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Denkmal Nagels Tempel in Arendsee soll neu entstehen

Wanderprediger, Naturapostel und Tempelwächter: Gustav-Nagel-Areal in Arendsee soll Touristen anziehen.

Von Christian Ziems 18.07.2020, 00:00

Arendsee l Ein Tempel am Seeufer, wie in Gustav Nagel einst hatte: Um diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen, gibt es noch jede Menge Vorarbeit zu leisten. Das Ziel der Ehrenamtlichen ist klar, bis 2024 soll er fertig sein. Dieses Jahr wurde nicht zufällig ausgewählt, dann jährt sich Nagels Geburtstag zum 150. Mal. Antje Pochte vom Vorstand des Fördervereins kann sich mit den anderen Ehrenamtlichen bereits über einen Erfolg freuen. Der Antrag für Leader-Fördermittel wurde vor einigen Tagen genehmigt. Aus dem Topf der Europäischen Union fließen damit rund 17 000 Euro nach Arendsee, der Verein gibt noch etwa 2000 Euro dazu. Experten sollen beauftragt werden zu klären, wie sich der Tempelbau realisieren lässt. Danach gilt es die weiteren Schritte zu besprechen.

Dabei spielt auch die künftige Vermarktung des gesamten Areals eine Rolle. Bisher läuft es so, dass die Tür zwar zu aber nicht verschlossen ist. Wer will, kann auf das Grundstück kostenfrei gehen. Davon machen auch viele Menschen Gebrauch, wie Antje Pochte beobachtet hat und beim Wirtschaftsausschuss am Mittwochabend deutlich machte. Dort wurde deutlich: Das Potenzial als Touristenattraktion ist noch nicht ausgeschöpft.

Die Leiterin der Salzwedeler Jeetze-Schule konnte Jugendliche dafür gewinnen, im Informatikunterricht an einer Internet-Präsentation für Nagels „Garten Eden“ zu arbeiten. Die Öffentlichkeit soll zudem mit einer Veranstaltung am 23. August neugierig gemacht werden. Von 15 bis 17 Uhr gibt es vor Ort Ansprechpartner, die über den Arendseer, der unter anderem als Wanderprediger, Rechtschreibreformer, Naturapostel und Tempelwächter bekannt wurde, erzählen werden. Die Pflege des Areals, das der Stadt gehört, erfolgt ehrenamtlich. Schüler sind tätig und Christine Meyer engagiert sich ebenfalls stark. Die Arendseerin hat viel über das Leben von Gustav Nagel, der sich selbst gustaf nagel schrieb, geforscht. Das Gestalten der Schautafeln liegt in ihrer Hand, eine Neue ist in Arbeit.

Das Obstbaum-Areal könnte noch ergänzt werden. Bislang gibt es aber derzeit weder vor Ort noch in digitaler Form dafür eine Spendenbox. Damit es mehr Menschen auf das Seegrundstück zieht, wird auf Zusammenarbeit gesetzt. So soll eine Tafel des geplanten Arendseer Yoga-Rundkurses bis August auf dem Areal entstehen.

Größte Herausforderung des Fördervereins für die nächsten Jahre ist der Wiederaufbau des Tempels am Ufer. Baureste lassen noch von der Schaffenskraft des Wanderpredigers erahnen. In welcher Form das neue Schmuckstück entstehen kann, ob es begehbar wird und ob künftig weiterhin ein kostenfreier Zugang in den „Garten Eden“ geben wird: Alles dies sind noch ungeklärte Punkte. Fest steht: Gustav Nagel selbst nahm einst Eintritt und finanzierte seine Bauten zudem über andere Geschäftsmodelle wie beispielsweise Vorträge sowie Postkartenverkauf. Das Ziel des Vereins, in dreieinhalb Jahren fertig zu sein, wirkt ehrgeizig.

Der Naturapostel selbst benötigte nämlich zwölf Jahre. Es mangelte unter anderem am Geld. In dem Buch von Christine Meyer „gustaf nagel – Der Provokateur vom Arendsee“ stehen etliche Fakten. Einige davon beziehen sich direkt auf den Tempelbau und planerische Grundlagen. So setzte der Tempelwächter nicht auf Bauzeichnungen, sondern folgte seinen Visionen. Manchmal musste er während des Bauens seine Vorstellungen ändern, weil es in der Praxis nicht funktionierte. Eine Grotte mit Figuren- und Lichtkunst bildeten den Unterbau des Tempels. Auf einem „Altar der Liebe“ stand ein weißes Kreuz. Zudem gehörten unter anderem 20 wohlklingende Glocken von Kuhherden zur Ausstattung.