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Comedy Profitlich zieht zum Ende blank

Hunderte Zuschauer lachten im Salzwedeler Kulturhaus über das neue Programm von Markus Maria Profitlich.

Von Oliver Becker 09.03.2020, 02:00

Salzwedel l „Schwer verrückt“, lautet das aktuelle Programm von Markus Maria Profitlich, mit dem er gerade durch die deutschen Lande tourt. Um dem etwas mehr Nachdruck zu verleihen, begrüßte das Schwergewicht des deutschen Comedian-Zirkus sein Publikum standesgemäß in einer Zwangsjacke. „Das Leben ist eben eine riesengroße Gummizelle und niemand hat bisher den Ausgang gefunden“, philosophierte der Kölner. Nachdem ihn seine Mitarbeiterin aus seiner eigenen Umarmung befreit hatte, verkündete er dem Publikum, dass es weder politisches Kabarett noch sozialkritische Abhandlungen zu erwarten hätte.

Profitlich ist sich über die Jahre treu geblieben. Immer ei- ne Gratwanderung zwischen witzig und vulgär. Großen Erfolg hatte er mit seiner Unterhaltungssendung „Mensch Markus“, die fünf Jahre im Privatsender lief. Dabei bediente er mehr oder weniger den Flachwitzbereich, der ihm aber sehr viele Fans einbrachte. Auch der Donnerstag wurde eher zu einer gemütlichen Plauderstunde, als zu einer Bühnenshow mit großem Tiefgang.

Wie er selbst betonte, sei er ein guter Beobachter. Und das tägliche Leben liefere ihm dabei die besten Vorlagen für seine Programme. Angefangen bei der eigenen Familie. Zu der seine Frau und seine beiden Töchter gehören würden, die beharrlich mit der Demontage seines Y-Chromosom beschäftigt seien. Selbst sein Hund, sein treuer Freund, wurde nach einer Kastration zu einer Freundin.

Sein Leben wurde durch sei- ne Töchter und deren Freundinnen zu einem Leben zwischen Veganern und Frutariern, einer Spezies, die nur Obst verzehrt, was freiwillig vom Baum oder Strauch fällt. Ein Albtraum für einen Mann wie Profitlich, dessen Körperumfang nicht von Obst und Gemüse geformt wurde. Doch er verweigere sich nicht den Trends der neuen Zeit.

Smoothies seien toll, aber nur, wenn sie Kotelett, Spanferkel, Hopfen und Malz enthielten. „Glutenunverträglichkeit“, ein Begriff, mit dem einen schon die Kinder terrorisieren würden und so bei einem Kindergeburtstag selbstbewusst Nahrungsmittel ohne Gluten forderten. Und das, weil Mama es gesagt hat. „Gluten ist der Napalm der Gegenwart“, steht für den Comedian fest.

Und bei dem Thema Krankheit wird er ernst. „Es sei eine beschissene Krankheit“, sagte er. Profitlich nimmt die Einschränkungen der Betroffenen sehr ernst, weiß er doch selbst, was Einschränkungen bedeuten. 2018 offenbarte er in einem Interview, dass er an Parkinson erkrankt sei. Und auch im Kulturhaus sprach er offen zu seinem Publikum über seine Krankheit. Doch er wolle ihr den Schrecken nehmen und das Thema in seinem nächsten Programm mit verwenden. Doch schnell verließ Profitlich diesen emotionalen Pfad und wandte sich wieder dem offenen Feld des Banalen, Bedeutungslosen, aber doch Unterhaltsamen, zu.

Ein Abstecher in die Tierwelt zu Truthahn, Pferd, Strauß und Eintagsfliege ließ die Lachtränen fließen. Besonders die Eintagsfliege hatte es ihm angetan. Wenn diese auf einer Party sagt: „Heute werde ich nicht alt“, hat es was Endliches. Das Stundenhotel, der Sekundenkleber und die Schnellreinigung seien wohl auf die Fliege zugeschnitten. Und der Song „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, könne die Hymne dieser Fliegenart sein.

Letztlich ein unterhaltsamer Abend, der nicht für den A…. war, der sich aber immer wieder um selbigen drehte. Das rektale Zentrum des Menschen schien es ihm angetan zu haben. Zu gern kam er in seinen Witzen und Sketchen darauf zurück und präsentierte dem Publikum zum Ende eines Sketches sein von Gott geschaffenes blankes Hinterteil. „Ihr wolltet mehr von mir. Bitte schön.“

Auch dafür gibt es, wie nach jedem Sketch, kräftigen Beifall, sodass der 59-Jährige mit den Worten: „Hört auf, ihr fächelt mir ja die ganze verbrauchte Luft auf die Bühne“, Einhalt gebot.