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Disco-Sterben Das Löwenherz schlägt nicht mehr

Das Salzwedeler Nachtleben ist bald um eine Attraktion ärmer. Das Löwenherz in der Burgstraße öffnet am Sonnabend zum letzten Mal.

Von Antonius Wollmann 13.10.2017, 12:10

Salzwedel l Radovan Smiljanic ist hin- und hergerissen. Irgendwie hängt er am Löwenherz, der Diskothek im Herzen der Salzwedeler Altstadt. Seit zehn Jahren betreibt er den Club. Als er vor knapp 25 Jahren das erste Mal Salzwedel besuchte, trank er in den Räumen, in denen damals noch ein Café zuhause war, einen Kaffee. Er stellte sich vor, dass es doch der ideale Ort für eine Diskothek sei. Später machte er seinen Traum wahr. Als Gastronom weiß er jedoch, dass jeder Diskothek nur eine bestimmte Zeit beschieden ist. Und dass lebenserhaltende Maßnahmen in der Regel sinnlos sind.

Deshalb ist nun Schluss. Noch eine große Party wird es am kommenden Sonnabend in den rustikalen Räumen geben, ehe der Vorhang endgültig fällt. Unter dem Motto „Goodbye Löwe“ können sich alle Nachtschwärmer vom Löwenherz verabschieden.

Tolle Zeiten hat der Gastronom in den alten Gemäuern gegenüber vom Amtsgericht erlebt. Die mittlerweile eingeschlafenen Kneipennächte zum Beispiel. Oder die rauschende Fete während der Internationalen Hansetage vor neun Jahren. Während der Weihnachtsfeiertage stießen die Heimatbesucher hier auf die alten Zeiten an.

Von derartigen Erinnerungen ließ sich Radovan Smiljanovic aber nicht beeinflussen, als es darum ging, über die Zukunft des Ladens nachzudenken. Nach reiflicher Überlegung war klar, dass es nicht mehr weitergeht. „Es ist keine spontane Entscheidung. Der Entschluss ist seit einiger Zeit gereift“, erzählt Radovan Smiljanovic. Zehn Jahre seien eine verdammt lange Zeit im schnelllebigen Diskotheken-Geschäft. Aber irgendwann gehe nun mal jede Ära zu Ende, begründet er das Aus für die Diskothek.

Vermutungen, dass das Löwenherz schlicht nicht mehr laufe, tritt er energisch entgegen: „Es liegt nicht daran, dass die Gäste ausbleiben. Die Veranstaltungen waren stets gut besucht.“ Zwei- bis dreimal pro Monat hatte das Löwenherz in der Regel geöffnet.

Auch vom Standort Salzwedel ist er noch überzeugt. Der Stadt möchte er nicht den Rücken kehren. Junge Menschen gäbe es hier noch genügend, um eine Diskothek zu betreiben. Zumal die Konkurrenz gering ist. Der Speicher hat im vergangenen Jahr zu gemacht. Das gleiche Schicksal ereilte das P6 in Lüchow im Sommer. Es kann also gut sein, dass Radovan Smiljanovic bald mit einem neuen Projekt weitermacht.

Was mit den Räumen des Löwenherz passiert, ist derweil noch unklar. Es droht der Leerstand.