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Blitzer Die Herren der Radarkontrolle

Wie funktioniert ein Blitzer? Zwei Polizeibeamte zeigten in der Nähe von Salzwedel wie Radarkontrollen ablaufen.

Von Antonius Wollmann 21.11.2017, 00:01

Kläden l Pünktlich um 13 Uhr parken Ralf Zebedies und Hanno Rath ihren Kleinbus etwas versteckt neben einem Grundstück an der Bundesstraße 190. Die Tarnung ist wichtig. Schließlich soll sich nicht zu schnell rumsprechen, dass die beiden Polizeihauptmeister an der viel befahrenen Straße den Messwagen des Salzwedeler Polizeireviers postieren. Bis 19 Uhr wird dann die Geschwindigkeit jedes Verkehrsteilnehmers gemessen, der in Richtung Salzwedel unterwegs ist.

Bevor es richtig losgeht, müssen die Beamten erst einmal die Technik richtig in Gang kriegen. Denn das ist gar nicht so einfach, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Einfach nur Sensor und Blitzer aufzustellen, reicht nicht. Es geht darum, dass die Bilder, die beim Blitzen entstehen, auch verwertbar sind. Fahrer und Nummernschild müssen klar zu erkennen sein, sonst war der ganze Aufwand umsonst.

Eine gute halbe Stunde dauert es, bis Ralf Zebedies und Hanno Rath zufrieden sind. Manchmal sind die Gesichter zu hell, manchmal die Kennzeichen zu dunkel. „Die richtige Belichtungszeit zu finden, ist entscheidend“, erklärt Ralf Zebedies. Dabei haben sie an diesem trüben Montag noch Glück. Die Lichtverhältnisse spielen ihnen die Karten. Alles ist grau, es gibt wenig störende Kontraste.

In der Testphase löst der Blitzer schon bei Tempo 30 aus. Erlaubt sind wie innerorts üblich jedoch 50 Kilometer pro Stunde. Sichtlich irritiert fährt eine Frau, die sich an die Vorgaben gehalten hatte, an den Straßenrand, um das Gespräch zu suchen. Hanno Rath erklärt ihr die Situation. Beruhigt steigt sie wieder ein und setzt ihre Fahrt fort. Sie kommt natürlich ohne ein Verwarngeld davon. Die Messergebnisse der Testphase werden nicht gespeichert.

Gut eine Stunde, nachdem Ralf Zebedies und Hanno Rath mit ihrer Maßnahme begonnen haben, sind ihnen noch nicht allzu viele Fahrzeuge ins Netz gegangen. Ob schon die Nachricht die Runde gemacht hat, dass die beiden Polizisten in Kläden stehen? Hanno Rath kann sich das gut vorstellen: „Leider spricht es sich sehr schnell rum. Es läuft auch im Radio. Und die Autofahrer warnen sich gegenseitig mit der Lichthupe.“ Sind Unstimmigkeiten unter Autofahrern ansonsten keine Seltenheit, gilt in diesem Fall: Im Kampf gegen die Radarkontrolle herrscht absolute Solidarität.

So sehr Autofahrer alles tun, um die Kontrollen zu verhindern, so sehr sind sie nicht um Ausflüchte verlegen, wenn der Blitzer dann doch mal auslöst. Der Klassiker: Statt am Straßenrand zu stehen, solle man besser mal die richtigen Verbrecher jagen. Auch gerne genannt: Es gäbe Stellen, an denen Kontrollen viel nötiger wären.

Die Chance, damit durchzukommen, ist denkbar gering. Hin und wieder artet die Konfrontation aus. „Es kam natürlich schon vor, dass mir Schläge angedroht wurden. Dann ist eben die nächste Anzeige fällig“, lässt sich Ralf Zebedies von aufbrausenden Charakteren nicht beeindrucken. Nach 32 Jahren im Polizeidienst wahrscheinlich auch kein Wunder.

Sein Kollege Hanno Rath betont, dass die Polizei eigentlich sogar recht pfleglich mit Temposündern umgeht. Das Messgerät löse erst ab 64 Kilometern pro Stunde aus. Geringe Überschreitungen im Ort würden also gar nicht erst geahndet werden. Wer bis zu 20 Kilometer pro Stunde zu schnell ist, komme mit einem Verwarngeld von 35 Euro außerdem noch gut weg.

In all den Jahren, in denen sie ihre Anlage an der Straße aufgestellt haben, sind natürlich Fälle in Erinnerungen geblieben, bei denen selbst jene 20 Stundenkilometer deutlich überschritten worden. „Bei Siedenlangenbeck hatten wir mal einen Porsche mit 198 km/h“, erinnert sich Hanno Huth. Ralf Zebedies erreicht mit seinem Spitzenreiter fast den Wert: 196 Kilometer pro Stunde zwischen Ritzleben und Pretzier. Bei Regen und Dunkelheit.