.

Schlussendlich wird das Verfahren im Hinblick auf die noch kommenden eingestellt. Bei einen weiteren Verstoß droht ihm Gefängnis.