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Arendsee Millionenfacher Start ins Leben

Die Kleine Maräne - für diese Fischart ist der Arendsee bekannt. An Land wird für die nächsten Tier-Generationen gearbeitet.

Von Christian Ziems 14.01.2021, 23:01

Zießau l Das Wasser läuft, die Schwanenfedern liegen bereit und Fischer Wilfried Kagel hat den künftigen Maränen-Nachwuchs fest im Blick. Während der Zießauer in dem speziell eingerichteten Raum Arbeitsschritt für Arbeitsschritt erledigt, erklärt Geselle Fabian Stegner im Volksstimme-Gespräch die Details. Doch zuvor fordert die Katze vor der Tür ihr Recht ein und schaut den Mitarbeiter fragend an. „Ach Suse, ich habe leider gerade keinen Fisch mehr für dich. Es ist alles verkauft“, sagt er lächelnd. Das Tier nimmt es still hin und findet schnell einen bequemen Platz auf einer Bank.

Fabian Stegner beginnt anschaulich, von den Maränen zu erzählen. Die laichfähigen weiblichen Fische aus der Blauen Perle werden mit den Händen abgestrichen, genauso wie die männlichen Tiere. Es kommt alles zusammen in eine Schüssel und mit einer Schwanenfeder wird umgerührt. „Die Federn sind besonders weich. Mit Kunststoff würde es zum Beispiel nicht so gut funktionieren“, erklärt Fabian Stegner. Das Arbeitsmaterial stammt praktischerweise ebenfalls vom Arendsee, denn Schwäne gibt es dort auch und die verlieren hin und wieder eine Feder.

Behutsamkeit ist grundsätzlich wichtig, damit aus dem Nachwuchs ausgewachsene Fische werden. Am Anfang sind nach dem Schlüpfen aus den Eiern zwei schwarze Augen, die etwa die Größe von Stecknadeln haben, zu sehen. Der Körper ist praktisch durchsichtig und kaum zu erkennen. Durch die Zuger-Gläser strömt Arendseer Wasser, so werden die Fische gleich an ihre Umgebung gewöhnt. Pro Glas sind es übrigens rund eine halbe Million.

Beim späteren Transport von der Fischerei zum See müssen die Tiere so vorsichtig wie möglich behandelt werden. Fabian Stegner kennt die Risiken und erzählt davon. Ein kleiner Stoß kann bereits Folgen haben und die Kleinen Maränen verletzen. Darum gilt es zudem, auf das Wetter zu achten. Denn Wellen können am Anfang ebenfalls gefährlich sein. Sogar auf die Windrichtung muss geachtet werden. Zudem sind die zunächst winzigen Fische zunächst eine leichte Beute für Fressfeinde. Es lässt sich nicht genau sagen, wie viele Kleinen Maränen die erste Zeit überleben. Fest steht: Mehrere Millionen Exemplare schlüpfen alljährlich in dem Fischerei-Gebäude und werden dann nach einigen Monaten in die Freiheit entlassen.

Längst nicht alle kommen in die Blaue Perle. Auch andere Gewässer benötigen regelmäßig Besatz. Wenn es wärmer wird, stehen Transporte an. Im April oder Mai kommen Verantwortliche von anderen Seen nach Zießau. Von dort wird der Nachwuchs in die neue Heimat gebracht und sorgt dann für „frisches Blut“. Der Transport erfolgt in großen, mit Wasser gefüllten Kunststoffsäcken.