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Bildung Digitaler Umbruch mit Hindernissen

Der notwendige Schritt in die Digitalisierung am Jahn-Gymnasium Salzwedel soll mit der vom Land geförderten Lernplattform Moodle gelingen.

Von Tobias Hofbauer 01.12.2020, 23:01

Salzwedel l „Das Projekt steht nun vor der Herausforderung, wie es die 670 Schüler und Lehrkräfte annehmen werden“, erklärt Tobias Burggraf, Oberstufenkoordinator und Lehrer des Jahn-Gymnasiums. Die Rede ist von der Online-Plattform Moodle, die den digitalen Unterricht im Land vorantreiben soll. Doch ganz so einfach ist es nicht.

„Wir haben festgestellt, dass es analog nicht immer funktioniert“, sagt Berit Kraus, eine der Moodle-Administratoren der Schule. So sei in der Vergangenheit kein Kontakt mit Schülern zu Hause möglich gewesen, als der erste Lockdown die Schüler ins Homeschooling schickte.

Unter anderem soll die Lernplattform Unterricht und Hausaufgaben besser integrieren und den Schülern eine Kommunikationsplattform bieten. Gelingen soll das, indem sich sowohl Lehrer als auch Schüler mit dem Programm vertraut machen, um dessen Vorteile zu nutzen. Eine Kommunikation ist nicht nur unter den Schülern möglich, sondern auch mit den Lehrern. Dafür steht den Kindern und Jugendlichen nicht nur eine Webversion zur Verfügung, sondern eine App, um auch unterwegs auf die Plattform zugreifen zu können.

Abgesehen davon ist es möglich, in die Plattform Animationen einzubetten, Audio-Beiträge aufzunehmen und direkt Feedback zu geben, heißt es. „Die Seite kann selbst gestaltet und individualisiert werden“, erzählt Administrator Sebastian Klopp. Dabei funktioniere Moodle nach einem Baukastenprinzip. So sei die Seite je nach Bedürfnissen und Wünschen anpassbar.

Nach einer längeren Testphase haben sich Verantwortliche der Schule für Moodle entschieden. Konkurrenzprodukte gebe es zwar, diese seien aber datenschutztechnisch bedenklich. Moodle dagegen liege auf den Servern der Uni Magdeburg. „Ein großer Pluspunkt“, weiß Klopp. Weiter sagt er: „Vom Land werden verschiedene Medienpakete geschnürt“. So gebe es für Sachsen-Anhalt einen eigenen E-Learning-Service mit dem Namen „selessa“. Ziel sei die „Erhöhung der Medienkompetenz der Lehrkräfte zur Anpassung an den medialen und digitalen Wandel”, schreibt das Landesportal zu dem Projekt. Auch andere Schulen aus der Umgebung sind bereits mit Moodle ausgestattet wie die Berufsbildende Schule Salzwedel (BbS) und das Gymnasium in Beetzendorf.

Neben dem Vorteil, sich austauschen zu können, sei die Plattform eine echte Alternative zu Whatsapp, das ohnehin erst ab 16 Jahren freigegeben und nicht kontrollierbar ist. Moodle dagegen biete mit seinem Aufbau einen geschützten Bereich. Die Möglichkeiten für die Jugendlichen seien dieselben wie im Messenger, betont Klopp.

Leider sei das WLAN noch nicht stark genug, um einen digitalen Unterricht ohne Pannen zu ermöglichen. „Besonders ernüchternd ist es für Kollegen, wenn ihr digital vorbereiteter Unterricht nicht funktioniert und sie deshalb wieder zur Tafel greifen“, verdeutlicht Tobias Burggraf die Probleme. „Wir brauchen einfach einen vernünftigen Internetanschluss“, fordert Sebastian Klopp. Denn erst dann sei Moodle vollumfänglich zu nutzen.

Über Online-Seminare werden die Lehrkräfte geschult, um ihr Wissen an die Schüler weiterzugeben. Dafür sollten diese aber auch die nötige Zeit bekommen, um sich an die Bedienung zu gewöhnen, gerade weil das Programm doch recht kompliziert sei, so Kraus. „Moodle macht den Unterricht nicht besser.“ Das Programm sei vielmehr dazu da, den Unterricht anzureichern. So würde es den Sinn verfehlen, Nachlesematerial ohne Erklärung abzulegen oder zusätzlich zum Unterricht Aufgaben aufzuerlegen. Besser wären Übungen, die sich nach und nach freischalten und somit einen geführten Lernweg bieten.

Ein Experiment, bei dem ein Test ausschließlich auf dem Handy abgehaltenen wurde, war ein voller Erfolg. Auch die Schüler nahmen die Form der Wissensabfrage überraschend gut an, auch wenn sich viele die Kulanz einer Lehrkraft wünschen, die „noch ein paar Minuten oben drauf gibt“, erzählt Sebastian Klopp.

„Am Ende stellen viele fest, dass auch digitales Lernen anstrengend ist“. Dabei dürfe aber nie der Spaß zu kurz kommen, unterstreicht Burggraf.