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Corona-Krise Gartenarbeit als Ausgleich

Die Arbeit in einem westaltmärkischen Kleingarten ist während der Corona-Pandemie eine willkommene Abwechslung.

Von Anke Pelczarski 30.04.2020, 04:00

Altmarkkreis l „Der Garten ist in dieser Zeit der perfekte Ausgleich. Da kriegt man nicht alles mit“, sagt Madeleine Krumbein. Die 26-Jährige hat mit Johanna Zahn (22) die Parzelle im Kleingartenverein (KGV) Flögsand in Chüttlitz vor ein paar Tagen übernommen. Geplant war das bereits vor Corona. „Ein bisschen vorbelastet bin ich schon: Meine Eltern kleingärtnern seit 20 Jahren“, erzählt Madeleine Krumbein. „Die Kinder wollten eigentlich nie helfen. Und jetzt auf einmal hat Madeleine Lust aufs Arbeiten“, staunt Mutti Jeannette Krumbein. Ausbremsen will sie die jungen Leute nicht, möchte Tipps geben, wenn diese gewünscht sind.

Erstmal Grund reinbringen in die Parzelle, die zwei Jahre brach gelegen hat: Das Umgraben kostet Kraft, muss aber sein. Erdbeeren und Schnittlauch wachsen schon im Hochbeet. Gurken, Kartoffeln, Tomaten, Kräuter und Blumen sollen folgen, sagen die Neu-Kleingärtner. „Wir haben Weintrauben übernommen, die aus DDR-Zeiten stammen. Die sollen wirklich gut schmecken“, freut sich Madeleine Krumbein aufs Kosten. Die Süßkirschen blühen ausgiebig – die Hoffnung auf leckere Früchte ist geweckt.

Shirin Saffier hat am Ostersonnabend mit ihrer Familie das Laubenpieper-Dasein begonnen. Ein bisschen Obst und Gemüse anbauen, dazu Spielflächen für die Kinder, das hat sich die junge Frau vorgenommen. „Meine Mutti hat die Parzelle gleich nebenan. Da wollen wir uns gegenseitig helfen“, erzählt sie.

„Wir haben in den vergangenen zwei Monaten fünf oder sechs Gärten vergeben“, sagt Bernd Pitterling, Vorsitzender von „Flögsand“. Ob die Pandemie dafür ausschlaggebend sei, wisse er nicht. Die Pacht sei auf zwei Jahre begrenzt. Danach könne der Vertrag verlängert werden. „Wir wollen vorbauen, falls die Gartenlust nur eine Eintagsfliege ist“, begründet er.

Einige Nachfragen nach freien Parzellen habe es auch im KGV Hilgenholz gegeben, schildert der Vorsitzende Gerald Tosch. Diese seien nicht immer in so einem tollen Zustand. Da müsse schon richtig gearbeitet werden, um diese auf Vordermann zu bringen. „Ein Interessent hat sich entschlossen, das anzugehen“, sagt er und wünscht sich noch mehr Naturbegeisterte.

Keinen erhöhten Andrang hat Wolfgang Lübbe, Vorsitzender des KGV Kuhschlagweg Gardelegen, bemerkt. „Wir haben in jedem Jahr zwischen vier und sechs Gärten, die frei werden. Dafür finden wir neue Interessenten“, berichtet er. Froh sei er über jeden Jüngeren, der Lust dazu habe.

Die „ganz normalen Wechsel im Frühjahr“ finden auch im KGV Vogelsang Salzwedel statt, schildert Vorsitzender Martin Miehlke. Dabei gibt es durchaus weiteres Potenzial: Denn 18 der 137 Parzellen stehen in der mit 111 Jahren ältesten Anlage in der Hansestadt leer.

Zwei Neuanmeldungen habe es in diesem Jahr im KGV Wiesengrund Beetzendorf gegeben, sagt Vorsitzende Sabine Fekken. Für junge Familien sei eine Parzelle nicht nur in der Corona-Krise ideal: Sie wüssten, woher Obst und Gemüse kommen. Und die Kinder hätten Spielmöglichkeiten an der frischen Luft. „Wir hatten auch eine Anfrage von unserer örtlichen Kindertagesstätte, ob sie hier gärtnern können. Das liegt aufgrund der Bestimmungen zwar momentan auf Eis, soll aber umgesetzt werden“, nennt sie eine Idee, wie der Leerstand verringert werden kann.

Hartmut Daasch, Vorsitzender des Bezirksverbandes Altmark der Gartenfreunde, wünscht sich vermehrtes Interesse an Kleingärten, hat aber auch Bedenken, ob die Neulinge durchhalten. „Ein Garten ist schön. Aber dafür muss man auch einiges tun“, fügt er hinzu.