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Blumenstrauß Ohne Familie und Freunde läuft nichts

Zum letzten Mal in diesem Jahr vergibt die Volksstimme den Blumenstrauß des Monats. Den erhält diesmal Christel Tiemann aus Neulingen.

Von Helga Räßler 09.12.2017, 02:00

Neulingen l Hätte sie gewusst, um was für einen Termin es sich handelt, hätte sie abgesagt. Das sagt Christel Tiemann aus Neulingen ziemlich resolut, als sie den Blumenstrauß des Monats erhalten soll. Nein, sie sei nicht diejenige, die am meisten ehrenamtlich arbeite. „Da gibt es doch viele andere, die oft im Hintergrund stehen, aber viel mehr machen“, meint sie. Beim Blick auf die im adventlichen Rot-Grün zusammengestellten Blumen strahlt sie dann doch und freut sich. Sogar ihrer Enkelin, die am „Omatag“ bei ihr ist, bewunderte die Blumen.

Und sie hat den Strauß und die damit verbundene Anerkennung auch verdient. Denn seit es den Heimatverein De Dörpstroat in Neulingen gibt, steht sie als Vorsitzende an dessen Spitze. Das sind mittlerweile fast 13 Jahre. Nächstes Jahr findet schon der 13. Kartoffeltag statt. „Das ist unser großer Höhepunkt im Jahr“, so Christel Tiemann. Aber, fügt sie sogleich hinzu, sie allein könne gar nichts bewirken. „Nur mit den vielen anderen ehrenamtlichen Helfern - aus dem Verein, aber auch aus dem Dorf und dem Umland - gelingt so etwas“, betont sie.

Das war auch der Fall, als im Oktober wie jedes Jahr die Dahlienknollen aus der Erde geholt wurden. Da packe jeder mit an. „Und ohne die Familie könnte ich das als Vorsitzende auch nicht schaffen“, sagt sie. Ob das ihr Ehemann Axel sei, der ehrenamtliche Ortsbürgermeister, ihre verheirateten Töchter Lisa und Annemarie mit ihren Familien, der Sohn und Hoferbe Peter, die Schwiegereltern nebenan, Walburg und Christian Tiemann, oder ihr Vater Theo Heimbürger - dieses enge Miteinander und Füreinander-Dasein mache eigentlich die ganze ehrenamtliche Arbeit aus. „Und dieses Miteinander ist auch oberstes Prinzip der Vereinstätigkeit“, meint sie. Und dass das Ganze noch Spaß mache und nicht für einen zur Belastung werde.

Deshalb widmen sich der Verein und seine Freunde nicht nur der Organisation des Kartoffeltages auf der Festwiese am alten Bahnhof, sondern auch dem geselligen Zusammentreffen. „Wir gehen jedes Jahr auf unseren Osterspaziergang, bei dem wir die nähere Heimat erkunden und unsere Nachbarn besser kennenlernen“, nennt sie ein Vorhaben. Und im Herbst gehe es auf eine Exkursion, dieses Jahr war Wittenberge an der Elbe das Ziel. „Mir, uns, ist wichtig, alle im Dorf zusammen zu bringen mit den unterschiedlichsten Interessen, Beweggründen und Eigenschaften“, betont Christel Tiemann. Und dabei nicht nur Ältere einzubeziehen, sondern auch Jüngere.

„Denn die wollen wir ja fürs Dorf und das Landleben gewinnen oder wieder gewinnen“, sagt sie. Es sei ihr eine große Freude, dass ein Großteil der Vereinsmitglieder jung, also unter 30 oder 40 Jahre sei. „So haben unser Verein, der Ort und die Region eine Zukunft“, ist sie sicher.

Christel Tiemann zog selbst erst im Jahre 1989 nach Neulingen, zu ihrem Mann und dessen Familie auf den Hof. Ein Jahr zuvor hatte sie geheiratet und ihr Landwirtschaftsstudium abgeschlossen. Zusammen baute das Ehepaar den Betrieb auf. Nach neun Jahren begann Christel Tiemann eine Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin und arbeitet seitdem beim Maschinenring in Lüchow. Trotzdem und neben Familie und Vereinsarbeit engagiert sie sich in der Kirchengemeinde, wirkt als Lektorin bei der Gestaltung von Gottesdiensten und ist Mitglied in der freiwilligen Ortsfeuerwehr und im Stadtrat der Einheitsgemeinde Arendsee.

Für ein Hobby bleibt da eigentlich keine Zeit mehr? „Stimmt: Ich habe früher sehr gern gemalt, aber dazu bin ich lange nicht mehr gekommen“, bekennt sie. Ihre Lieblingspuzzles liegen gut verstaut in einer Schrankecke. Aber einen Traum hat die Neulingerin noch, den sie sich noch einmal erfüllen will: „Wenn wirklich mal viel Zeit übrig sein sollte, will ich wieder Motorradfahren!“ Und dabei fangen ihre Augen an zu blitzen.