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Coronavirus Altmarkkreis: Automaten kriegen ihr Fett weg

Macht Geld krank? Zumindest an Geldautomaten der Banken ist dies, gerade in Bezug auf die Corona-Pandemie, nicht auszuschließen.

Von Cornelia Kaiser 22.03.2020, 12:00

Altmarkkreis l Es gibt Menschen, die gehen zurzeit nur noch mit Handschuhen in die Bankfiliale, um dort an den Selbstbedienungsautomaten ihre Finanzgeschäfte zu erledigen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie empfinden es nicht wenige als Zumutung, auf Touchscreen-Bildschirmen oder viel benutzten Tastaturen herumzudrücken. Schlicht, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass sich wirklich jeder Bankkunde an die herrschenden Hygienregeln hält und sich häufig die Hände wäscht. Fettschlieren auf den Bildschirmen und auf Automatentastaturen lassen nur erahnen, was sich dort an Keimen tummelt.

Doch wie begegnen die Kreditinstitute diesem Problem? Stellt es für sie überhaupt eins dar? Die Volksstimme fragte nach und bekam unterschiedliche Antworten.

Die Pressestelle einer Großbank, die im Altmarkkreis ebenfalls eine Selbstbedienungsfiliale betreibt, zeigte sich am Telefon sogar erstaunt ob der Anfrage. In der nachfolgenden schriftlichen Antwort hieß es dann aber: „Wir orientieren uns an den Verhaltensempfehlungen des Robert-Koch-Institutes, wonach vor allem das gründliche und regelmäßige Händewaschen ein wichtiger Faktor ist, um die Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Dies empfehlen wir auch unseren Kunden.“ Zudem würde auch ein Teil der bundesweit mehr als 1000 Filialen vorsorglich für den Kundenverkehr geschlossen, heißt es von der Commerzbank.

Die regionalen Banken reagieren mittlerweile teils ebenfalls mit Schließungen beziehungsweise Einschränkungen des Serviceangebotes. Zudem gibt es von fast allen Hinweise, dass es ja verschiedene Möglichkeiten des bargeldlosen Zahlens via Karte oder App sowie die Möglichkeit des Online-Bankings gebe und so das eigene Risiko minimiert werden könne. Doch wird die Tatsache, dass in der hiesigen Region nach wie vor viele, gerade ältere, Menschen leben, die kaum oder gar kein Internet beziehungsweise bargeldloses Zahlen nutzen, nicht weggewischt wie eine fettige Schliere.

Alle Kreditinstitute geben an, Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus‘ ergriffen zu haben, indem zum Beispiel Geräte, Monitore und Tastaturen nicht nur regelmäßig von den Reinigungskräften gesäubert werden. „Zusätzlich übernehmen unsere Mitarbeiter aufgrund der aktuellen Situation zwischendurch die Reinigung der SB-Geräte“, schreibt zum Beispiel Anke Duhm, Marketingleiterin der Genossenschaftsbank VR Plus Altmark-Wendland. Ihr Kollege Olaf Genth von der Volksbank Südheide-Isenhagener Land-Altmark unterstreicht: „Entsprechende Anweisungen gibt es bereits seit Längerem. Sie werden konsequent an allen Standorten umgesetzt.“

Die Sparkasse Altmark-West, die Volksbank Uelzen-Salzwedel und die Raiffeisenbank Kalbe-Bismark machen hingegen deutlich, dass angesichts der Zuspitzung der Situation zusätzlich Desinfektionsmittel-Spender für die Selbstbedienungs- und Eingangsbereiche der Filialen bestellt worden seien, dass es jedoch bekanntlich große Lieferschwierigkeiten gebe. „Der Markt ist abgegrast“, so Vorstandsvorsitzender Uli Jelinski von der Raiffeisenbank. Dasselbe sagt auch seine Kollegin Andrea Lenz vom Vorstand der Volksbank Gardelegen, die in dem Zusammenhang an die Eigenverantwortung aller Kunden appelliert. Nico Neumann, Marketing-Leiter der Volksbank Uelzen-Salzwedel, verweist sogar ganz pragmatisch auf die Tatsache, dass die berührungsempfindlichen SB-Geräte auch einwandfrei mit Handschuh-Nutzung funktionieren würden. Es müsse also kein unmittelbarer Hautkontakt erfolgen, um Geld abzuheben oder Überweisungen zu tätigen.

In seinem Hause, so Uli Jelinski weiter, gebe es zudem Hinweisschilder für die Kunden, dass Abstand zu halten sei. Seine Kollegin Anke Duhm erklärt, dass voraussichtlich auch bei der VR Plus zusätzliche Schilder angebracht werden sollen.

Die Sprecher aller befragten Geldhäuser unterstreichen, dass auch die Kunden zum eigenen Schutz und zum Schutz der Mitmenschen unbedingt die aktuellen Hygienregeln beherzigen sollten. Uli Jelinski fügt dazu an: „Wir können nicht jede Schutzmaßnahme ergreifen. Aber aus jeder Krise entsteht bekanntlich auch eine neue Chance.“ Denn so eine Krise sorge immer auch dafür, „dass man intensiver über alles nachdenkt“. Das gelte zweifelsohne auch für den Umgang mit SB-Geräten.

So ist es beispielsweise in etlichen Supermärkten, besonders im Ausland, schon vor Corona längst gang und gäbe gewesen, dass der Kunde vor Betreten des Objektes die Chance erhält, den Griff des Einkaufswagens mittels Desinfektionstuch aus einem bereitstehenden Spender abzuwischen. Solche waren und sind unter anderem auch in diversen Fitnessstudios zu finden, damit der Kunde vor der Nutzung das jeweilige Gerät abwischen kann. Warum sollte das in Banken nicht funktionieren?