1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Personeller Engpass beim DRK

Ehrenamt Personeller Engpass beim DRK

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) setzt seit jeher auf die Unterstützung von Ehrenamtlichen. Doch deren Zahl nimmt im Altmarkkreis drastisch ab.

Von Antje Mewes 01.10.2017, 10:00

Salzwedel l Salzwedels DRK-Kreisvorsitzender René Scheffer redet Klartext: „Wir haben einen personellen Engpass.“ Das betrifft sowohl die hauptamtlichen als auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Im Ehrenamt bedingt die Altersstruktur die Lücke: Viele Ältere stellen ihre Tätigkeit ein, zu wenig Jüngere rücken nach, um sie zu ersetzen. Besonders sei das beim Ausrichten der Blutspenden zu spüren. Dort nehmen die ehrenamtlichen Helfer die Daten auf und – was für alle Spender besonders wichtig ist – sorgen für eine Stärkung, meist in Gestalt lecker bestückter und liebevoll hergerichteter Buffets.

Auch in der Kleiderkammer, in der abgegebene Kleidungsstücke für Bedürftige aufbereitet werden, fehlen Kräfte. Eine Mitstreiterin fällt krankheitsbedingt längere Zeit aus, berichtet Scheffer. Deshalb wird dringend Ersatz gesucht, um das Angebot aufrecht erhalten zu können.

Aber davon abgesehen seien alle Unterstützer gern gesehen, ob im Sanitätszug, bei der Wasserwacht oder auch in der Rettungshundestaffel. Die Mitarbeit sei spannend, bereite Freude und biete eine schöne Gemeinschaft, wirbt er dafür, zumindest einmal zu probieren, ob sich nicht Hobby und Nützliches verbinden lasse.

Bei den Blutspenden und in der Kleiderkammer sei der Aufwand zudem überschaubar. Letztere ist zwei Stunden in der Woche geöffnet. Das Blutspendeteam kann die Fahrzeuge des DRK nutzen. Das Engagement der Ehrenamtlichen wird mit einer kleinen Aufwandsentschädigung bedacht.

Doch nicht nur bei den Freiwilligen hapert es an Personal. Vor allem im Bereich der Pflege fehlen Kräfte. „Wir können zur Zeit keine Patienten mehr annehmen“, sagt Scheffer. Die Mitarbeiter der Sozialstation sind total überlastet. Sämtliche Versuche, qualifiziertes Personal zu finden, seien ins Leere gelaufen. „Alle suchen Fachkräfte in der Pflege“, berichtet er. Es gebe zu wenig Nachwuchs. Die Bestrebungen, entsprechende Bildungsgänge an der Berufsschule einzurichten, begrüßt er. „Ein Schritt in die richtige Richtung, aber viel zu spät“, sagt der Vorsitzende.

Jobs in der Pflege seien für junge Leute nicht attraktiv genug. Das Berufsbild stehe bei ihnen für schwere, oft in Schichten zu leistende und schlecht bezahlte Arbeit. Die schöne Seite des Berufs, das Helfenwollen, das vielen Menschen zu eigen sei, gehe dabei oft unter.

Schuld sei das zu enge Korsett, das die Kassen bei den jeweiligen Leistungen für Patienten und die zu Pflegenden vorgeben. „Es muss doch auch möglich sein, mit den Menschen zu reden, sich ihre Sorgen anzuhören“, betont René Scheffer. Oft sei die Pflegekraft der einzige Mensch, den die Älteren am Tag zu Gesicht bekommen. Hinzu kommen in der Altmark die weiten Wege. Da seien die vorgegebenen Zeiten nicht einzuhalten. Mehr Geld von den Kassen gibt es aber nicht.

Er würde seinen Mitarbeitern gern mehr zahlen, und die Dienstpläne müssten so gestaltet sein, „dass auch noch ein Privatleben möglich ist“, sagt Scheffer. Aufgrund des akuten Personalmangels seien die Belastung und der Stress für die DRK-Beschäftigten momentan sehr hoch. Er sieht die Politik in der Pflicht, diese Situation schnellstmöglich zu ändern. Sonst sei aus seiner Sicht ein akuter Pflegenotstand nicht mehr abzuwenden.