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Butterpreise Bauern spüren wenig von Preiserhöhung

Die Butterpreise sind bis auf 2,29 Euro pro Stück gestiegen. Bauern in Salzwedel und Umgebung merken davon wenig bis gar nichts.

Von Christoph Zempel 08.10.2017, 03:00

Salzwedel l Nicht nur, wer in Salzwedel in den Supermarkt geht, dürfte derzeit stutzig werden, wenn er an der Butter Halt macht. Auf nicht weniger als 2,29 Euro für 250 Gramm ist der Preis mitunter gestiegen. Im vergangenen Jahr lag er noch bei 79 Cent.

Doch woran liegt das? Immer wieder ist zu hören, dass die Nachfrage nach Butter gestiegen, während zugleich das Angebot knapp geworden sei. Ist Butter etwa neuerdings beliebter geworden? Christian Schmidt von der Agrargesellschaft Siedenlangenbeck jedenfalls glaubt das. „Die Butter hat eine kleine Renaissance erlebt. Sie wurde ja lange dämonisiert. Nun ist sie wieder ein Genussfaktor“, sagt er.

Dies geht zu Lasten des Preises, aber nicht zu Gunsten des Landwirts. „Von 79 Cent auf 1,99 Euro – das ist eine prozentuale Steigerung von mehr als 100 Prozent. Sie kommt aber leider nicht eins zu eins beim Bauern an“, sagt Steffan Reinicke von der Agrar GmbH Jeetze. Raimund Punke, der Vorsitzende des Bauernverbandes Altmarkkreis, schlägt in dieselbe Kerbe: „Irgendeiner verdient sich dumm und dämlich, und wir Bauern stehen hinten an. Der Handel sagt, er habe zu wenig Butter, aber auch wenn die Preise steigen, haben wir nicht viel davon“, sagt Raimund Punke verärgert.

Als 2015 die europäischen Milchmärkte liberalisiert wurden und die Produktionsquoten wegfielen, kam es zu einem Ungleichgewicht: Zu viel Angebot, zu wenig Nachfrage – dementsprechend gingen die Preise in den Keller und sanken im Fall von Butter am Tiefpunkt auf bis zu 79 Cent pro Stück. Die Politik reagierte unter anderem mit einem Milchverringerungsprogramm, das vorsieht, die Produktion zu reduzieren. Als Entschädigung erhalten Milchbauern pro Kilogramm reduzierter Rohmilch 14 Cent. Nun stellt der Handel fest, das Angebot sei zu knapp, also steigt der Preis wieder.

Was der altmärkische Milchbauer von den 1,99 Euro erhält, ist jedoch überschaubar. „Im Moment liegt der Preis pro Liter Milch bei 36 bis 37 Cent, 43 bis 44 Cent müssten es aber schon sein“, meint Raimund Punke. Das ärgere ihn ungemein. „Die Bevölkerung kann natürlich nicht wissen, dass bei uns so wenig ankommt“, erklärt er.

Steffan Reinicke bestätigt das. „Da fehlen die Informationen. Ich wünsche mir mehr Aufklärungsarbeit, sodass der Verbraucher merkt, wie es dabei um uns bestellt ist.“ Die Milchkrise sieht er nicht beendet. Im Gegenteil: „Von den politischen Maßnahmen, die ergriffen worden sind, ist nicht viel umgesetzt worden. Nun liegt die Konzentration wieder auf anderem und nach uns kräht kein Hahn mehr.“ Natürlich wolle er nicht immer nach dem Staat rufen, aber „wir wollen ja, dass wir kostendeckend produzieren und für Krisenzeiten ein paar Rücklagen bilden können“.

Derweil sieht es bei der Ernte nicht besser aus. „Die ist in diesem Jahr sehr stressig gewesen“, meint Reinicke. Zudem beklagt er das geringe Preisniveau der Agrarproduktion, während andere Bereiche teurer würden. „Die Kosten für Boden und Pacht steigen. Am Ende kommt das Finanzamt und die Hälfte ist wieder weg“, erklärt er. Letztlich sei von einem Gewinn durch höhere Butterpreise nicht viel zu merken.

Für Christian Schmidt seien die Mehreinnahmen hingegen zumindest ein bisschen zu spüren. „Ich merke es ein kleines Stück, aber Butter ist ja nur ein Teil.“ Große Sprünge seien deswegen nicht möglich. Vor allem aus diesem Grund hält er den Preisanstieg für gerechtfertigt. „Das ist eine Mehrbelastung von zwei Euro pro Monat für eine Familie. Da gibt es andere, schlimmere Ausgaben, wie zum Beispiel Autos oder Mieten“, sagt Schmidt.

Immerhin seien die Kosten für die Landwirte an anderen Stellen gestiegen. „Wir müssen anderes Futter einsetzen, für eine hohe Eigenkontrolle und Zertifizierung sorgen. Das bedeutet auch Aufwand und mehr Geld.“ Für Schmidt ist daher klar: „Es ist eine Entwicklung über die Zeit, dass Butter auch mal teurer werden darf.“ Schließlich sei das Geld in den Betrieben gut angelegt. „Es ist doch schön, wenn mehr übrig bleibt. Das wird ja im Sinne des Tierwohls verwendet, bringt Investitionen in Gang und schafft Arbeitsplätze“, meint er.

Zudem sind die unguten Gefühle während der Milchkrise bei ihm noch präsent. „Das war ein mieses Gefühl. Wenn man sich mal überlegt, dass man für die eigene Arbeit nur die Hälfte bekommt“, erzählt er. In Folge der Milchkrise verloren etliche landwirtschaftliche Unternehmen ihre Existenz. „Natürlich muss man das im Einzelfall betrachten. Manchmal liegt es am Investitionsstau, manchmal aber auch am Mangel an Fachkräften“, erklärt Schmidt. Dennoch sei es kein Wunder gewesen, dass Agrarbetriebe bei so niedrigen Preisen die Milchproduktion aufgegeben haben, denkt der Landwirt.

Er übt aber auch Kritik an der fehlenden Einstellung einiger. „Ich will die Landwirtschaft nicht spalten, aber den Job zu machen, heißt eben auch, 365 Tage im Jahr Verantwortung zu tragen.“ Darum müsse die Branche gesellschaftlich mehr Wertschätzung erfahren. „Es ist ein schöner Beruf, aber er muss entsprechend honoriert werden“, fordert Schmidt.