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Breitband Altmark droht digitale Spaltung

„Glasfaser bis ins Haus - Kann oder Muss in der Altmark?“: Die Antwort war eindeutig, die Umsetzung jedoch kompliziert.

Von Uta Elste 29.01.2017, 13:21

Salzwedel l Eigentlich war die Antwort auf die Frage des Abends klar, und Stefan Wolf, Sprecher der Wirtschaftsjunioren Altmark, brachte sie gleich zu Beginn auf den Punkt: Breitband und damit schnelles Internet sind ein Standortfaktor und unverzichtbarer Teil des Lebens. Landrat Michael Ziche, derzeit in Personalunion auch Geschäftsführer des Zweckverbandes Breitband Altmark (ZBA), unterstrich einmal mehr die Notwendigkeit, den Breitbandausbau zukunftsfähig zu gestalten. Er betonte, dass die Menschen in der Altmark das Recht auf einen gleichwertigen Internetzugang haben wie die Anwohner des Alexanderplatzes in Berlin.

Doch derzeit ist die Situation in Sachen Datenautobahn in der Region kompliziert und für viele Menschen verwirrend. Als der Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) seine Pläne für Glasfaseranschlüsse bis ins Haus bekanntgab, traten andere Telekommunikationsanbieter auf den Plan, erinnerte Stefan Wolf. Doch deren Angebote, so Ziche, seien zwar für den aktuellen Bedarf geeignet, jedoch nicht zukunftstauglich. Dazu würden sich diese Anbieter aus dem altmärkischen Kuchen die Rosinen herauspicken.

Speziell die Telekom stand im Salzwedeler Avacon-Domizil immer wieder in der Diskussion. Ein Vertreter des Unternehmens nahm nicht an der Veranstaltung teil. Daher oblag es dem Diesdorfer Daniel Rieck als Mitarbeiter des Salzwedeler Telekom-Kooperationspartners Jürschick, den VDSL-Ausbau, bei dem ein Glasfaserkabel bis zum Verteilerkasten verlegt wird und die Daten von dort aus per Kupferkabel zu den Endgeräten kommen, zu verteidigen. Es bestehe Bedarf an markttauglichen Produkten. Kurzfristig könne VDSL erst einmal eine Hilfe sein, so Daniel Rieck. Aber: „Wir wissen, dass FTTH (Fibre to the Home - Glasfaser bis ins Haus - die Red.) zukunftsträchtig ist und hoffen darauf“, fügte er hinzu.

Denn für Glasfaserkabel sind Datenmengen im Gigabit-Bereich kein Problem, während Kupferkabel auf den unteren Megabit-Bereich ausgelegt sind, meist mit dem Zusatz „bis zu“ für die jeweiligen Datenmengen. 30 MBit ist dabei eine entscheidende Zahl. Fördermittel gebe es nur, wenn die ankommenden Datenmenge unterhalb von 30Mbit liege, so Michael Ziche. Wer 30 MBit hat, gilt als versorgt

Der Landrat warnte daher vor einer digitalen Spaltung der Region. Denn viele sogenannte weiße Flecken, also kleine Orte mit zu geringer Versorgung, könnten dann mit Fördermitteln Glasfaseranschlüsse und damit schnelles Internet bekommen. Größere Orte mit Gewerbebetrieben und Institutionen, die derzeit von anderen Anbietern aufgerüstet werden, bleiben außen vor. Allein die Ankündigung, dass ein Ort mit 50 MBit aufgerüstet werden soll, sei für den ZBA praktisch ein Ausbauverbot.

Für Michael Olms, neuer Bürgermeister der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf, waren das keine guten Nachrichten. Bis 31. Januar haben die Einwohner der Mitgliedsgemeinden noch Gelegenheit, ihr Interesse an einem Glasfaseranschluss zu bekunden. Nach derzeit vorliegenden Zahlen liegt die potenzielle Anschlussquote für die gesamte VG bei knapp 50 Prozent mit erheblichen Unterschieden zwischen den Gemeinden. Der ZBA beginnt mit der Verlegung der Glasfaserkabel bei einer Anschlussquote von 60 Prozent. Auffällig: Vor allem in großen Orten wie Diesdorf und Beetzendorf ist das Interesse scheinbar gering. Die Einwohner kleiner Orte wie Markau und Schadeberg wollen dagegen alle auf die Datenautobahn. Des Weiteren habe die Telekom beantragt, weitere Kupferkabel zu verlegen, so Olms, und fragte: „Warum kann man auf der letzten Meile nicht gleich Glasfaserkabel verlegen?“

Die Telekom erhalte für den Netzausbau übrigens keine Fördermittel, so Wolfgang Schlaak, Glasfaserexperte vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut Berlin, auf Nachfrage. Allerdings sei das Kapitel auch für potenzielle Fördermittelempfänger wie den ZBA nicht leicht. Zuschüsse aus dem Stark V-Programm für finanzschwache Kommunen durften ausdrücklich nicht für Breitbandausbau verwendet werden. Seit Frühjahr 2016 gebe es in Sachsen-Anhalt eine Richtlinie für Zuschüsse zum Breitbandausbau, im Juli habe der ZBA einen Antrag gestellt. Wenn durch das Wirtschaftsministerium am 22. Februar der Fördermittelbescheid übergeben werde, seien die Arbeiten im Cluster Arneburg abgeschlossen.