1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Chemische Behandlung schadet Arendsee

Belastung Chemische Behandlung schadet Arendsee

Diplombiologin Renate Baltruschat ist gegen eine Behandlung des Arendsees mit Polyaluminiumchlorid.

Von Helga Räßler 02.11.2019, 00:01

Ziemendorf l „Der Vergleich mit dem Barleber See, wo die Sanierungsmaßnahme mit Polyaluminiumchlorid – PAD – zum zweiten Mal nach 30 Jahren erneut angewandt wurde, hinkt“, erklärte die in Ziemendorf lebende Diplombiologin Renate Baltruschat gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Der Barleber See sei eine ehemalige Kieskuhle mit einer Durchschnittstiefe von 7 Metern (maximal 9), der Arendsee dagegen sei durchschnittlich 30 Meter tief (maximal 53).

„Im Barleber See waren innerhalb von drei Monaten 1000 Tonnen des chemischen Mittels ausgebracht worden, um den Phosphor als Nahrungsgrundlage der Blaualge zu binden, im Arendsee sollen es 4000 Tonnen sein – aber mit welchen Folgen“, frage sie sich.

Sie habe nicht grundsätzlich etwas gegen Chemie – „weil alles auf der Welt Chemie ist, aus chemischen Zusammensetzungen besteht, auch wir selbst“, betont sie. Aber was einmal in den See gelangt sei, bleibe auch dort. Und nur ein Teil des PAD bleibe gebunden im Sediment, andere Teile wirken auf Pflanzen und Fische. Inwieweit die toxische Wirkung des enthaltenen Aluminiums auch auf Menschen wirken werde, sei ungewiss.

„Ich bin für den Tourismus am See, doch was schreckt mehr ab: zwei Tage Sperrung wegen der Blaualgenblüte oder die Gewissheit der chemischen Belastung auf Dauer?“

Sie stehe mit ihrer Ablehnung nicht allein, auch Gastwirte und Hoteliers am Arendsee seien der Meinung. Und sogar von wissenschaftlicher Seite werde die PAD-Anwendung nicht einhellig befürwortet. „Aus Berlin habe ich eine Wortmeldung, dass der positive Effekt und die Eindämmung des Blaualgenwachstums nicht von langanhaltender, also nachhaltiger Wirkung sei“, so Baltruschat.

Das habe sie bei der Exkursion mit der AG und interessierten Teilnehmern zum Barleber See im September, wo die Akteure vor Ort und PAD befürwortende Wissenschaftler wie Dr. Helmut Rönicke (ehemals Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) die Methode demonstrierten, kundgetan.

 Ob es allerdings tatsächlich zum Sanierungsfall kommt, ist noch unklar. Derzeit läuft noch eine Umweltveträglichkeitsstudie. Da vom AG-Vorstand jedoch gefordert wurde, mit einer Stimme und für die Sanierung zu sprechen, sei sie aus dem Vorstand und aus der AG ausgetreten.

Wie gefährlich das PAD für Fische zu sein scheint, beweist, dass im Barleber See im Vorfeld die Fische umgesetzt worden waren. „Wie soll das am Arendsee passieren bei in 30 Meter lebenden Maränen“, fragt sich nicht nur Renate Baltruschat.