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Historie Bockwindmühle: Denkmal in Arendsee wird 290 Jahre alt und durch Corona steht die Party auf der Kippe

Arendsees Hobbymüller Klaus Lühe hofft, wie viele Menschen auch, auf ein Ende der Pandemie. Denn er möchte das 290-jährige Bestehen des technischen Denkmals öffentlichkeitswirksam würdigen.

Von Helga Räßler Aktualisiert: 19.4.2021, 13:13
Hobbymüller Klaus Lühe zeigt mit einem geschnitzten Zeigestab auf
Hobbymüller Klaus Lühe zeigt mit einem geschnitzten Zeigestab auf den im Mehlbalken eingravierten Spruch zum Mühlenbau. Foto: Helga Räßler

Arendsee. 290 Jahre alt wird in diesem Jahr Arendsees Bockwindmühle. Doch die Geburtstagsparty fällt eventuell aus: Wegen Corona kann der Deutsche Mühlentag mit Flohmarkt am zweiten Pfingstfeiertag schon zum zweiten Mal in Folge nicht an der Alten Poststraße stattfinden. Das grämt Hobbymüller Klaus Lühe sehr, denn seit Jahrzehnten führt er Besucher durch das historische Bauwerk. Eigentlich. „Aber die Pandemie macht uns seit 2020 einen Strich durch alle Rechnungen“, bedauert er. Im Sommer 2020 seien noch vereinzelt Gäste gekommen, um die Mühle zu besichtigen. Aber in diesem Jahr herrsche völlige Flaute. Der engagierte Mühlenführer widmet sich statt dessen Haus und Garten.

„Einen kleinen Hoffnungsschimmer habe ich: Wenn Corona im Herbst vielleicht doch überstanden ist, könnten wir den Mühlentag samt Flohmarkt und Geburtstagsparty am Tag des offenen Denkmals am 12. September nachholen“, schaut Klaus Lühe verhalten optimistisch in die Zukunft. Denn er möchte mal wieder mit seinen Besuchern in die Geschichte der zweigängigen Bockwindmühle schauen.

Arendseer Mühle steht ganz sicher

Seit Ende 2017 steht die Mühle wieder auf sicheren Fundamenten. Damals startete im Herbst nämlich der Bismarker Mühlenbauer Ulrich Blümler die jahrelang geplanten aufwendigen Sanierungsarbeiten. Der marode Eichenbalken der Kreuzschwelle wurde ausgewechselt. Dazu musste die Mühle mit einem Kran extra angehoben und gestützt werden. Die Kosten von gut 6.500 Euro übernahmen Sponsoren.

2012/13 war die Bockwindmühle nach einer Neigung schon einmal wieder ausgerichtet worden, indem stützende Stahlträger ins Fundament eingebaut wurden. Jedesmal waren fleißige Helfer zur Stelle, unter anderem die inzwischen verstorbenen Freunde und Nachbarn Winfried Füchse und Gerhard Scheufele. Die erste umfassende Restaurierung nach der Wende kam 1992 mit Hilfe von Fördermitteln und einem Wittenberger Mühlenbauer zustande. Damit wurde das historische Bauwerk vorm Verfall gerettet.

Ein Blick in die Geschichte des alten Bauwerks

Auf die Ursprünge weist der im Mehlbalken eingravierte Spruch mit Verweis auf die Erbauer hin: „Diese Bockwindmühle haben wir, Heinrich Schulze und Gerlinde Müllers, aus eigenen Mitteln bauen lassen. Anno 1731 im Julio.“

Dabei steht außerdem ein Spruch aus dem Lied „Mein Gott, ich klopf an deine Pforte“, der von Gottgläubigkeit, Geduld und Vertrauen auf die Hilfe von Jesus erzählt. Auch der Bitte, Gott solle die Mühle vor Sturm und Blitzschlag bewahren, wurde Ausdruck verliehen. 1731 errichtet, musste schon 1828 der Mühlensterz erneuert werden. 1868 kaufte Müllermeister Joachim Erdmann Höft die Mühle für seinen Sohn. Der führte sie bis 1902, als er starb. Dessen Sohn übernahm 1909.

Bis 1937 ist eine Lücke in den Aufzeichnungen. Aber dann ist überliefert, dass eine Bäckerei für den Sohn Wilhelm Höft errichtet worden war. Dieser hatte zwar das Bäckerhandwerk gelernt, war aber im Krieg gefallen.

1946 schließlich, also nach Kriegsende, kam Konditormeister Alwin Lühe ins Spiel, der die Müllerstochter Ilse Höft 1939 geheiratet hatte. Er half seinem Schwiegervater. Nach dem Tod übernahm seine Tochter Ilse Lühe, geborene Höft, die Mühle. Die wurde bekanntlich nur noch bis 1953 betrieben. In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Bäckerei an den Konsum verpachtet, später zu Ferienwohnungen umgebaut.

1977 übernahm schließlich Klaus Lühe von seiner Mutter Ilse die Mühle. Er wiederum übergab sie an seinen Sohn Marko. 1997 schloss er einen Erbbaupachtvertrag mit der Stadt Arendsee, der noch bis 2027 läuft.