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Danneil-Museum Geschichtliches, aber auch Kurioses

Objekte aus 30 Jahren Museumsarbeit sind in einer Sonderausstellung im Johann-Friedrich-Danneil-Museum in Salzwedel zu sehen.

Von Arno Zähringer 21.02.2019, 05:00

Salzwedel l Wie viele Ausstellungen bisher verwirklicht wurden? Da muss selbst Museumsleiter Ulrich Kalmbach nachdenken. „So um die 200 dürften es gewesen sein, aber vermutlich waren es ein paar mehr.“ Nicht nur diese Zahl verdeutlicht das große Engagement, das das Team um Kalmbach auszeichnet.

Jetzt wurde eine Sonderausstellung mit dem Titel „Forum – Hanse – Narrenkopf“ konzipiert, die einen Teil der vergangenen drei Jahrzehnte noch einmal in Erinnerung ruft. Zwei Räume sind dazu im Obergeschoss des Museums gestaltet worden, aber „wir hätten locker auch die ganze Etage verwenden können“, verrät Kalmbach im Gespräch mit der Volksstimme.

Das Jahr 1989 kennzeichnet eine Zäsur in der politischen Geschichte. Gleichfalls wurden damit auch neue Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für die Museumsarbeit geschaffen. „Durch die Umbrüche der folgenden Jahre wurden neue inhaltliche Akzente gesetzt“, erzählt Ulrich Kalmbach, der im Herbst 1989 nach Salzwedel gekommen war.

Anhand von Ausstellungsplakaten und Publikationen lasse sich das Themenspektrum musealer Außenwirkung der vergangenen Jahrzehnte vermitteln. Darüber hinaus geben prägnante Ausstellungsstücke aus den vergangenen Projekten einen Eindruck von der Vielfalt der Sammlungen des Danneil-Museums und der behandelten Themen. Neben den Ausstellungen zur Frühgeschichte, zum Mittelalter und zur jüngsten Zeitgeschichte seien auch immer wieder kulturhistorische Fragestellungen und das Schaffen regionaler Künstler vorgestellt worden.

Unter anderem haben sich die jeweiligen Bewohner des Salzwedeler Stipendiatenhauses mehrfach an Aktionen und Projekten beteiligt. Eine Reihe von Sondervorhaben mit mehreren Kooperationspart- nern zeigt interessante Aspekte gesellschaftlicher Vernetzung. Dazu gehörten auch „Jugend, Leben mit Grenzen“ in Zusammenarbeit mit dem Museum Wustrow. „Dabei diente der Grenzturm bei Hoyersburg als Verbindungselement“, erzählt Kalmbach.

Die Auswahl der in der Schau gezeigten Objekte bezeichnet Kalmbach als subjektiv. Und das ist auch gut so, denn manche der gewählten Exponate lassen den Betrachter schmunzeln. So beispielsweise das Plakat „Gurken aus dem Spreewald – Ansichtssachen von drüben“ aus dem Jahr 1997. Ein echter Hingucker ist die sogenannte Wackelpagode, die um das Jahr 1898 in der Fabrik „Ernst Bohne Söhne“ in Rudolstadt entstanden ist. Die Porzellanscherzfigur zeigt einen unförmigen sitzenden Chinesen, der bei einem Luftzug oder leichten Erschütterungen mit Kopf und Händen wackelt. Zudem bewegt sich die Zunge vor und zurück. „Der umgangssprachliche Begriff Wackelpagode ist eigentlich nicht ganz korrekt. Eine Pagode ist ein Bauwerk. Der Begriff hat sich aber auch in der Fachwelt eingebürgert“, weiß Kalmbach.

Zu sehen ist ebenso die elektrische Kaffeebrühmaschine Moccadur. Sie war eine der frühesten in der DDR gebauten Kaffeemaschinen. Sie wurde von dem damals in Berlin lebenden Unternehmer und Kaffeemaschinenspezialisten Otto Bengtson Anfang der 1950er konzipiert und 1954 auf der Leipziger Messe vorgestellt. Das Küchengerät kam als Schenkung im Rahmen eines öffentlichen Aufrufes 1989 in die Sammlung des Museums und war namensgebend für die Sonderausstellung „Steppke-Forum-Moccadur“ zur Alltagskultur der DDR in den 1950er und 1960er Jahren ab Oktober 1989 im Danneilmuseum.

„Die Entdeckung des Parnupsels“ ist eine nicht ganz ernst gemeinte Installation, die aus einem Ritual der gelegentlichen Zufügung von Objekten, die sich in Schreibtischschubläden oder Werkstätten fanden, entstand. „Die materialreiche Zusammenstellung symbolisiert jedoch auch ganz ernsthaft die Vielfalt der in einem Museum aufbewahrten Objekte, der Begrifflichkeiten und der Geschichten, die daran hängen“, erklärt Kalmbach schmunzelnd. So wurde in diesem Zusammenhang auch die wohl nur im Bereich Könnigde verwendete Bezeichnung „Parnupsel“ für ein kleines Ding, dessen genaue Bedeutung nicht klar ist, erörtert.

Ebenso ist ein selbst gebautes Musikinstrument, das im Rahmen des mehrjährigen Künstlerprojektes „Kunst aktiv“ entstand, zu sehen. Eine Playmobilfigur, die Martin Luther darstellt, verweist auf einen jüngeren Neuzugang im Rahmen des Reformationsjubiläums von 2017.

Die Sonderausstellung Forum - Hanse - Narrenkopf kann dienstags bis sonntags sowie feiertags in der Zeit von 13 bis 17 Uhr im Danneil-Museum besichtigt werden. Gruppen nach Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten.