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Berufschule In der digitalen Steinzeit

Die Berufsschule Salzwedel hat einen Internet-Anschluss von gerade einmal zwei MBit/Sekunde für das gesamt Haus.

Von Antje Mewes 22.04.2018, 04:00

Salzwedel l „Wie schnell ist Ihre Internetverbindung?“ Eine Antwort darauf verspricht der DSL-Speed-Test. Von schnell kann an den Berufsbildenden Schulen (BBS) des Altmarkkreises allerdings nicht die Rede sein. 0,44 Mbit/s waren es am Mittwochvormittag im Download und ganze 0,01 Mbit/s im Upload, hatte der Systemtechniker der Schule Detlef Schwertfeger ermittelt.

Über das Netzwerk der Schule kann er das Datenvolumen bestimmten Nutzern zuweisen. Während der Unterrichtszeit sind das die beiden mit Internetanschlüssen ausgestatteten Räume. Die Lehrer melden zuvor an, wenn sie mit ihren Schülern im Netz arbeiten wollen. Die Verwaltung hat in dieser Zeit Sendepause. „E-Mails können wir dann schreiben, aber nicht abschicken“, erklärt Schulleiter Peter Lahmann. Derartige Tätigkeiten müssen auf nach dem Unterricht verschoben werden. Ebenso wie das Pflegen von Datenbanken im Internet. Das sei ohnehin ein Geduldsspiel bei oft nicht mal zwei MBit/s. Die Schüler nutzen aufgrund der schwachen Verbindung meist ihre eigenen Geräte. „Das wollen wir aber auch nicht“, sagt der Schulleiter.

Für ein Umweltprojekt war eine Live-Übertragung aus einem Bienenstock geplant. „Unmöglich“, musste der Systemtechniker ablehnen.

Verzweifelt hatte Lahmann das Anliegen nach einem besseren Anschluss dem Kreiselternrat vorgetragen und um Unterstützung gebeten. Denn die Schule bildet in den Berufen kaufmännische Assistenz für Informationsverarbeitung und Informationstechnische Assistenz aus. Und dabei ist der Wunsch keineswegs vermessen. „16 MBit/s würden uns reichen“, sagt der Systemtechniker. Schwärmt aber gleichzeitig von den Bandbreiten, die der Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) garantieren will: „ab 150 MBit/s aufwärts.“

Seit 2003 ist die BBS mit einem kostenlosen „Telekom@School-Anschluss“ mit besagten bis zu zwei MBit/s versehen. „Anschlüsse mit 16 Megabit werden kostenfrei bereitgestellt“, heißt es in einem Werbeschreiben des Konzerns zu Telekom@School. Bei Verfügbarkeit könnten auch höhere Geschwindigkeiten beauftragt werden. Diese erhielten die Schulen zu einem deutlich reduzierten Preis. Doch bei der „Verfügbarkeit“ scheint das Problem zu liegen. Dass diese nicht möglich ist, sei „die Standardausrede“ seitens der Telekom, die er höre, seit er an der Schule arbeitet, erklärt Schwertfeger. Und auch der Schulleiter musste sich sagen lassen, dass ein Mehr nicht möglich ist, weil die BBS zu weit außerhalb der Stadt liege und neue Leitungen verlegt werden müssten.

Dem widerspricht der Pressesprecher der Telekom, Georg von Wagner. „Das Problem liegt nicht bei uns“, erklärt er und schiebt den schwarzen Peter dem Kreis als Träger der Schule und dem Leiter zu, die einfach nur einen besseren Anschluss beauftragen müssten. Der Vertrag sei anzupassen und dann auch entsprechend für die Leistung zu zahlen. Aus seiner Sicht seien am Standort der BBS 50 bis 75 MBit/s möglich, sagt von Wagner auf Anfrage der Volksstimme, schränkt allerdings ein, dass er erst nächste Woche mit Mitarbeitern vor Ort Kontakt aufnehmen könne, um sich die genauen Daten zukommen zulassen.

„Die Internetversorgung der Berufsschule ist Inhalt aktueller Abstimmungen“, erklärt Kreissprecherin Birgit Eurich. Dazu soll es bis Ende nächster Woche eine Investitionskostenrechnung geben und unmittelbar die Entscheidung gefällt werden, informiert sie. Ziel ist ein Anschluss an das Glasfasernetz noch in diesem Jahr. Dabei könnten sowohl der ZBA als auch private Anbieter, wie die Telekom, zum Zuge kommen.