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Bürgerpreis Blumen für einen Gedenkstein

An schreckliches Leid erinnern: Ingrid Achtert (Mieste) ist für den Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk vorgeschlagen.

Von Cornelia Ahlfeld 17.04.2018, 13:00

Mieste l Für sie ist die Erinnerungskultur eine Herzenssache, damit das schreckliche Leid, das über 1000 KZ-Häftlinge am 13. April in der Gardeleger Feldscheune Isenschnibbe erleben mussten, nicht vergessen wird: Ingrid Achtert aus Mieste pflegt seit über 50 Jahren einen der 64 Gedenksteine, die entlang der Todesmarschstrecke der Häftlinge vom Miester und Letzlinger Bahnhof stehen. Dafür wurde sie von Mitbürgern für den Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk nominiert.

Der Stein zwischen dem Ortseingangsschild von Mieste in Richtung Friedhof hat erst im Oktober des vorigen Jahres eine frische Farbe erhalten. Das leuchtende Weiß mit dem roten Dreieck ist schon von weitem für jeden Passanten und Autofahrer sichtbar. Ingrid Achtert sorgt dreimal im Jahr für eine frische Bepflanzung. Fast 150 Mal hat sie das in den fünf Jahrzehnten nun schon getan. Wie oft sie allerdings dort Unkraut gezupft und verwelkte Blüten entfernt hat, das weiß die Lehrerin im Ruhestand nicht mehr, denn fast täglich geht sie ihre Runde mit dem Familienhund und kontrolliert dabei auch den Zustand des Steines und seines Umfelds.

Ende der 1960er Jahre hatte sie sich dieser Aufgabe – ehrenamtlich und aus eigener Tasche finanziert – angenommen. Damals war die pensionierte Lehrerin mit ihren Schülern an diesem Gedenkstein. Mit dabei war der ehemalige Miester Bürgermeister Karl Lauterbach, der als Verfolgter des Naziregimes den Kindern von der schlimmen Zeit erzählte, als Deutschland noch Nazi-Deutschland war und viele Menschen verfolgt, inhaftiert, misshandelt und ermordet wurden – wegen Widerstands gegen das Hitlerregime, wegen ihrer Religion oder Abstammung oder weil sie behindert waren. Später halfen dann ihre beiden Töchter bei der Pflege des Gedenksteines. Die sind heute schon längst erwachsen. Mittlerweile macht sie das allein. Um das Mähen und Streichen der Gedenksteine, die alle 500 Meter entlang der Todesmarschstrecke stehen, kümmert sich im Auftrag des Gardeleger Fördervereines der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe die Lebenshilfe.

Auch dort ist Ingrid Achtert noch aktiv. Sie leitet seit vielen Jahren den Chor der Lebenshilfe, der die Menschen in der Region bei vielen Veranstaltungen mit ihren Auftritten erfreut. Auch ein Zeichen dafür, was behinderte Menschen zu leisten vermögen.

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